Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Aleks Kabinentür und auf seiner Stirn zeigten sich Schweißperlen.
    »Ich bin kein Besuch, Sie Schwachkopf«, sagte Dr. Barlow. »Ich bin Arzt und möchte mir meinen verwundeten Patienten ansehen.«
    Tazza stellte angesichts des scharfen Tones von Miss Eierkopf die Ohren auf und knurrte leise. Deryn nahm ihn einen Micker fester an die Leine. »Aus, Tazza. Nicht beißen.«
    »Aber der Arzt war schon da«, piepste die Wache und starrte den Beutelwolf mit großen Augen an. »Er hat gesagt, der Junge habe sich nur eine Rippe geprellt.«
    »Und hat ohne Zweifel einen elektrischen Schlag bekommen«, sagte Dr. Barlow. »Oder ist Ihnen gar nicht aufgefallen, dass wir es vor Kurzem mit einer gewaltigen Menge Elektrizität zu tun hatten?«
    »Natürlich, Ma’am.« Die Wache schluckte und beäugte Tazza weiterhin nervös. »Aber der Kapitän hat sich sehr eindeutig geäußert …«
    »Hat er eindeutig Arztbesuche verboten?«
    »Äh, nein.«
    Aller Widerstand ist zwecklos, dachte Deryn. Ob Dr. Barlow nun ein Eierkopf – eine Schöpferin von Tieren – war oder ein Doktor, bei dem man die Zunge rausstrecken und A sagen musste, spielte keine Rolle. Zu diesem speziellen Patienten würde sie auf die eine oder andere Weise vordringen.
    Deryn hoffte, Alek gehe es tatsächlich gut. Der Mechanisten-Blitz war über das gesamte Schiff getanzt, doch die Treibwerksgondeln musste es am schlimmsten erwischt haben, denn sie bestanden fast vollständig aus Metall … Nun ja, am zweitschlimmsten jedenfalls. Newkirks Haar war zur Hälfte abgebrannt, und er hatte eine Beule von der Größe eines Tennisballs am Kopf.
    Aber wie hatte sich Alek die Rippe geprellt? Das klang gar nicht nach einem elektrischen Schlag.
    Schließlich gab die Wache auf, verließ ihren Posten und ging los, um mit dem wachhabenden Offizier zu sprechen. Dabei vertraute er darauf, dass Dr. Barlow warten würde, bis er zurückgekehrt wäre. Die dachte allerdings gar nicht daran, sondern öffnete sofort die Tür.
    Alek lag im Bett und sein Oberkörper war verbunden. Sein Gesicht war aschfahl, seine dunkelgrünen Augen glitzerten in dem Dämmerlicht, das durch die Bullaugen hereinfiel.
    »Brüllende Spinnen!«, entfuhr es Deryn. »Du bist ja so blass wie ein Mehlwurm.«
    Ein schwaches Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Jungen aus. »Schön, dich zu sehen, Dylan. Und Sie auch, Dr. Barlow.«
    »Guten Morgen, Alek«, grüßte die Wissenschaftlerin. »Sie sind aber wirklich blass. Als hätten Sie einiges an Blut verloren. Ein eigenartiges Symptom bei einem elektrischen Schlag.«

    Alek schnitt eine Grimasse, während er sich mühevoll aufsetzte. »Da haben Sie wohl recht, fürchte ich. Mr Hirst hat auf mich geschossen.«
    »Auf dich geschossen?«, rief Deryn.
    Alek nickte. »Glücklicherweise handelte es sich lediglich um eine eurer schwächlichen Luftpistolen. Dr. Busk sagt, die Kugel habe eine Rippe getroffen und sei abgeprallt, ansonsten ist dank meiner gepolsterten Fechtkleidung nichts passiert. In Kürze bin ich wieder auf den Beinen.«
    Deryn starrte auf den Verband. »Weshalb hat er überhaupt auf dich geschossen?«
    »Er hat auf Klopp gezielt. Sie hatten eine … Meinungsverschiedenheit. Klopp begriff, was die Deutschen vorhatten – wie gefährlich diese Tesla-Kanone war –, und entschied, das Luftschiff zu wenden.«
    »Eine Tesla-Kanone?«, wiederholte Dr. Barlow. »Etwa nach dem bezaubernden Herrn Tesla benannt?«
    »Das meint jedenfalls Klopp«, sagte Alek.
    »Aber ihr Mechanisten wart nicht für das Wenden verantwortlich«, wandte Deryn ein. »Alle sagen, das Tierchen selbst habe gedreht, weil es schreckliche Angst gehabt habe.«
    Alek schüttelte den Kopf. »Klopp hat den Backbord-Motor in den Rückwärtsgang geschaltet und erst dann ist das Flugtier der Richtung gefolgt. Anscheinend besitzt die Leviathan mehr Verstand als ihre Offiziere.«
    »Sie haben eine Meinungsverschiedenheit erwähnt?«, fragte Dr. Barlow. »Wollen Sie sagen, Sie hätten den Kurs ohne entsprechende Befehle geändert?«
    »Es blieb nicht genug Zeit, auf Befehle zu warten«, antwortete er.
    Deryn stöhnte leise. Wen wunderte es da, wenn Alek unter Bewachung stand. »Das ist brüllende Meuterei!«, sagte sie.
    »Aber wir haben das Schiff gerettet.«
    »Aye, trotzdem darf man nicht einfach gegen Befehle verstoßen, nur weil die Offiziere dumm sind. Und schon gar nicht während einer Schlacht – dafür kann man leicht am Strang landen!«
    Alek riss die Augen auf und in