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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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zwei Briefe ab: ein Empfehlungsschreiben für die Gefängnisleitung, das bestätigte, daß ich von ihm engagiert war, um ein
Gespräch mit Thorbjørn Finstad zu führen, und einen persönlichen Brief an Finstad in einem verschlossenen Umschlag. Die
Unterschrift auf dem Empfehlungsschreiben war bestimmt und
charakteristisch, in dunkelgrüner Tinte.
    Ich folgte der E6 nach Kløfta zum Staatsgefängnis Ullersmo.
Ove Hauglands Zeitung hielt sich gute Autos. Das Fahrzeug
schwebte wie auf Luftkissen durch die offene, weitläufige
Landschaft.
Früher war es eine ziemlich umständliche Fahrerei, von Oslo
gen Norden, auf einem Weg, der durch die Hauptstraße jedes
einzelnen Westernstädtchens zwischen der Stadtgrenze und
Brummundal führte. Jetzt konnte man den Autopiloten einschal
    ten, sich gemütlich in den Sitz zurücklehnen, und kaum hatte
man ein paarmal geblinzelt, war man schon in Lillehammer.
Alles, was man sah, waren Raststätten und Tankstellen.
    Dies ist die norwegische Prärie. Hier trägt man einen Cowboyhut auf der Seele. Das Wetter war besser geworden, es gab
sonnige Kurven, aber Kløfta war, was es immer gewesen ist:
eine zu groß geratene Kreuzung mit etwas zu vielen Seitenstraßen.
    Eine ziemlich umständliche Angelegenheit, hinter die sieben
Meter hohen Mauern um Ullersmo zu gelangen. Aber der Brief
von Hellesø half, auch wenn ich das Gefühl hatte, daß sie ihn
gegen das Licht hielten, um das Wasserzeichen zu prüfen, bevor
sie ihn weiterleiteten.
    Hinter den Mauern hatten sie ihre eigene, private Prärie mit
Sportplatz und Trimmbahn, Gefängnisgebäuden und kleinen
Häusern. Damit ich mich nicht verlief, begleitete mich ein
Gefängniswärter in eines der Gebäude und hinauf in einen der
Besuchsräume.
    Es war ein kleiner, spartanisch eingerichteter Raum, wie die
Räume eben aussehen, in denen Inhaftierte mit ihren Anwälten
reden. Die ganze Einrichtung bestand aus einem Holztisch und
zwei gepolsterten Sprossenstühlen auf jeder Seite des Tisches
sowie einem dritten Stuhl, der an einer der Wände stand.
    Thorbjørn Finstad wurde von einem Wärter hereingeführt, der
auf dem dritten Stuhl Platz nahm, wo er während der ganzen
Séance sitzen blieb und unbeteiligt vor sich hinstarrte, als sei er
ein Teil des Inventars.
Finstad trug ein hellblaues Hemd und verwaschene Jeans. Er
war kräftig gebaut, aber schlanker, als ich erwartet hatte.
    Die Zeit, in der Inhaftierten die Haare kurz geschoren wurden,
war vorbei. Finstad hatte einen dichten, grauen Bart, und seine
Haare fielen füllig über die Ohren und in den Nacken.
Ich erkannte ihn augenblicklich wieder, aber nicht von dem
Foto von 1986.
    Als er hereinkam, hatte er mich wachsam betrachtet und am
Tisch Platz genommen, ohne ein Anzeichen, mir die Hand
geben zu wollen, als fürchtete er, ich könnte Bazillen hereintragen. Er sah sehr skeptisch aus. »Was willst du?«
    Ich reichte ihm den Brief, den Asbjørn Hellesø mir für ihn
persönlich mitgegeben hatte. Er las ihn durch und sagte: »Hier
steht, daß ich dir auf deine Fragen antworten soll, innerhalb der
angebrachten Grenzen. Aber es steht nicht da, warum.«
»Es geht um einen Fall, an dem ich arbeite und in dem dein
Name aufgetaucht ist, in verschiedenen Zusammenhängen.«
    »Und da schickt dich Hellesø hierher, so ohne weiteres. Ich
…«
»Nicht so …«
»… muß mich wohl nach einem neuen Anwalt umsehen.«
»… ohne weiteres.«
Einen Augenblick lang sahen wir einander nur an.
»Was soll das heißen? Hast du ihn unter Druck gesetzt?«
Ich schüttelte leicht den Kopf. »Ich habe ihn überredet.«
Er sagte barsch: »Dir ist klar, daß ich mich weigern kann, mit
dir zu reden?«
Ich nickte.
»Ich kann jederzeit aufstehen und gehen. Ich habe einen Fehler
gemacht, mein Urteil bekommen, und jetzt bezahle ich dafür.«
»Das verstehe ich – vollkommen.«
Überraschend temperamentvoll fügte er hinzu: »Du findest
vielleicht, Fehler sei der falsche Ausdruck dafür? Häh?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. »Es steht jedem einzelnen
frei, die Worte zu wählen, die seiner Meinung nach der Situation
angemessen sind.«
»Bist du etwa auch Jurist?«
»Nein, ich bin …«
»Weil du quatscht wie einer!«
»… Privatermittler.«
»Oh, Scheiße, auch das noch! Hat Aud dich etwa auf mich
gehetzt?«
»Nein, das …«
»Sie hat verdammt noch mal kein Recht! Sie hat gekriegt, was
ihr zustand, und es geht sie nichts an, ob – wir sind fertig miteinander, forever! «
»Du

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