Beherrscher der Zeit
starrte Mairphy an, aber es zeigten sich ihm nur die sympathischen offenen Züge, das gutmütige, halbgrimmige Lächeln, das gewellte hellbraune Haar, von dem eine Strähne leicht in die Stirn hing – doch keine Spur von Gefahr.
Außerdem, von woher sollte die Gefahr kommen! Vielleicht gar von den Planetariern?
Das war lächerlich. Trotz ihrer möglichen Unzulänglichkeiten waren die Planetarier doch die Rasse dieser Zeit, die man unterstützen mußte. Sie mochten vielleicht merkwürdige, ja gar unverständliche Gewohnheiten haben, aber die andere Seite war grausam über jegliche Vorstellung hinaus, und von Grund auf egoistisch und selbstherrlich. Es gab keine Frage, auf wessen Seite er sich schlagen mußte.
Sein Plan war einfach. Sobald man ihm gestattete, aufzustehen – und er fühlte sich schon jetzt stark genug dazu –, würde er zusehen, daß er Verbindung mit den Planetariern aufnehmen konnte. Die ganze Sache begann allmählich zwar unerfreuliche, verwirrende Aspekte anzunehmen, aber ernsthaft beunruhigend erschien sie ihm nicht.
Er wurde sich Mairphys Stimme wieder bewußt.
»Meine Warnung war alles, was ich zu dieser Sache im Augenblick sagen kann. Aber etwas ganz anderes. Denkst du, du bist imstande, in einer Stunde oder so aufzustehen? Ich meine, fühlst du dich kräftig genug dafür?«
Garson nickte ein wenig erstaunt. »Ich glaube schon. Aber weshalb?«
»Zu der Zeit etwa passieren wir den Mond, und ich habe gehört, es soll ein recht beeindruckender Anblick sein.«
»Wa-as?«
Mairphy schüttelte sichtlich zerknirscht den Kopf. Langsam murmelte er:
»Ich hab's doch glatt vergessen. Ich war so damit beschäftigt, dir nichts über unsere hauptsächliche Gefahr zu verraten, da hab' ich überhaupt nicht mehr daran gedacht, daß du bewußtlos warst, als wir aufbrachen.«
Er zuckte die Schultern.
»Wir sind jetzt jedenfalls auf dem Weg zur Venus. Und selbst wenn es nichts anderes zu bedenken gäbe, wären dir allein schon durch diese Tatsache die Hände gebunden. Es gibt keine Planetarier an Bord unseres Schiffes, nur Menschen aus der Vergangenheit und Tentakel des Beobachters. Du hast nicht die geringste Chance, mit einem von ihnen zu sprechen, weil ...«
Er hielt abrupt inne.
»Da wäre ich doch glatt schon wieder zu weit gegangen. Wenn ich nicht verdammt aufpasse, verrate ich dir die Wahrheit noch, ehe du sie erfahren sollst.«
Garson achtete kaum auf seine letzten Worte. Der Schock wollte nicht schwinden. Er war wie benommen vor Staunen, überwältigt von der unvorstellbaren Tatsache, daß er sich im Raum befand! Im All!
Es war ihm, als hätte er einen Schlag auf den Schädel bekommen! Selbst die Ereignisse in der Zukunft, von denen er auf so unvorstellbare Weise erfahren hatte, würden bald eine Viertelmillion Meilen hinter ihm liegen!
Der Gedanke erschreckte ihn immer mehr. Er setzte sich steif auf, saß ein wenig zitternd im Bett. Schließlich fragte er mit gepreßter Stimme:
»Wie lange werden wir denn brauchen, bis wir die Venus erreichen?«
»Zehn Tage, glaube ich.«
Ganz vorsichtig, ganz behutsam, gestattete Garson, daß sein Verstand diese Zahl, diese Tatsache, aufnahm.
Da durchströmte neue Hoffnung ihn. So schlimm war es gar nicht, wie sein erster verzweifelter Gedanke es hatte scheinen lassen. Zehn Tage, um dorthin zu kommen, zehn Tage, um jemanden dazu zu überreden, ihn zu einem Planetarier mit Machtbefugnissen zu bringen, der in seinem Gehirn lesen konnte, und zehn Tage, um zur Erde zurückzukehren.
Einen Monat also! Er runzelte die Stirn. Nein, so gut war das auch wieder nicht. Kriege waren verloren worden, ja ganze Reiche in weniger als dieser Zeitspanne zusammengebrochen. Aber wie konnte er auf einem Raumschiff zur Venus seine Botschaft an den richtigen Mann bringen?
Mehrere Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, doch keine war sehr erfolgversprechend. Klar war nur eines ...
In beunruhigtem Ton sagte er:
»Wenn ich dort wäre, von woher ich komme, würde ich jetzt versuchen, mit dem Kapitän des Schiffes zu sprechen. Aber du hast Zweifel in mir geweckt, ob ein normales Vorgehen auf einem Raumer der Planetarier überhaupt einen Sinn hat. Sei ehrlich, wie sehen meine Chancen aus?«
Er sah, wie der sympathische junge Mann die Lippen zusammenpreßte, wie sein Gesicht plötzlich wieder grimmig wirkte.
Schließlich erwiderte Mairphy:
»Du hast keine Chancen! Und das ist leider nicht zu pessimistisch geschätzt, Garson. Wie ich bereits erwähnte, ist Derrel an
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