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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Umschlag in Janssons Zimmer fand.«
»Jansson? Der Schwede? War das der, der …«
Ich sagte schnell: »Ja, aber bitte – wenn die Polizei dich fragt,
sag ihnen nicht, daß … Tu so, als ob du es nicht wüßtest.«
Sie sah mich schmunzelnd an. »Wäre das zu deinem Vorteil?«
»Ja.«
Sie lächelte leicht. Wir hatten die ersten Proberunden durchlaufen, der Kontakt war da. Ich nutzte die Gelegenheit für einen
Einwurf von links. »Aber glaubst du, daß es eine Verbindung
geben könnte zwischen diesem Foto und – dem plötzlichen Tod
deines Mannes 1987?« Ihr Gesicht verdunkelte sich wieder. »Ich
weiß, daß es die nicht gibt. Pål Helges Tod hatte ganz andere
Gründe, und all das wurde vor Gericht geklärt.« Sie lächelte
bitter. »Es war die gute alte Dreiecksbeziehung, und ich war das
zufällige Opfer auf der Seitenlinie.«
Ich ging behutsam vor. »Magst du darüber reden?«
»Da gibt es nichts zu reden. Der Schuldige sitzt in Ullersmo,
und seine Frau bekam keine Besuche von Pål Helge mehr.«
»Gab es – Beweise dafür, daß sie recht hatte?«
Sie sah sich mit einem sarkastischen Blick im Raum um. »Es
gab Fotos!«
»Von beiden?«
»Von ihr!«
Mein Blick blieb an einem Aktbild an der Wand hängen.
»Solche wie – dieses?«
Sie schüttelte den Kopf. »Viel direkter!« Sie hielt die Hände
gegeneinandergedrückt vor mich hin, um sie dann auseinanderzuklappen, auf eine Weise, die kaum mißzuverstehen war.
»Und diese …«
»… hat ihr Mann gefunden! Es war für ihn wohl ein noch
größerer Schock als für mich. Ich hatte so lange mit Pål zusammengelebt, daß ich seine Schwächen kannte!«
»Und hast nichts getan?«
»Wir – hatten Kinder. Ja, jetzt sind sie beide ausgezogen, aber
sie haben sich gut entwickelt – dank …« Sie senkte für einen
Moment den Blick.
»Und du – was für ein Leben lebst du?«
»Geht dich das was an?«
»Nein.«
»Eben!«
Sie saß da und sah mich mürrisch an. Dann sank die Temperatur, und das Lächeln schlich wieder hervor. Sie machte ein paar
Schritte durch den Raum und blieb direkt unter dem Aktbild
stehen, wie um sich mit ihrer Vergangenheit zu solidarisieren.
»Man kann immer neue Fotos machen, Veum. Wenn man nur
den Blick für Motive hat.«
»Solange es einen Film gibt, gibt es Hoffnung?«
»So ungefähr.« Sie sah aus dem Fenster. »Das Leben hört
nicht auf, weil jemand stirbt. Ein Abschnitt endet, gut. Der Turm
schlägt einen Läufer, aber dadurch wirst du nicht schachmatt.
Der Läufer wird vom Brett genommen, aber das Spiel geht
weiter.«
»Für dich ist also das Leben ein Schachspiel, mit einem Sicherheitsnetz von festen Regeln?«
»Nein, Veum. Ich spiele wie ein echter Amateur. Da kann das
absolut Unvorhersehbare passieren.«
»Und was wäre das Unberechenbare in diesem Fall?«
Sie sah mich an, reagierte aber nicht.
»Neue, plötzliche Tode?«
Sie preßte den Mund zu einem schmalen Strich zusammen,
einer Demarkationslinie zwischen Lüge und Wahrheit, und
sandte keine Unterhändler mit weißer Flagge herüber.
Ich hätte vieles fragen können. Aber ich tat es nicht. Sie hatte
recht. Es ging mich nichts an.
Sie begleitete mich zur Tür, stand oben an der Treppe und sah
mir nach, wie um sicherzugehen, daß ich auch wirklich verschwand.
Als ich unten die Haustür öffnete, begegnete ich einem Mann.
Es war ein kräftiger, kompakter Typ in meinem Alter, mit
dichtem grauem Bart und ebensolchem Haar, aus der Stirn nach
hinten gestrichen und füllig über beide Ohren fallend. Er trug
verschlissene Jeans und ein kariertes Flanellhemd wie ein
Rocktexter aus den Siebzigern. Sein Blick war scharf und
verwundert, als fragte er sich, wer ich sei und was ich dort zu
suchen hätte.
Ich hätte mich das selbst fragen sollen. Und ich hätte ihr doch
das Foto zeigen sollen, das ich in der Innentasche meiner Jacke
mit mir herumtrug.
26
    Von der Sannergate folgte ich den Wegen am Akerselv entlang
bis hinunter zur Hausmanns Bru. Das Wetter spielte noch immer
April, und die Aussichten für den morgigen Marathonlauf waren
äußerst ungewiß. Es war alles möglich, vom Wolkenbruch bis
zur Hitzewelle, und es hätte mich nicht überrascht, wenn es zu
schneien begonnen hätte. Die Wetterlagen über uns hatten jetzt
schon mehrere Jahre schief gehangen. In der Zeit des Ozonlochs
war alles drin.
    Unter der Ankerbru stand ein junger, dunkelhaariger Mann mit
weißem Priesterkragen und sprach eindringlich mit einer Gruppe
Obdachloser, die meisten davon Verwandte des

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