Begnadet - Buch 1 Aeia (German Edition)
wollte nicht erklären warum ich heute den Sexy-Walk geschwänzt hatte. Ich sagte dutzende Male Ciao, bis Morgen, Ade.
Der Porsche fuhr mich sicher bis vors Haus. Ich nahm immer zwei Stufen auf einmal und schloss, oben angekommen, eilig die Wohnungstür auf.
„Levi bist du da?“
Keine Antwort.
Er machte öfters Überstunden. Gerade dann, wenn es Notfälle gab. Sollte mir heute Abend recht sein, denn ich wollte weiter im Fall Malleki ermitteln. Zuerst hechtete ich ins Schlafzimmer. Meine Handtasche lag noch genau dort, wo ich sie heute Morgen vergessen hatte. Mallekis Akte steckte noch drin. Gut, nicht auszudenken, wie ich das hätte Levi erklären sollen.
Als nächstes schaltete ich das WLAN ein und gab mich meinem Smartphone mit meinem Passwortmuster zu erkennen.
Ich startete Google und gab das Wort Ascham ein.
Eine Schule für Mädchen in Australien. Ein Mister Roger Ascham, der 1568 starb. Ferienwohnungen. Und so weiter. Also Google war nicht gerade eine besonders grandiose Hilfe bei der Aufklärung eines Mordes. Ich hatte es mir vielleicht auch zu einfach vorgestellt. Auch die Kombinationen Ascham Blut und Ascham Spiegelschrift, brachten mich nicht weiter. Ascham Mord, führte mich auf die Spuren von Anthony Ascham, der im 17. Jahrhundert ermordet wurde. Ein bisschen zu lange her.
Ich setzte mich an den Küchentisch, klappte das Laptop auf und wartete bis es aus dem Schlummermodus erwacht war, während ich weiter Google strapazierte, oder waren es meine Nerven, die ich strapazierte? Vielleicht hatte ich mir das Wort auch nur ausgedacht, hatte mir meine Fantasie einen Streich gespielt.
Auf Kyalas Laptop erschien ein blauer Bildschirm!
Auf ihm stand:
Gesperrt!
Darunter,
Kennwort:
Oh nein!
Klar hatte Kyala ihr Laptop mit einem Kennwort geschützt.
Tja, dann waren jetzt wohl auch meine Talente als Superhacker gefragt.
Aber zuerst gab ich einen letzten Versuch bei Google ein, auch wenn ich jetzt einfach einer Vermutung nachging und Davidi das einfach als blindes Herumstochern bezeichnen würde. Ich gab Ascham Ritual bei Google ein.
Nur ein Treffer: Ascham war ein Opferritual bei den Juden. Bingo.
Ich las so schnell weiter. Und fasse zusammen: Die Tora kennt fünf Opferarten, die sich durch ihre Rituale und ihre Anlässe unterschieden. Eine davon ist Ascham, das Schuldopfer. Es dient zur Entsündigung einer groben und vorsätzlichen Gebotsübertretung.
Das Opfer wird geschlachtet und sein Blut an den Altar und an den Vorhang im Tempel versprüht.
Gebotsübertretung? Was für ein Gebot? Eins der 10 Gebote?
Kennworteingabe erforderlich!
Fordert mich Kyalas Rechner auf.
Okay, Ascham musste kurz warten. Ich brauchte Eve. Aber zuerst brauchte ich Kyalas Passwort.
Menschenkenntnis sollte ich haben, wenn mich keiner hinters Licht führen kann, schwirrten die Worte von Davidi durch meinen Kopf. Ich schickte meinen Geist in verschiedenste Winkel auf Reisen.
Was wusste ich über Kyala?
Sie war ein IT-Freak.
Ihr Kennwort erfüllte ganz bestimmt die notwendige Länge und Anzahl an Sonderzeichen. Hieß also bestimmt nicht 123456 oder Mein Kennwort, oder Schreibtisch oder Ähnliches, was eher auf meine eigene Kennwortauswahl zutreffen könnte.
Oh je. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher schien es mir, ihr Kennwort zu entschlüsseln.
Ich ging alle Situationen in meinem Kopf durch, die ich mit Kyala bisher erleben durfte. Suchte nach Hinweisen, wann sie nicht der Freak war, wann sie mir verletzlich, berührt oder einfach nur ohne Fassade begegnet war.
Und dann hatte ich die Lösung. Also zumindest dachte ich es.
Ich tippte langsam die Buchstabenkombination ein und sah mir mein geistiges Meisterstück an, bevor ich die Entertaste drückte:
Alexander der Große
Enter!
Der Benutzername oder das Kennwort ist falsch.
Sie haben noch zwei Versuche.
Shit!
Ich war mir sicher, dass er ihre Schwäche war. Aber sie war auch ein Freak. Das Kennwort war zu einfach. Ich versuchte es gleich noch mal.
Alexander der HÜBSCHE!
Enter!
Der Benutzername oder das Kennwort ist falsch.
Sie haben noch einen Versuch.
Shit!
Ich war frustriert, begann alles zu löschen und dann klingelte das Telefon. Ich bin so erschrocken, dass ich aus Versehen schon wieder Enter drückte, mitten im Löschen. Oh nein, das war´s!
Der Bildschirm wurde dunkel! Prima!
Ich griff zum Handy.
„Schatz?“
„Levi? Wo steckst du?“
„Wir haben noch einen Notfall rein bekommen, es
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