Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)
ich bin“, Kyala schien im Kopf nachzurechnen, wie alt sie an diesem Mittag war. Es schien eine recht komplizierte Rechenoperation zu sein. Es sollten Monate vergehen bevor - mit dem Fallen des ersten Schnees - ich das Ergebnis kennen würde.
„Ich möchte nicht darüber sprechen“, sagte sie und Alex nickte verständnisvoll.
„Jeder hier hat so seine Geheimnisse und die größte Furcht jeden Geheimnisses ist es entdeckt zu werden“, kommentierte er philosophisch Kyalas Entscheidung, uns ihr Alter nicht zu verraten.
„Ich bin 24 und wurde mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Mein Vater ist Vorstandsmitglied bei einem deutschen Automobilhersteller. Seine Frau, Mutter von vier Kindern. Der älteste Sohn verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Elite-Internaten in der Schweiz, England und Deutschland, bevor er mit 22 Jahren in diesem Institut seinen ersten Job bekam. Seit dem lebe ich, wie die meisten anderen hier und muss mir ein Zimmer mit einem Typen teilen, der schnarcht wie ein Maulesel.“
„Ich schnarche nicht“, sagte Kyala und erntete Alex hochgezogene Augenbraunen für diese Bemerkung.
Alle Blicke ruhten jetzt wieder auf mir oder auf dem restlichen Essen.
„Ich habe Parapsychologie studiert. Irgendwie habe ich das meinem Bruder zu verdanken. Er hat mich dermaßen tyrannisiert, dass ich mich Zuhause abgeschottet habe. Ich habe mir zwei imaginäre Freunde ausgedacht.“
Keiner lachte mich an dieser Stelle aus, deshalb und nur deshalb fuhr ich fort. „Eines Tages Mitte August wurde mir klar, dass es keine Produkte meiner Phantasie waren, sondern echte Geister. Aber das ist eine längere Geschichte. Ich erzähl sie euch ein andermal. Tja auf jeden Fall stand ab da fest, was ich einmal werden will. Geisterjägerin. Schon während dem Studium habe ich per Zufall“, ich rollte an dieser Stelle mit meinen Augen, „von diesem Institut erfahren.“
„Interessant“, sagte Alex und Lu nickte. Kyala schwieg.
„Was hast du studiert?“, richtete sich Lu an Kyala.
„Nichts!“
„Oh Sorry!“
„Kein Problem mir geht's gut“, sagte Kyala. Alex musste grinsen.
Das Essen schmeckte echt fantastisch und die Gesellschaft stand dem Essen in nichts nach. Die allgemeine Vorstellungsrunde war fürs Erste beendet. Kyala blieb mysteriös, geheimnisvoll und nett. Und sie war bereits wieder in ihren Tagtraum versunken, während ich mir verzückt weitere Stücke Blumenkohlbratlinge und Rosenkohl einverleibte.
„Und heute Mittag geht´s dann zur Talentshow nehme ich an?“, begann Alex dann wie aus dem Nichts mir eine Frage zu stellen.
„Alex! Lass sie doch!“, sagte Lu.
„Warum, das ist doch nichts Schlimmes. Ist doch sozusagen nur die Aufnahmeprüfung.“
„Wie Aufnahmeprüfung?“
„Naja, du hast ein verborgenes Talent oder vielleicht kennst du es ja schon. Deshalb bist du hier. Naja nicht nur deshalb, dein Nummerusdingsbums an der Uni war bestimmt auch ein Grund. Aber eins ist klar. Die haben dich ausgesucht, weil du ein Talent hast, das für das Institut von Nutzen ist. Und wenn sich das heute Mittag nicht bestätigt, dann war´s das.“
„Alex!“
„Ist doch wahr. Warum soll sie nicht die Wahrheit wissen.“
„Sollte ich jetzt nervös sein?“
„Nö, die sind gut in der Vorauswahl. Kommt ganz selten vor, dass kein Talent in den Kandidaten schlummert.“
„Was hast du für ein Talent?“
„Ich kann Gedankenlesen!“, sagte Alex trocken.
„Was?“, schoss es mir über die Lippen und Kyala neben mir bekam einen Hustenwürganfall. Lu musste so lachen, dass ihr ein Stück Schnitzelchen aus dem Mund flatterte und auf den Tisch purzelte.
„Du Schuft hast gelogen!“, sagte ich.
„Ja hab ich. Hat sich aber gelohnt“, grinste er und sah Kyala an, deren Gesichtsfarbe von der einer Tomate nicht mehr zu unterscheiden war.
Stand ihr gut. Etwas Farbe im Gesicht.
War aber ganz schön fies von Alex, fand ich. Aber irgendwie auch voll lustig.
Davidis Büro
N ach dem leckeren Vegimenü hatte ich mich von meinen neuen supernetten Kollegen verabschiedet und mir von Alex den Weg zur Talentshow (so wie er die Aufnahmeprüfung nannte) beschreiben lassen.
War gar nicht so schwer zu finden. Unterwegs bin ich anderen Mitarbeitern begegnet, die mich wirklich alle ausnahmslos freundlich grüßten. Wäre echt schade, wenn festgestellt werden sollte, dass ich talentfrei wäre und ein weiterer Arbeitstag für das Institut keinen Sinn machen würde. Mir fing es an, im
Weitere Kostenlose Bücher