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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Helge Solbakken.«
»Ich sagte es schon, Veum. Das Urteil ist gefallen, und ich
verbüße meine Strafe. Weiter ist dazu nichts zu sagen.«
Ich beugte mich wieder zu ihm vor. »Aber wenn ich dir nun
sage, daß ich weiß, daß es nicht ganz so war, wie du es dargestellt hast, was sagst du dann?«
Eine Zehntelsekunde lang flackerte sein Blick zur Seite, zu
dem stummen Gefängniswärter. Der saß da mit steinernem
Gesicht, als hörte er einer langen und gründlichen Radiotalkshow zu, die ein unsichtbarer Sender an einen Empfänger in
seinem Kopf sendete. Nicht die geringste Bewegung verriet, daß
er unserem Gespräch zugehört hatte.
Dann heftete er seinen Blick wieder auf mich. Eiskalt sagte er:
»Wovon sprichst du?«
»Ich spreche von den Fotos, die Pål Helge Solbakken angeblich von deiner Frau gemacht hat, und dem Verhältnis, das er
mit ihr gehabt haben soll.«
»Angeblich?«
»Deine Frau erzählt anderes darüber – heute.«
»Also hast du doch mit ihr geredet!«
»Habe ich etwas anderes gesagt?«
»Die versoffene Kuh! Sie soll dafür bez … – und was hat sie
gesagt, um sich selbst zu decken?«
»Daß sie nie ein Verhältnis mit Pål Helge Solbakken gehabt
hätte und daß er nie Fotos von ihr gemacht hätte. Daß es ein
anderer Fotograf war, auf deinen Wunsch hin und in deiner
Anwesenheit!«
»Sie bekommt – ich rufe bei – ich sage kein Wort mehr! Ich
will Hellesø hierher haben, bevor ich auch nur …«
»Sie sagte, die Fotos seien nach dem Mord an Solbakken
aufgenommen worden.«
»Was?! Aber das ist doch – lächerlich! Du mußt doch selbst
merken, wie idiotisch das ist!«
»Nicht wenn wir über das Fingieren von Beweisen reden,
Finstad. Ein sichtbares Motiv.«
»Ein sichtbares Motiv? Was meinst du?«
»Ich meine, daß – diese Fotos nach dem Mord gemacht wurden, um dir ein Motiv zu verschaffen, kaschiert als Eifersuchtstat. Wären wir in Frankreich, hättest du verdammt noch mal
mildernde Umstände zuerkannt bekommen, Finstad! Du hättest
vielleicht schon ein freier Mann sein können!«
»Aber warum zum Teufel sollte ich …«
»Weil du einen anderen Grund hattest, Solbakken umzubringen.«
»Und welcher Grund sollte das sein?«
»Was hast du am Freitag im Haus von Trude Solbakken
gemacht, Finstad? Letzten Freitag? «
»Im Haus von …?«
»Ich bin im Treppenhaus an dir vorbeigekommen! Erkennst du
mich nicht wieder?«
Sein Blick war leer. »Nein, ich …«
»Ich ging, und du kamst.«
»Ja, ich erinnere mich, daß ich an jemandem vorbeiging, der
…« Dann erwachte sein Gesicht wieder zum Leben. »Also du
meinst – daß es umgekehrt gewesen sei? Daß Trude und ich es
waren, die – ein Verhältnis hatten, und daß ich deshalb …?« Er
lächelte fast, als sei das Ganze eigentlich nur amüsant.
Ich hielt den Kopf schräg. »Erzähl mir doch einfach, was du
bei Trude Solbakken wolltest, Finstad.«
Er lehnte sich schwer zurück, legte die Hände flach auf den
Tisch und starrte mir direkt in die Augen. »Es ist kein Geheimnis. Alle wissen es.«
»Ich nicht.«
»Nein – du vielleicht nicht. Trude … Sie besuchte mich,
ungefähr ein halbes Jahr nachdem ich verurteilt wurde, hier in
Ullersmo. Sie bat um ein Gespräch. Sie sagte, sie wolle …
Klarheit darüber haben, was ich für ein Mensch sei, warum ich
so brutal reagiert hätte, was ich wüßte über – wie das Verhältnis
zwischen Aud und ihrem Mann meiner Meinung nach eigentlich
gewesen sei. Und so weiter. Sie hatte auch keine perfekte Ehe.«
»Nein?«
»Und dann kam sie wieder, ein paarmal, und es entstand
irgendein Kontakt zwischen uns, und wir … Als ich dann
Hafturlaub bekam, trafen wir uns – draußen.«
Ich beobachtete ihn.
Er wirkte fast peinlich berührt. »Der Rest ist Privatleben,
Veum.«
»Ich verstehe. Ich ziehe daraus den Schluß, daß zwischen euch
eine Beziehung entstanden ist. Zwischen dem Mörder und der
Frau des Opfers.«
»So einfach ist das nicht! Wir sind alle Opfer.«
»Vielleicht. Nicht zuletzt deine Frau, wie mir scheint. Und nun
zurück zu den Fotos. Welche Fotografen kanntest du zu der
Zeit?«
Er schloß demonstrativ die Augen. Als er sie wieder öffnete,
sagte er: »Ich hab’ doch gesagt, daß ich keinen weiteren Kommentar abgebe – nicht ohne Beisein von Hellesø.«
»Es ist mein Job, solche Dinge herauszufinden.«
Er schlug brutal mit der Hand aus. »Dann fang an, mach
deinen Job!«
»Und wenn ich Trude frage?«
»Frag sie nur! Sie weiß nichts – davon. Wir haben uns ausgesprochen.

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