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Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Behemoth - Im Labyrinth der Macht

Titel: Behemoth - Im Labyrinth der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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nichts auf. Das tut er nur, wenn ich ihn darum bitte.«
    »Also, ob er lauscht oder nicht, ich habe dem Ganzen nichts hinzuzufügen.« Alek starrte den Frosch an und hörte im Geist wieder Dylans Stimme. Der Junge hatte fast wie eine andere Person geklungen. Natürlich hatten Volger und Hoffmann größere Fluchtchancen, wenn Dylan ihnen half … »Hat Volger gesagt, wann sie es versuchen würden?«
    »Es soll heute Nacht passieren«, sagte Malone. »Die vier Tage sind fast um. Solange die Briten nicht ernsthaft planen, die Leviathan dem Sultan auszuhändigen, muss das Schiff morgen Istanbul verlassen.«
    »Hervorragend«, sagte Alek. Er stand auf und reichte dem Reporter die Hand. »Danke, dass Sie meine Nachricht überbracht haben, Mr Malone. Aber jetzt muss ich mich leider verabschieden.«
    »Eine Verabredung mit Ihren neuen Freunden?«
    »Das überlasse ich ganz Ihrer Fantasie«, erwiderte Alek. »Übrigens schreiben Sie hoffentlich nicht zu bald über diese Ereignisse. Volger und ich bleiben möglicherweise doch länger in Istanbul.«
    Malone lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. »Ach, machen Sie sich keine Gedanken. Ich bringe Ihre Pläne schon nicht durcheinander. Soweit ich es sehe, wird die Geschichte ja gerade erst interessant.«
    Alek ließ den Mann am Tisch sitzen, wo er in sein Notizbuch kritzelte und ganz gewiss alles aufschrieb, worüber sie gerade gesprochen hatten. Vielleicht hatte er auch gelogen und der Ochsenfrosch hatte alles aufgezeichnet. Einem Reporter Geheimnisse anzuvertrauen, war vollkommener Wahnsinn, dachte Alek, aber für das Wiedersehen mit Volger lohnte sich das Risiko.
    Er wünschte, der Wildgraf hätte ihn zu seiner nächsten Verabredung begleiten können. Zaven wollte ihn weiteren Mitgliedern des Komitees für Einheit und Fortschritt vorstellen. Zaven selbst war ein freundlicher Kerl und ein gebildeter Gentleman, doch seine Revoluzzer-Freunde würden vielleicht nicht so zuvorkommend sein. Einem Mechanisten aus Aristokratenkreisen würde es nicht leicht fallen, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    »Das hast du gut gemacht, stillzubleiben«, flüsterte Alek dem Wesen im Vogelkäfig zu, als er davonging. »Wenn du dich weiterhin gut benimmst, kaufe ich dir Erdbeeren.«
    » Mr Sharp«, antwortete das Tier und gluckste eigenartig.
    Alek runzelte die Stirn. Das war ein Fetzen aus der Unterhaltung, die der Ochsenfrosch wiedergegeben hatte. Das Tier imitierte eigentlich keine Stimmen, doch Graf Volgers ironischer Unterton war nicht zu überhören.
    Er fragte sich, warum das Tier ausgerechnet diese beiden Wörter ausgesucht hatte.
    » Mr Sharp«, wiederholte es und klang überaus zufrieden mit sich selbst.
    Alek machte psst! und zog eine handgezeichnete und beschriftete Karte aus der Tasche. Der Weg, den Zaven darauf mit blumigen Worten beschrieben hatte, führte ihn von der Blauen Moschee in Richtung Nordwesten auf das Viertel zu, in das er sich vor zwei Nächten verlaufen hatte.
    Die Gebäude wurden größer, je weiter er kam, und hier schien der Einfluss der Mechanisten vorzuherrschen. Im Straßenpflaster lagen Straßenbahnschienen und die Hausmauern waren von Abgasen schmutzig und fast so schwarz wie die Stahltürme von Berlin oder Prag. In Deutschland hergestellte Maschinen schnauften auf der Straße, und ihre schlichten, ganz der Funktion unterworfenen Konstruktionsweisen wirkten fremdartig auf Alek, nachdem er in den letzten Tagen vor allem Läufer in Gestalt von Tieren gesehen hatte. Auch sah er mehr Anzeichen für Rebellion: Wieder waren die Wände von fremdartigen Buchstaben und religiösen Symbolen bedeckt, Spuren der vielen kleinen Nationen, aus denen sich das Osmanische Reich zusammensetzte.
    Zavens Karte führte Alek tief in ein Labyrinth von Lagerhäusern, wo mechanische Arme neben Laderampen standen. Die Hauswände ragten hoch über den schmalen Straßen auf, so hoch, dass sie sich oben fast zu berühren schienen. Sonnenlicht fiel gräulich durch den Rauch.
    Hier waren wenig Fußgänger unterwegs und Alek schaute sich immer wieder wachsam um. Gestern war er zum ersten Mal allein durch eine Stadt gegangen, und er wusste nicht, in welchen Vierteln er sich sicher fühlen durfte und in welchen nicht.
    Er blieb stehen und setzte den Käfig ab, um noch einmal auf die Karte zu schauen. Während er die elegante Schrift las, bemerkte Alek aus den Augenwinkeln eine Gestalt.
    Die Frau trug eine lange schwarze Robe und ihr Gesicht wurde von einem Schleier verhüllt. Sie war vom

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