Begrabene Hunde schlafen nicht
Aktienkapitals kam von norwegischen Teilhabern, und hier nannte Ove Haugland einen Namen
…«
»Backer-Steenberg.«
»Richtig. Fridjof Backer-Steenberg. Er und Wilhelm waren in
den dreißiger Jahren in Berlin und München Studienkameraden
gewesen. Sie schlossen sich zusammen, als sie an die Macht kamen, so daß Backer-Steenberg einschlägig am Aufstieg beteiligt
war. Später hat er sich allerdings ausgeklinkt.«
»Ja, aber das war der Sohn, Preben. Soweit ich gehört habe,
war das Ende der achtziger Jahre.«
»Klingt passend. Der Boom war vorbei. Der Kalte Krieg
begann aufzutauen, und hier zu Hause hatte die Palme-Regierung schon neue Restriktionen für den Waffenexport eingeführt.
Iran, Irak – überall wurden ihnen Hindernisse in den Weg
gelegt. Sogar über die ausländischen Lieferanten wurden die
Lieferungen schwieriger. Der Betrieb in Spanien wurde nach
Franco geschlossen, einer der USA-Betriebe wurde unter Carter
verkauft, obwohl er bis zum Schluß die rechten Guerillas in
Mittelamerika und die Exilkubaner in Florida belieferte.«
»Also ging es Fredrik Loewe dann auch schlechter?«
»Zweifellos.«
»Und – wann war das? – 1988 kam er bei einem Autounfall
ums Leben?«
Sie nickte. »Im Februar des Jahres.«
»Über den Unfall würde ich gern mehr hören.«
»Es war ein klassischer Unfall. Es war kalt an dem Freitag. Es
war Wochenende, und er und seine Frau waren auf dem Weg in
Richtung Süden zu ihrem Landhaus, nördlich von Nynäshamn.«
»Seine Frau war also auch im Wagen?«
»Ja – und nein. Das heißt, das – so nahm man später an – war
genau die Ursache für den Unfall und führte zu einigen –
Verhandlungen mit Loewes Versicherung, hinterher.«
»Jetzt kann ich nicht ganz folgen.«
»Nein, und das konnte sie buchstäblich auch nicht. Die Eheleute bekamen auf dem Weg zum Landhaus Streit. Der endete
damit, daß sie so wütend wurde, daß sie verlangte, an einer
Tankstelle abgesetzt zu werden. Von dort aus rief sie sich ein
Taxi und fuhr wieder nach Hause. Er fuhr weiter, wahrscheinlich viel zu schnell für die glatten Straßen, sauer wie er war. Vor
Mysingen kam er von der Fahrbahn ab. Aber weil die beiden
sauer aufeinander waren, sagte sie erst am Montag morgen, als
sie von der Fabrik anriefen und ihn vermißten, daß sie nichts
von ihm gehört hatte. Erst da machte sie sich Sorgen und rief die
Polizei an, die rausfuhr und Nachforschungen anstellte, Spuren
fand, die von der Fahrbahn wegführten – und da saß er im
Wagen, knapp unter Wasser, beim Aufprall gegen die Windschutzscheibe bewußtlos geworden und dann ertrunken.«
»Aber dagegen konnte die Versicherungsgesellschaft doch
nichts sagen, oder?«
»Nein. Die versuchten es sozusagen mit gezielter Provokation,
aber sie hatte natürlich die besten Anwälte. Dagegen kamen sie
nicht an.«
»Und es war nie die Rede davon, daß irgend etwas Kriminelles
vorgegangen sein könnte – ich meine, der Schlag auf den Kopf,
niemand hatte am Wagen manipuliert?«
»Nein, er kam ganz einfach vom Weg ab.«
»Gab es keinen Grund zum Zweifel?«
Sie lächelte zynisch. »Es gab Gerüchte, natürlich. Die gibt es
in dieser Gesellschaftsschicht immer. Ich meine, Leute, die
zuviel Freizeit haben, und Ehemänner, die immer irgendwo in
der Welt unterwegs sind, um Geld zu verdienen. Ein halbes Jahr
später wurde sie auf einem Rockkonzert beobachtet, Hand in
Hand mit ihrem früheren Schwager, Fredrik Loewes sechs Jahre
jüngerem Bruder, Axel.«
»Axel?«
»Ein Jahr später heirateten sie und zogen nach Örebro, wo
schon immer eine Hauptfiliale des Konzerns gelegen hatte. Dort
leben sie immer noch, soweit ich weiß.«
»Möglich. Aber ich habe den Verdacht, daß sie eine Zweigstelle in Oslo aufgemacht haben. Könnte Axel Loewe bei bestimmten Gelegenheiten auf die Idee kommen, sich Axel Hauger
zu nennen?«
»Hauger?« Einen Augenblick zögerte sie, aber ich sah an
ihrem Blick, daß sie konzentriert auf der Hard disk dahinter
suchte. Dann tauchte die richtige Information auf. Sie nickte.
»Das könnte er. Seine Mutter war eine geborene Hauger. Sie
war übrigens Norwegerin.«
»Also mit anderen Worten, wenn Merete tatsächlich vor dem
Unfall ein Verhältnis hatte, dann könnte das mit der gezielten
Provokation vielleicht etwas für sich haben?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Aber wie so was beweisen?«
»Tja. Wann haben sie geheiratet?«
»Im Jahr danach. Im Juli 1989.«
»Also deshalb hat ihre Mutter zu dem Zeitpunkt die
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