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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Bildern zu
sehen, Varg?«
»Nicht mit sowenig Fleisch am Körper.«
»Oh, halt die Schnauze!«
»Was an diesen Bildern verriet denn, daß es Pål Helge
Solbakken war, der sie gemacht hatte?«
»Sie lagen in einem Umschlag, auf dem sein Firmenname
stand.«
»War das alles?«
Er schüttelte den Kopf. »Das Bett, wo … Die Bilder wurden in
Finstads eigenem Schlafzimmer gemacht. Als er sie fand, konfrontierte er seine Frau damit, und sie brach zusammen – gab
alles zu, daß sie und Solbakken ein Verhältnis hatten und so
weiter. Diese … hatten sie nur so zum Spaß gemacht.«
»Soso.«
»Finstad war ein temperamentvoller Herr. Er nahm den Wagen
und fuhr in die Stadt, ging zu Solbakken – um ihn zu verprügeln, wie er sagte. Solbakken leistete Widerstand …«
»Kein Wunder.«
»Etwas zu starken Widerstand …«
»Aha.«
»… und Finstad ging zu hart zu Werke. Als er ging, lag
Solbakken offenbar leblos in seinem Atelier. Und er wachte nie
wieder auf. Er starb an den Folgen der Verletzungen.«
»Schön ist das nicht.«
»Das sind die wenigsten Morde aus Eifersucht, Varg. Ich habe
einige gesehen.«
»Und es war also wirklich ein Mord aus Eifersucht?«
»Warum fragst du das? Was sollte es sonst gewesen sein?«
»Ich frage, weil ich von Aud Finstad komme. Sie sagt, sie
habe nie ein Verhältnis mit Solbakken gehabt.«
»Was?«
»Solbakken wurde an einem Dienstag umgebracht. Sie behauptet, daß diese Fotos am Mittwoch entstanden seien, am Tag
bevor Finstad verhaftet wurde, und in dessen Beisein. Und daß
er es gewesen sei, der sie – so haben wollte.«
»Finstad selbst? Ehrlich, Varg. Die Dame ist so weggetreten,
daß sie keine Ahnung hat, was sie sagt. Es gibt gerichtliche
Zeugenaussagen, die das Gegenteil behaupten.«
»So weggetreten, daß man sie dazu bringen konnte, alles
mögliche zu sagen, auch vor Gericht?«
»Varg, worauf willst du …«
»Kannte Finstad Solbakken schon vorher?«
»Nein, es kam nichts heraus, was darauf hindeutete.«
»Wie hatte seine Frau ihn kennengelernt?«
»Sie waren ins Gespräch gekommen, bei einer Fotoausstellung, wenn ich mich nicht – doch.«
»Aber Solbakken hatte Finstad schon einmal fotografiert.«
»Ach ja?«
»Zirka zehn Jahre vorher, im März 1986. Das Bild, von dem
ich vorhin sprach, mit unter anderen Backer-Steenberg.«
»Hat Solbakken das gemacht?«
»Um deine eigene Beweisführungsmethode zu benutzen: Es
lag jedenfalls in einem Umschlag, auf dem sein Firmenname
stand. Wer hat dich gebeten, Finstad zu verteidigen? BackerSteenberg?«
»Nj-nein. Er hat sich selbst an mich gewandt.«
»Nj-nein? Was zum Teufel ist denn das für ein Dialekt? Bist
du nicht sicher?«
»Klar bin ich sicher, verdammt! Das ist alles ein paar Jährchen
her, Varg!«
»Das stimmt. Fünfeinhalb, ziemlich genau.«
Wir saßen da und starrten einander an, mit roten Rändern um
die Augen. Auf dem Tisch zwischen uns lagen die Fotos von
Aud Finstad in unordentlicher Fächerform. Die beiden Gläser
waren so gut wie leer, die Eiswürfel geschmolzen. Von außen
betrachtet, mußten wir aussehen wie zwei Lebemänner mittleren
Alters, die keine andere Freude mehr haben als Schnaps und
Nacktfotos.
Ich fühlte mich deprimiert und leicht aggressiv. Irgend etwas
stimmte nicht. Das Ganze war ein verschobenes Parallelogramm, dessen Flächeninhalt auszurechnen mir noch nicht
gelungen war.
»Du bist immer noch sein Anwalt, stimmt’s?«
»Finstads?«
Ich nickte.
»Er meldet sich bei mir, wenn er Unterstützung braucht, ja.«
»Wußtest du, daß er an diesem Wochenende Hafturlaub hatte?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, daß man ihm ein paar
freie Wochenenden bewilligt hat, ja. In diesem Fall gibt es
keinen Grund, eine Wiederholung zu befürchten. Der Mord an
Pål Helge Solbakken war ein Einzelfall, für ihn selbst ebenso
tragisch wie für das Opfer. Er hat dabei auch sein eigenes Leben
verspielt.«
»Weißt du, wohin er geht, wenn er Ausgang hat?«
»Nein.«
»Seine Frau hat er nicht besucht. Sie sind noch immer verheiratet?«
»Ich habe nichts Gegenteiliges gehört.«
»Und du hast keine Ahnung, wen er besucht?«
»Nein, hab’ ich doch gesagt!«
»Hör zu, Asbjørn. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Und zwar?«
»Ich möchte, daß du mir Zugang zum – daß du eine Verabredung für mich triffst, so daß ich ihn besuchen kann. Morgen.«
»Finstad besuchen? In Ullersmo? – Ich würde nicht …«
»Ich verlange es, Asbjørn!«
»Und was gibt dir das Recht …«
»Wenn nicht,

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