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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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durch das, was davon übrig geblieben war.
    »Können Sie klettern?«, fragte Deryn.
    Newkirk schaute hinauf zum dunklen Bauch der Leviathan. »Aye, aber das Schiff ist ja Meilen entfernt! Hätten Sie nicht schneller kurbeln können?«
    »Sie hätten auch langsamer fallen können!«, gab Deryn zurück. Dann löste sie zwei Karabinerhaken und drückte sie ihm zusammen mit einem Stück Seil in die Hände. »Knoten Sie sich eine Seilbremse. Oder haben Sie vergessen, wie Mr Rigby es uns beigebracht hat?«
    Newkirk starrte die Karabinerhaken an und schaute wieder zum fernen Luftschiff hinauf.
    »Aye, ich erinnere mich. Nur habe ich nicht gedacht, wir müssten jemals so weit aufsteigen.«
    »Aufsteigen« nannte man beim Service den Vorgang, wenn man an einem Seil hoch kletterte, ohne sich den Hals zu brechen. Deryn beschäftigte sich rasch mit ihrer eigenen Leine. Eine Seilbremse rutschte ungehindert am Seil entlang und packte lediglich dann zu, wenn sie mit Gewicht belastet wurde. Auf diese Weise konnten sie und Newkirk Pausen einlegen, ohne sich selbst dabei festhalten zu müssen.
    »Sie klettern als Erster«, befahl sie. Wenn Newkirk abrutschte, konnte sie ihn auffangen.
    Er zog sich ein paar Fuß nach oben, überprüfte dann seine Bremse und schwang frei am Seil. »Funktioniert!«
    »Aye. Als Nächstes können Sie sich den Mount Everest vornehmen!« Während sie sprach, schlug eine weitere Welle gegen den Huxley und spritzte sie beide nass. Deryn verlor den Halt, doch ihre Seilbremse packte zu.
    Sie spuckte Salzwasser aus und schrie: »Na, los, Sie Dummkopf ! Das Schiff verliert an Höhe.«
    Newkirk begann mit Händen und Füßen zu klettern. Bald hatte er genug Leine hinter sich gebracht, dass sich auch Deryn vom toten Huxley hieven konnte.

    Wieder schlug eine Welle gegen das Flugtier und zog das Tau straff. Newkirk sank herunter, bis er fast wieder bei Deryn war. Wenn die Leviathan noch tiefer herabkäme, würde sich das tote Tier mit Wasser füllen und wie ein Fass voller Steine an dem Seil hängen.
    Das Gewicht würde dann auf jeden Fall reichen, um das Seil zu zerreißen … Sie musste den Huxley abschneiden.
    »Höher!«, schrie sie und kletterte hektisch.
    Ungefähr zwanzig Fuß über dem Huxley hielt Deryn an, nachdem sie sich gerade über eine stark ausgefranste Stelle des Seils gezogen hatte. Sie holte ihr Taklermesser heraus und begann, an dem Seil zu säbeln. Huxley-Leinen waren brüllend dick, aber als die nächste größere Welle das Flugtier traf, räufelte sich das Geflecht auf und riss.
    Befreit vom Gewicht des toten Tieres schwangen sie plötzlich über dem schwarzen Meer im Winde hin und her. Newkirk schrie überrascht auf.
    »Tut mir leid!«, rief Deryn nach oben. »Ich hätte Sie warnen sollen.«
    Doch ohne das Gewicht des Huxleys würde die Leine halten … höchstwahrscheinlich.
    Sie kletterte weiter und wünschte sich zum hundertsten Mal, so viel Kraft in den Armen zu haben wie ein Junge. Immerhin bedrohten die Wellen bald ihre baumelnden Stiefel nicht mehr.
    Auf halbem Weg nach oben atmete Deryn tief durch und suchte den Horizont nach den beiden deutschen Panzerschiffen ab. Sie waren nirgendwo zu sehen.
    Vielleicht war die Royal Navy ja in der Nähe und hatte die Schiffe in die Flucht geschlagen. Auf dem Wasser war lediglich der Kadaver des Huxleys zu sehen, ein langer schwarzer Fleck auf den Wellen.
    »Armes Tierchen«, sagte Deryn und schauderte.
    Das gesamte Luftschiff mitsamt Besatzung hätte so enden können – wie ein verbranntes Stück Treibholz auf dem dunklen Meer. Wenn die Wasserstoffschnüffler nur ein einziges Leck übersehen hätten oder wenn das Flugtier nicht rechtzeitig gewendet hätte, wäre es jetzt mit ihnen aus und vorbei.
    »Brüllende Mechanisten«, murmelte Deryn. »Jetzt erzeugen die schon ihre eigenen Gewitter.«
    Sie schloss die Augen und verscheuchte die düsteren Erinnerungen an die beißende Hitze auf der Haut und den Geruch verbrannten Fleisches. Diesmal hatte Deryn gewonnen. Diesmal hatte das Feuer keinen bekommen, den sie liebte oder mochte.
    Deryn schauderte es nochmals, ehe sie sich wieder daranmachte, weiter hinaufzusteigen.

5. Kapitel
    »Das ist ganz und gar inakzeptabel«, rief Dr. Barlow.
    »Tu-tut mir leid, Ma’am«, stotterte die Wache. »Aber der Kapitän hat angeordnet, dass der Mechanisten-Junge keinen Besuch bekommen darf.«
    Deryn schüttelte den Kopf – der Widerstand des Mannes bröckelte bereits. Er drückte sich mit dem Rücken an

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