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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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am anderen Ende hatte längst aufgelegt. »Wer war das?«, schrie er. Einige Beamte, die seine Stimme gehört hatten, blieben vor der Tür stehen und schauten ins Zimmer.
    »Das ist aber keine feine Art, Kollege, mir so das Telefon aus der Hand zu reißen. Setz dich doch lieber, schön, dich zu sehen, laß uns doch ein wenig plaudern. Komm, ich bestell dir einen Tee. Was willst du trinken?«
    Der Kollege winkte den Beamten vor seiner Tür. »Und ihr geht schön weiter. Es gibt hier nichts zu gucken. Alles im Lot. Bestellt uns mal zwei Tee.«
    »Was ist mit der Waffe passiert?«
    »Da war keine Waffe, wovon redest du denn? Laß uns doch nicht mehr davon sprechen, das liegt alles so weit zurück, damals wurde alles richtig gemacht, die Geschichte ist längst abgeschlossen. Was immer wir getan haben, haben wir im Dienste des Staates getan. Ich mag dich, hab viel Gutes über dich gehört, aber wenn es um Staatsinteressen geht, gibt es auch Grenzen. Man kann nicht immer über alles reden. Du bist doch einer von uns, das mußt du doch verstehen…«
    »Erzähl mir nicht, ich sei einer von euch. Du bist ein mieser Taugenichts.«
    »Wie redest du denn mit mir?«
    Der Kollege stand auf. Seine Hände zitterten vor Wut. Er wiederholte fast schreiend: »Wie redest du denn mit mir?«
    »Was redest denn du Schwein für ein Gewäsch?«
    Sie sprangen einander an die Gurgel. Wären nicht rechtzeitig fünf Beamte ins Zimmer gekommen, um sie zu trennen, hätten beide um ein Haar ihre Waffen gezogen.
    Behzat Ç hatte einen knallroten Kopf, als er die Räume des Amtsbereiches für Sonderoperationen verließ. Sein Herz schlug wie eine überspannte Pauke. Er bemerkte erst spät, daß sein Mobiltelefon klingelte. Es war Tahsin.
    »Komm sofort ins Büro«, fuhr er ihn an. Er war sich sicher, daß es um den eben erlebten Vorfall ging, fragte aber zur Sicherheit nach: »Was ist denn los?«
    »Deine Leute prügeln sich mitten im Büro. Sie hauen alles kurz und klein.«
    »Wer?«
    »Rat mal. Harun und Selim. Ich hab dir ja gesagt, du sollst dieses Weib nicht in deine Kommission aufnehmen. Sie hat den Kerlen schon wieder den Kopf verdreht. Kein Wunder, wenn du zwischen die ganzen unterversorgten Typen auf der Mordkommission eine Politesse setzt.«

26
    Er schleuderte sein Mobiltelefon in die Ecke. Beim Betreten der Mordkommission gelang es ihm, sich soweit zu beherrschen, daß er der Tür keinen Tritt verpaßte. Als er eintrat, herrschte absolute Stille. Ein paar umgekippte Stühle lagen im Flur und die Scheibe am Eingang des Funkraums war zerbrochen. Mit der linken Hand packte er Harun, mit der rechten Selim am Kragen, zerrte beide zum Vernehmungszimmer, öffnete die Tür und stieß sie hinein. Er suchte Eda. Sie saß in einer Ecke, hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben und weinte.
    »Du kommst auch her«, schrie er sie an. »Alle anderen zurück an ihre Arbeit. Es gibt nichts zu sehen.« Sobald Eda ins Vernehmungszimmer getreten war, schloß er die Tür.
    »Was fällt euch ein? Ich will wissen, was hier los ist, verdammt nochmal!«
    Niemand antwortete. Behzat Ç machte unter den Augenpaaren, die ihn anstarrten, zwei verdutzte Augen zuviel aus. Sie gehörten Vahap. Er hatte vergessen, daß der noch hier festgehalten wurde.
    »Was suchst du hier? Raus!«, sagte er. »Warte gefälligst in meinem Büro. Wenn du ein Fünkchen Verstand hast, spring aus dem Fenster und verzieh dich!«
    Auch nachdem Vahap das Zimmer verlassen hatte, schwiegen die anderen.
    Er schaute Selim an: »Los, erzähl, was vorgefallen ist.«
    Selim strich sich durchs Haar und sagte: »Es ist nichts vorgefallen. Er kam rein und ging auf mich los.«
    Harun zeigte mit dem Finger auf Selim: »Du Arsch. Halt gefälligst deine Hände bei dir, wenn du auf der Kommission bist.«
    Selim ging auf Harun los: »Was hab ich denn gemacht?«
    Behzat Ç stieß beide gleichzeitig in ihre Ecken zurück.
    »Du hast an ihr rumgefummelt.«
    »Hab ich nicht. Und wenn, was geht dich das an? Willst du mir das verbieten? Unsere Beziehung ist etwas Ernstes, wir werden uns verloben.«
    Behzat Ç blickte Eda an und fragte: »Stimmt das?«
    Eda senkte den Kopf und sagte mit geröteten Augen: »Wir haben darüber gesprochen.«
    Behzat Ç schwieg ein paar Sekunden. Da er nur zu gut wußte, daß die Grundpfeiler der Familie als gesellschaftlicher Institution auf ernstgemeinten Beziehungen errichtet wurden, wollte er nichts Unpassendes sagen. Er steckte sich eine 216 in den Mund, doch es gelang ihm nicht,

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