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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Dank!«
    Der spontane Ausruf Simons verblüffte Mathieu. »Du kennst die Jungfer?«
    »Ich sorge mich seit Tagen um sie.«
    Simon fasste sich eilig, aber Mathieu hatte bereits seine Schlüsse gezogen.
    Er las im Blick des erwachsenen Mannes, wie er es schon in jenem des Jünglings getan hatte. Das Mädchen Ysée lag ihm am Herzen. Was hatte das zu bedeuten?
    »Ich wurde Zeuge ihrer Entführung«, berichtete Simon nun mit rauer Stimme. »Dieses Andenken auf meiner Stirn verdanke ich einem unbekannten Krüppel, der mich davon abhielt, ihr zu Hilfe zu eilen. Wenn ich nur wüsste, wer…«
    »Piet Cornelis.« Mathieu gab die Antwort, ehe er den Satz beenden konnte.
    »Bist du sicher, dass er dahintersteckt? So verrückt kann nicht einmal er sein.«
    »Ich bin mir völlig sicher. Zudem wette ich, dass er auch hinter der Brandstiftung steckt.«
    Simon stellte die Behauptung nicht länger in Zweifel. Wenn es um Ysée ging, war der Handelsherr unberechenbar. »Nach alldem, was wir jetzt wissen, müssen wir mit einer Anklage vorsichtig sein.«
    »Das ist mir klar«, bestätigte Mathieu. »Dieser Vorfall könnte Brügge zum Brodeln bringen.«
    Hinter Simons Stirn überschlugen sich die Gedanken. Ysées eigener Großvater! Der Mann, der sie vergeblich und ahnungslos zur Frau begehrte. Wie sollte er dieses Durcheinander entwirren, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen? Wie konnte er Mathieu um seine Hilfe bitten, wenn er ihm mit keiner Silbe verraten durfte, weshalb er seine Unterstützung brauchte? »Ich weiß nicht, wie ich dir klar machen kann, dass ich ihr helfen muss. Unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses habe ich Dinge erfahren, die dies zwingend erfordern.«
    »Sag mir, was mit dem Mädchen geschehen soll. Es will in den Beginenhof zurückkehren.« Mathieu akzeptierte, dass sein Bruder gezwungen war, Wichtiges zu verschweigen. Simon überlegte fieberhaft. Es musste eine schnelle Entscheidung getroffen werden. Ysées Leben stand auf dem Spiel! Sie war außerhalb des Beginenhofes in Gefahr und durfte auch nicht dorthin zurückkehren. Wenn Pater Felix erfuhr, dass sie noch lebte, musste er ihr ketzerisches Vergehen dem Bischof melden. Die Kirche würde darüber hinaus diesen Vorfall zum Anlass nehmen, die Eingliederung der Beginen in einen Orden zu verlangen, und danach ihr Vermögen an sich bringen. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Simon entschied sich, Mathieu wenigstens jenen Teil der Wahrheit zu sagen, der nichts mit Mareike Cornelis’ Beichte zu tun hatte.
    »Ysée darf um keinen Preis in den Weingarten zurückkehren. Man hält sie für tot, und dabei muss es bleiben. Sie ist in größter Gefahr. Man hat eine Ketzerschrift bei ihr gefunden. Bisher hat Pater Felix von einer Anzeige beim Bischof abgesehen, weil er keinen Sinn darin findet, eine Tote zu verfolgen. Sollte sie indes leben…«
    »Das Mädchen ist eine Ketzerin?«
    »Nein.« Simon schüttelte heftig den Kopf. »Ysée kämpft um den richtigen Glauben und braucht geistlichen Beistand, um den wahren Weg zu finden. Man hat ihr übel mitgespielt.«
    »Verstehe ich das richtig? Mein Bruder, der Zisterziensermönch, möchte meine Hilfe, um eine Begine vor dem Scheiterhaufen zu bewahren?«
    »Du hast sie gesehen, mit ihr gesprochen. Hältst du sie für eine Sünderin?«
    »Sie ist eine Frau.« Mathieu fällte sein Urteil in aller Kürze. Fern von ihr fiel es ihm leicht, sie für eine von vielen zu halten. »Glaube mir, Bruder. Ysée ist ein unschuldiges Opfer. Sie büßt für Sünden, die andere begangen haben. Es ist meine Pflicht, sie zu retten und ihr zu helfen. Ihr steht nur ein Weg offen, sie muss Brügge verlassen. Welch ein Segen, dass ich dich getroffen habe. Du wirst sie in Sicherheit bringen.«
    »Weshalb sollte ich das tun?«
    »Vertraue mir. Wir sind dem Mädchen verpflichtet. Wir müssen alles tun, um sie in Frieden ein ihr angemessenes Leben führen zu lassen. Nein…« Er hob die Hand, ehe Mathieu seine Frage stellen konnte. »Das WIR kann ich dir nicht begründen, es ist ein Teil des Beichtgeheimnisses.«
    »Kannst du mir wenigstens ihren vollständigen Namen sagen?«
    »Ysée muss dir genügen.«
    »Sie sagt, Piet Cornelis sei ihr Großvater. Sie hat sich aus dem Fenster eines Hauses vor mein Pferd gestürzt, nachdem er ihr Gewalt angetan hatte.«
    Simon erblasste und schlug die Hände vor das Gesicht. Das neuerliche Unheil brachte ihn noch tiefer in ihre Schuld. Langsam zweifelte er an sich und der Kirche.
    Er konnte nur noch einen klaren Gedanken

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