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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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den Sessel, griff nach dem Glas, ließ
die Eiswürfel klirren, trank einen Schluck und starrte dann
gedankenverloren hindurch, als sei es ein Reagenzglas und er
gerade dabei, einen aufsehenerregenden Prozeß zu verfolgen.
»Es ist die Hölle, wenn etwas zu Ende geht, Varg.«
»Äh, wenn was zu Ende geht?«
Er sah mich an, knapp über den Rand seines Glases hinweg,
als würde er über eine Kimme zielen. »Ich denke an Preben,
natürlich. Arme Anne-Trine und die Kinder … Du solltest doch
sozusagen auf ihn autpassen, oder nicht?«
»Er ist mir davongelaufen.«
Er setzte das Glas hart ab, hob die Hände zum Gesicht und
rieb sich kräftig die Augen. »Aber was hilft es – zu reden!«
»Ihr hättet vielleicht doch auf mich hören sollen.«
»Was meinst du?«
»Er hätte nicht laufen sollen. Du warst selbst dabei, bei dem
Treffen mit Hauger zwei Tage vorher. Das …«
»Ein geschäftliches Treffen. Dort wurden keine Drohungen
ausgesprochen.«
»Nein, vielleicht nicht. Aber auf der Toilette, zwischen Backer-Steenberg und ihm.«
»So intime Beziehungen haben – hatten wir nicht, daß Preben
mir anvertraut hätte, was ihm draußen im Pissoir an den Kopf
geworfen wurde, Varg.«
»Nein?«
»Nein.«
»Wer ist dieser Axel Hauger eigentlich? Um was für Geschäfte ging es?«
»Axel Hauger?« Er rollte den Kopf hin und her, wie um den
Nacken zu strecken. »Ein undurchsichtiger Schwede, der sich in
den norwegischen Finanzmarkt hineingearbeitet hat, eine Art
Benni Borg des Wirtschaftslebens, wenn du verstehst, was ich
meine, mit dickem Akzent, aber nichtsdestoweniger mit dem
Ziel, in Norwegen an die Spitze zu kommen.«
»Und was für Geschäfte waren es?«
»Kreditgeschäfte, Geldtransaktionen, Börsen- und Valutageschäfte. Das übliche. Preben mit Heimvorteil, immer mutig bei
seinen Investitionen, etwas zu mutig ab und zu, wenn man seine
Geschäftsführung fragt. Deswegen war ich dabei, als eine Art
Bleifuß, um zu verhindern, daß er uns davonschwebte.«
»Bestand die Gefahr?«
»Nicht solange ich dabei war.«
»Aber dieser Hauger … Ich habe euch ja erzählt, daß ich
zufällig mitgehört habe, was er sagte. Er behauptete, daß er
etwas gegen Backer-Steenberg in der Hand hätte, das ihn
zwingen würde zu zahlen, und wenn er nicht bezahlte, dann
wäre eben – Gefahr im Verzuge. Aber was er in der Hand hatte,
davon hast du keine Ahnung?«
Er wedelte mit den Armen. »In dieser Branche, Varg … Es
kann alles sein, von Steuerhinterziehung bis zu was auch immer.
Du befindest dich in einer juristischen Grauzone, wo ein Anwalt
selten genug ist. Es schien jedenfalls nicht so, als hätte Preben es
ernst genommen.«
»Das hätte er aber vielleicht sollen? Hast du die Todesursache
erfahren?«
»Nein, nein. Ich habe mit Anne-Trines Schwester gesprochen.
Anne-Trine selbst war völlig zusammengebrochen. Sie kommt
aus Bergen, wußtest du das?«
»Ja.«
»Es hieß, Herzversagen, aber … Er hätte diesen Lauf nie
mitmachen sollen, Varg!«
»War er nicht gut genug in Form?«
»Doch, doch, das glaub’ ich schon. Aber was zum Teufel soll
das denn? Wovon versucht ihr euch selbst zu überzeugen –
zweiundvierzig Kilometer die Straßen entlang, bei jedem
Wetter, mit …«
»Wie lange bist du – wie lange warst du sein Anwalt,
Asbjørn?«
»Seit Anfang der achtziger Jahre. 82, 83. Wieso?«
»Ich möchte dich etwas fragen. Weißt du von einem Treffen,
im März 1986, zwischen folgenden vier Personen: Preben Backer-Steenberg. Thorbjørn Finstad, dem schwedischen Großindustriellen Fredrik Loewe – und einem anderen Schweden, Pär
Elias Jansson?«
Er schüttelte langsam den Kopf »Nein.« Dann erhob er sich,
um die Whiskyflasche zu holen, schenkte sich ein, schickte mir
einen fragenden Blick, schenkte mir auf mein Zeichen auch ein
und stellte die Flasche wieder auf den Tisch zwischen uns.
»Aber du kennst die Namen?«
»Einige, ja. Aber diesen – wie hast du ihn genannt – Jansson,
den nicht.«
»Ja. Eine Art schwedische Ausgabe von Svein Grorud. Auf
dem Bild überreicht ihm Backer-Steenberg einen Umschlag.«
»Auf dem Bild?«
»Jaa, äh, ein Foto, das ich von ihnen gesehen habe.«
Er beugte sich schwer nach vorn. »Du hast ein Bild von ihnen
gesehen?«
»Ja?«
Er richtete sich auf und lehnte sich wieder zurück. »Schon gut,
es ist nur so komisch, daß du – die Art, wie du es gesagt hast.
Aber okay, sprich weiter.«
»Es wäre doch möglich, daß in dem Umschlag Geld war,
vielleicht ein Kredit im

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