Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)
soll Spaß machen, nur dann kann ich Höchstleistungen vollbringen.“
Für ein paar Momente war es ganz ruhig im Kolonialbüro. Dann hatte ich gehofft, dass er in schallendes Gelächter ausbrechen würde und mir auf die Schulter klopfen würde und wir hätten von da an die dickste Chefmitarbeiterkumpelbeziehung haben können, aber so kam es nicht.
„Leider sind nicht alle Aufgaben mit Spaß verbunden, Frau Engel. Heute Morgen wurde einer Ihrer Kollegen ermordet. Wir haben ihn vor dem Institutsarchiv gefunden. Keine Sorge Frau Engel, Sie kennen ihn nicht, aber wenn Sie etwas länger als einen halben Tag dazugehören würden, dann hätten Sie ihn vermutlich gekannt.“ Jetzt war ich es, die keine Miene verzog und ganz still war. „Glauben Sie mir es hat Spaß gemacht seine Leiche zu identifizieren und seinen Angehörigen die traurige Nachricht zu übermitteln, dass ihr Sohn, Ehemann, Vater nicht mehr zum Abendessen nach Hause kommen würde. Glauben Sie das Frau Engel?“
„Nein!“, sagte ich leise. „Das hat es gewiss nicht!“
Er sprach nach einer künstlichen Pause weiter.
„An was arbeiten Sie Frau Engel?“
„Ich helfe den Asklepiosstab zu finden. Wir werten geographische Muster aus und versuchen so das nächste Ereignis vorherzusagen.“
„Meusburger macht einen guten Job. Enttäuschen Sie ihn nicht.“
„Werde ich nicht!“
„Haben Sie sich schon für einen Wahlkurs eingeschrieben?“
„Ähm, ich wollte ins“, ich brachte den Satz nicht zu Ende. Traute mich nicht so etwas Lächerliches wie Lauftraining in Erwägung zu ziehen, wenn vor ein paar Stunden ein Kollege ermordet wurde. Ermordet? Hilfe!
„Frau Engel. Was für einen Kurs wollten Sie besuchen, bevor sie mich trafen?“
„Das Lauftraining“, sagte ich dann doch, aber nur weil er mich dazu drängte.
„Das ist doch wunderbar. Machen Sie das, es wird Ihnen gefallen. Den zweiten Kurs, den Sie belegen werden, wird Forensik sein.“
„Den habe ich auf der Liste gar nicht gesehen. An wen wende ich mich für die Anmeldung?“
„Es ist kein offizieller Kurs und sie werden von mir unterrichtet.“
„Oh?“
„Sie werden mir helfen den Mörder zu finden!“
„Oh?!“
„Sie und ihr Talent, Frau Engel!“
„Mein Talent?“
„Ich beobachte Sie schon lange. Wenn ich mir nicht sicher wäre, was Sie betrifft, dann wären Sie nicht hier. Das dürfen Sie mir glauben.“
„Mein Talent?“, wiederholte ich nur.
„Frau Engel, bitte beantworten Sie mir eine Frage.“
„Ja?“
„Können Sie sich daran erinnern, dass sie in ihrem Leben schon einmal hinters Licht geführt wurden.“
„Ja schon viele Male! Das hat schon im Kindergarten angefangen, als sie mir die Puppe geklaut hatten und sagten sie wäre ins Klo...“
„Schon Gut. Schon gut! Frau Engel glauben Sie es ist normal, dass man entdeckt, dass man hinters Licht geführt wird. Ich meine, dass man es immer entdeckt, früher oder später, wenn es geschieht?“
„Wenn Sie mich so fragen, dann bestimmt nicht.“
„Frau Engel erkennen Sie ihr Talent?“
„Bin ich die prädestinierte Forensikerin?“
„Reden Sie keinen Quatsch! Sie spüren, wenn Sie jemand anlügt. Das ist es. Ich weiß noch nicht wie es Ihnen gelingt. Ob Körperkontakt notwendig ist, oder ob Sie die Schwingungen der Lüge einfach in ihrer Umgebung wahrnehmen. Wie ein Energiefeld, aber Sie können es, seit Sie auf der Welt sind und ich brauche Sie. Das Institut braucht Sie. Braucht ihr Talent. Das Problem ist nur, dass das geheim bleiben muss. Niemand darf über Ihre Fähigkeit und Ihre Arbeit mit mir Bescheid wissen. Deshalb habe ich mir für Sie noch ein anderes Talent überlegt, dass Sie allen erzählen können. Wir machen in der Regel kein Geheimnis aus unseren Talenten und spätestens nach dem Einweihungsritual werden Sie die Kollegen löchern und Sie werden entscheiden, was Sie preisgeben wollen und was Ihr Geheimnis bleibt.“
Ich musste unwillkürlich an Kyala denken.
„Welches Ersatztalent haben Sie sich für mich ausgedacht?“
„Naja, ich bin mir nicht sicher, ob es sich um ein erdachtes Ersatztalent oder ein weiteres Ihrer wahren Talente handelt. Ich würde es Verführen nennen!“
„Bitte was?“
„Sie können Ihre Mitmenschen im Handumdrehen um den Finger wickeln und bei den Männern das unwiderstehliche Gefühl entflammen, dass Sie das einzige Objekt ihrer Begierde sind.“
„Sie machen Witze!“
„Sehen Sie mich lachen? Aeia, ich denke Sie stecken voller Talente. Sie
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