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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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den armen Teufel ab«, befahl er. »Der Pfarrer erfährt besser kein Wort darüber, dass er Hand an sich gelegt hat. Er muss ihm sonst den Platz auf dem Kirchhof verweigern. Josse hat nicht gewusst, was er tat.«
    Rings um Cornelis nickten alle. Was er sagte, klang vernünftig. Viele von ihnen hatten sich seit Tagen gewundert, dass Josse so ruhelos war, verwirrt schien und jedem Gespräch aus dem Weg ging. Sie bekreuzigten sich und nahmen ihre Arbeit wieder auf. Kurz vor dem Eingang seines Hauses stellte Mathieu sich ihm in den Weg.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    »Euer geneigtes Ohr, wenn’s recht ist.« Mathieu antwortete mit der gelassenen Arroganz eines Edelmannes, der sein Gegenüber verachtet.
    »Da soll doch…« Piet Cornelis erinnerte sich im letzten Augenblick daran, dass er mit dem Gesandten des Königs sprach und dass er allen Grund hatte, höflich und vorsichtig zu sein. »Verzeiht, warum habt Ihr Euch nicht angemeldet? Seht Ihr nicht, dass mich häusliche Schwierigkeiten plagen?«
    »Der arme Josse.« Mathieu nickte bedächtig. »Möge der Himmel ihm seine Sünden verzeihen. Er war schließlich nur das Werkzeug eines anderen.«
    »Bei Gott, ich hab keine Ahnung, was Ihr damit sagen wollt, Seigneur.«
    Cornelis straffte die Schultern und deutete mürrisch zur Tür. Zu spät erinnerte er sich an Katelins Versuch, einen Gast anzumelden. »Ihr habt der Magd gesagt, dass Ihr mich sprechen wollt?«
    »Sie entschuldigte Euch. Ihr seid zu beschäftigt. Ich will Euch nicht lange aufhalten. Nur auf ein Wort. Wo können wir reden?«
    »Kommt in mein Kontor.«
    Mathieu bekundete seine Zustimmung, indem er schweigend folgte.
    »Nehmt Platz und entschuldigt den Irrtum. Die Magd hat Euren Namen nicht genannt. Ich hielt Euch für einen Bittsteller und wollte meine Zeit nicht verschwenden.« Die kurze Zeitspanne hatte Cornelis genügt, die Fassung wiederzuerlangen. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Eine Jungfer namens Ysée vergessen. Sie aus Eurem Leben und Euren Gedanken streichen«, sagte Mathieu knapp. Der Handelsherr wurde erst blass, dann rot. »Findet Ihr nicht, dass Ihr mir für eine solch seltsame Forderung eine Erklärung schuldet?«, knurrte er wütend. »Wenn Ihr es wünscht.« Der Ritter hatte auf den angebotenen Platz verzichtet, und der Kaufmann musste zu ihm aufsehen, weil er ihn um einen Kopf überragte. »Euer Knecht Josse, der arme Teufel, der die Last seines schlechten Gewissens nicht länger ertragen konnte, war Euer Handlanger. Er hat das Feuer im Beginenhof gelegt und das Mädchen im allgemeinen Durcheinander von dort entführt. Als Hinkender wurde er erkannt. Es gibt vertrauenswürdige Zeugen für seine Tat in der Nacht des Brandes. Ganz zu schweigen von der Aussage der Jungfer selbst.«
    »Bei Gott.« Cornells rang nach Atem. »Ihr wisst nicht, was Ihr da faselt.«
    »Die Wahrheit.«
    »Eure Wahrheit.«
    Mathieu verzog den Mund. »Ihr werdet schweigen und keinerlei Nachforschungen einleiten, sonst gnade Euch Gott. Ich kann Euch versprechen, mein Feldzug gegen Euch wird gründlich sein. Man würde Euch der Brandstiftung und des Mordes anklagen, ehrenwerter Handelsherr Cornelis.«
    »Ihr erpresst mich.«
    »Nennt es, wie Ihr wollt. Das Mädchen ist tot, verschwunden, und dabei wird es bleiben, wenn Euch Euer Leben lieb ist.« Piet Cornelis stemmte die Handflächen auf den Tisch zwischen die Münzbeutel und Briefe. Nur so konnte er das Zittern unterdrücken. Schock, Zorn, Angst, Empörung und Fassungslosigkeit raubten ihm die Sprache. Schließlich bekam die Eifersucht Oberhand. Er riss den Kopf hoch. »Ihr wollt sie für Euch selbst, nicht wahr?«
    »Macht Euch nicht lächerlich«, antwortete Mathieu kalt. »Wer sich für eine Frau in Schwierigkeiten bringt, ist ein Tor. Die Begine Ysée ist in der Nacht des Brandes gestorben, und sie wird für Euch nicht wieder lebendig. Vergesst sie, betrauert sie meinethalben, aber schweigt. Im Gegenzug dafür erhaltet Ihr mein Schweigen.«
    Der Kaufmann schloss die Augen. »Wer sagt mir, dass Ihr Euer Wort haltet?«
    »Ihr habt mein Ehrenwort als Ritter und Edelmann. Wollt Ihr daran zweifeln?«
    Was blieb ihm anderes, als darauf zu vertrauen? Dennoch musste er eine letzte Frage stellen. »Lebt sie noch?«
    Mathieu zögerte. Er wusste nicht, ob er Cornelis für seine Hartnäckigkeit bewundern oder verachten sollte.
    »Sie ist halb tot und hat panische Angst davor, dass sie noch einmal in Eure Hände fällt.«
    Der Kaufmann schwieg. Sein Gast verließ ihn ohne

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