Beherrscher der Zeit
schwach.
»Offenbar bin ich der Invalide, nicht du. Der Lähmstrahl hat bei dir zu keiner dauerhaften Schädigung geführt, aber der Energiehacker hat mein rechtes Bein ganz schön zugerichtet. Ach ja, ich werde dich mit Derrel bekannt machen, sobald ich aufwache.«
Mairphy schlief sofort ein. Sein tiefer, regelmäßiger Atem traf Garson wie ein Schock. Er fühlte sich einsam und verlassen, konnte nichts unternehmen, und ärgerte sich schließlich über sich selbst, weil es soweit gekommen war, daß er sich von einem andern abhängig fühlte.
Eine Weile wanderte er ziellos in dem großen Saal herum, unbewußt auf Suche nach diesem außergewöhnlichen Derrel. Aber allmählich wurde sein Unterbewußtsein davon abgelenkt, als er sich mit den anderen, vielleicht nicht weniger ungewöhnlichen Männern zu beschäftigen begann.
Großtuerisch schienen sie ihm alle, diese Jungs. Wenn sie herumstanden, war ihre Haltung nonchalant. Sie hatten ihre Daumen gleichmütig in ihren Gürteln stecken oder auch die Arme verschränkt vor ihren merkwürdig geschneiderten Westen. Bestimmt nicht mehr als ein halbes Dutzend dieser kraftstrotzenden, kühn aussehenden Burschen schien der Schreibtisch- und noch weniger der Gelehrtentyp. Hier waren Männer der Vergangenheit, echte Männer, Abenteurer, Söldner, die genauso unbesorgt gemeutert hatten, wie sie sich unter anderen, vielleicht nicht einmal sehr verschiedenen Umständen, dazu entschlossen hätten, statt gegen, für die Seite zu kämpfen, die sie gefangengenommen hatte.
Hatten die Planetarier sich möglicherweise einer falschen Psychologie bedient? Das schien eigentlich ausgeschlossen, denn gerade in diesem Fach waren die Menschen der Zukunft ungewöhnlich bewandert. Die Erklärung konnte nur sein, daß jemand mit einer Intelligenz und den Möglichkeiten, so groß, oder zumindest fast so groß wie ihre, von ihnen unbemerkt auf der Bildfläche erschienen war und die Menschen der Vergangenheit, die dieses Raumschiff bemannten, mit Leichtigkeit hatte beeinflussen können.
Derrel!
Die Geschehnisse hier waren ungemein aufregend – ein glitzerndes Kaleidoskop der vollen überschäumenden Kraft des Lebens über die Äonen der Erde hinweg. Hier waren Männer, die als Erwachsene aus ihrer eigenen Zeit gerissen worden waren, die das Leben liebten und daran hingen, und doch durch ihren verzweifelten Meutereiversuch bewiesen, daß sie keine Angst vor dem Tod hatten.
Ein Mann war dafür verantwortlich. Ein Mann war die auslösende Kraft!
Dreimal war sich Garson sicher, daß sein Blick an diesem einen Mann hängengeblieben war, daß nur dieser eine Derrel sein konnte. Aber jedesmal änderte er seine Meinung, ehe er sich dem Fremden näherte.
Nur ganz allmählich wurde er sich eines hageren Mannes bewußt. Das erste Bild, das er sich von ihm machte, war das eines großen, schlaksigen Burschen mit einem ungewöhnlich langen, hohlwangigen Gesicht. Der Mann trug ein einfaches graues Hemd zu einer ebenfalls einfachen grauen Hose. Außer der auffallenden Sauberkeit hätte er gut und gern gerade erst aus einem Bauernhof gekommen sein können.
Der Mann stand verlegen aufgerichtet und scheinbar unbeholfen gegen eines der typischen Krankenhausbetten gelehnt. Er unterhielt sich nicht, sagte kein Wort. Und doch war er zweifellos auf irgendwie einfach undefinierbare Weise der Mittelpunkt der Gruppe um ihn.
Der Führer!
Nach einer Weile bemerkte Garson, daß der andere ihn heimlich beobachtete und musterte.
Das war alles, was er noch gebraucht hatte. Völlig unverhohlen studierte er jetzt ihn. Unter seiner eingehenden Betrachtung schwand der täuschende, bäuerliche Eindruck, den der andere zuerst erweckt hatte, wie Nebel in der grellen Sonne.
Die eingefallenen Wangen stellten sich plötzlich als eine natürliche Verschleierung der abnormen Kraft dieses Gesichts heraus. Die Linie der Kiefer war nicht länger nur der Halt für das Kinn, sondern zeigte sich nun in ihrer ganzen Härte, wie der stumpfe Rand eines Ambosses, und das feste Kinn selbst strebte ein winziges bißchen nach vorn. Die Nase war kräftig und scharf, das Gesicht als Ganzes wirkte wegen seiner Länge hager.
Garsons fasziniertes Studium wurde unterbrochen. Jemand redete diesen Mann mit Mr. Derrel an.
Es war, als hätte Derrel nur auf diese Worte wie auf ein Signal gewartet. Er trat vor und blieb vor Garson stehen. Mit der ruhigsten Stimme, die Garson je gehört hatte, sagte er:
»Professor Garson, haben Sie etwas dagegen, wenn
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