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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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eingeschärft, aber nicht so nah, dass sie sofort anfingen, gegeneinander zu kämpfen.
    Deryn strampelte sich nach oben, einerseits um sich zu orientieren, andererseits um die Kälte zu vertreiben, die sie im tieferen Wasser eingehüllt hatte. Müde betrachtete sie die Reihe von Bojen, die sich über eine halbe Meile entlang der Küste erstreckten. Sie müsste noch wenigstens ein Dutzend Mal tauchen.
    Ihr stand eine lange, kalte Nacht bevor.
    Deryns Finger waren taub, als sie den letzten Rankenfußkrebs ausgesetzt hatte. Die Kälte war ihr durch die Salamanderhaut tief in die Knochen gekrochen, und plötzlich fiel ihr auf, dass sie schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen eine Nacht nicht geschlafen hatte.
    Zusätzlich zu Kälte und Erschöpfung schien ihr der Atmer langsam das Leben auszusaugen. Sie fühlte sich, als hätte sie kein einziges Mal mehr anständig Luft geholt, seit seine Arme in ihren Mund gekrochen waren. Als sie nun zum letzten Mal auftauchte, entschied Deryn, das Risiko einzugehen, an der Oberfläche zurückzuschwimmen, wobei sie von den Suchscheinwerfern erfasst werden könnte.
    Der Atmer klebte in ihrem Mund, so wie ein Karamellbonbon zwischen den Zähnen. Aber es war die Mühe wert, endlich wieder reine Nachtluft in die Lungen zu saugen. Sie schwamm zurück und ließ sich immer ins Wasser sinken, sobald die Scheinwerfer auf sie zuschwenkten.
    Auf halbem Weg zum Strand rollte der Donnerschlag eines Schusses über die Meeresstraße.
    Augenblicklich war Deryns Erschöpfung verflogen, und sie ließ sich ins Wasser gleiten, bis nur noch ihre Augen herausguckten. Vielleicht zwanzig Fuß von der Stelle, wo sie sich von Spencer getrennt hatte, rumpelte ein großes schwarzes Ungetüm über den Sand.
    Es war ein Läufer in Gestalt eines Skorpions, mit sechs Beinen und einer Zange vorn. Der lange Schwanz wand sich hoch in die Luft und an der Spitze flammte ein Scheinwerfer auf.
    Deryn schwamm näher heran und hörte Rufe sowie einen zweiten Schuss. Der Scheinwerfer war auf eine einzelne Person in britischer Fliegeruniform gerichtet und etwa ein Dutzend Männer verfolgten den Betreffenden über den Sand. Der Suchscheinwerfer vom nächsten Turm gab seine langsame Runde auf und schwenkte in Richtung Strand, sodass Deryn gezwungenermaßen wieder untertauchen musste.
    Sie stopfte sich den Atmer tiefer in den Mund und schwamm dicht unter der Oberfläche. Ihr Herz pochte dröhnend in ihren Ohren. Offensichtlich hatte man einen ihrer Männer erwischt, aber vielleicht war der zweite unentdeckt geblieben. Wenn sie ihn fand, könnten sie sich den Atmer teilen und einfach wegschwimmen.
    Ein paar Meter vom Strand entfernt schob Deryn den Kopf über Wasser und ließ sich von den Wellen auf- und abtragen. Sie suchte die Dunkelheit hinter dem Sandwall ab, doch dort war niemand mehr versteckt. Sie kroch näher in die Richtung, so langsam wie ein Urtier, das seine ersten Schritte an Land wagte.
    Der Scheinwerfer des Skorpions schwenkte zum Anfang der Bäume und enthüllte eine weitere Gestalt in Fliegeruniform, die auf dem Boden lag. Zwei osmanische Soldaten standen neben ihr und betrachteten den Mann, wobei sie die Gewehre auf ihn richteten.
    Deryn fluchte im Stillen: Ihre beiden Männer waren in Gefangenschaft geraten. Sie blieb in der Dunkelheit hinter der Sandbank liegen und überlegte, was sie jetzt unternehmen sollte. Der Läufer bewegte sich weiter, der Sand unter ihr bebte. Wie sollte sie einen Riesenskorpion und zwanzig Soldaten überwältigen, obwohl sie nur ein Taklermesser dabeihatte?
    Sie hob den Kopf. Die beiden Osmanen zogen den Mann auf die Beine. Der humpelte mit dem rechten Fuß …
    Deryn runzelte die Stirn. Das war Matthews , der Mann, den sie an der Sphinx zurückgelassen hatte. Die Osmanen mussten ihn gefunden haben. Hatte er sie hierhergeführt? Oder hatten die Osmanen einfach die Krakennetze als wahrscheinlichstes Ziel angenommen?
    Und wo steckte ihr dritter Mann?
    »Ein osmanischer Gliederfüßer macht Beute.«
    Dann bewegte sich der Scheinwerfer erneut, und aus der Schwanzspitze des Skorpions strich eine Salve Maschinengewehrfeuer über die Bäume, die den Strand begrenzten. Die Zweige tanzten wild im Kugelhagel und Sand spritzte auf.
    Schließlich verstummte das Maschinengewehr und ein Trupp osmanischer Soldaten stürmte ins Unterholz. Einen Augenblick später schleppten sie etwas heraus. Es war ein regloser Körper, völlig weiß, wenn man von den roten Flecken auf der Fliegeruniform

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