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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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»Ich habe eine Bitte an dich. Dieses Disziplinarverfahren sieht ziemlich ernst aus. Außerdem steht die Beförderungs- und Versetzungsrunde kurz bevor, wie du weißt.«
    Hoffentlich ist es nicht das, was ich befürchte
.
    »Ja?«
    »Also, wenn du deinem Bruder bei Gelegenheit mal von der Sache erzählen könntest, daß er bei meinem Chef ein Wort für mich einlegt. Und wenn das nichts nützt, gibt es doch noch Reşat Bey, euren großen Geschäftspartner. An den darf man sich natürlich wegen so kleiner Sachen normalerweise nicht wenden, aber auf dich wird er ja hören. Er hat so viele Ausschreibungen vom Polizeipräsidium gewonnen.«
    »Hast du mir deshalb geholfen?«
    »Was?«
    Er befreite seinen Arm.
    »Sag es mir! Ist das der Grund, warum du mir gerade geholfen hast?«
    »Aber nein, wie kommst du darauf?«
    »Hör doch auf, mich anzulügen… Du solltest dich schämen… Echt schade!«
    »Eigentlich solltest du dich schämen. Ich hab soviel für dich getan. Was verlierst du denn, wenn du deinem Bruder ein paar Sätze über mich sagst? Mehr will ich ja nicht. Sonst schicken sie mich jetzt in irgendein Provinzkaff im Osten. Du hast natürlich deine Felle im Trocknen, du kannst hier rumlaufen und dich aufführen, wie du willst, weil du so jemanden im Rücken hast. Dein Bruder kommt und rettet dich, und wenn der es nicht kann, holt er Reşat.«
    Behzat Ç zog Recep am Kragen in die kleine Kammer am anderen Ende des Flurs und schleuderte ihn hinein. Zwei Hemdknöpfe blieben in seiner Hand zurück, als Recep zwischen die Putzmittel stürzte. Er riß ihn hoch und knallte ihn gegen die Wand, preßte ihm mit der rechten Hand die Kehle zu und ballte seine Linke zur Faust.
Hau zu, hau zu, hau zu, hau zu
… Mit einem Mal ließ er von Recep ab, drehte sich um und preßte beide Augen zu, biß sich auf die Zähne, bis sein Zahnfleisch blutete und schlug mit der Faust auf die Teufel ein, die ihn ritten. Als sie nicht schwiegen, schlug er noch einmal zu, dann noch einmal, bevor er sich rasch aus der Kammer entfernte.
    Als er auf dem Flur der Abteilung für Terrorbekämpfung an Aybars’ Zimmer vorbeikam, streckte er seinen Kopf hinein: »Wo ist Hayrettin?«
    Aybars war verwirrt. »Was weiß ich, wahrscheinlich in Urfa«, sagte er. »Komm doch mal rein und setz dich, was ist denn los mit dir?«
    »Es gibt interessante Neuigkeiten. Sag ihm, er soll mich anrufen.«
    Aybars saß jetzt kerzengerade.
    »Ja, richte ich ihm aus«, sagte er. »Warum stehst du denn in der Tür, komm doch rein, setz dich einen Augenblick.«
    »Nein, ich habe zu tun.«
    »Was denn?«
    »Ach, ich wollte nur mal kurz bei einem Kollegen vorbeischauen.«
    Behzat Ç betrat den Amtsbereich für Sonderoperationen und setzte sich an den Tisch des Kollegen, bei dem er kurz vorbeischauen wollte. »Aaach, schön dich zu sehen«, sagte der.
    »Ich wollte dich was fragen. Vor fünf Jahren gab es einen Schußwechsel in Bahçelievler. Ihr habt eine konspirative Wohnung ausgenommen. Erinnerst du dich daran?«
    Der Kollege sagte: »Und ob«, und schlug bekräftigend auf sein Bein. »Das werd ich nie vergessen.«
    »Hat Aybars auch an der Operation teilgenommen?«
    »Ja. Mein Vorgesetzter Herr Aybars hat die Operation geleitet, und wir haben die Wohnung gestürmt.«
    »Beim Gefecht wurde jemand getötet.«
    »Aber ja, wir haben das Schwein abgeknallt. Ich hab ihm persönlich den Kopf mit Blei vollgepumpt. Die Drecksäue haben ihr Vaterland und ihre Nation verkauft, kein Wunder, wenn der Vater Armenier und die Mutter Jüdin ist. Alles Unbeschnittene, Hurensöhne, Polizistenmörder. Er hat einmal gefeuert, aber wegen der Kommunistenkugel mußte ich zweimal am Bein operiert werden. Ich hinke immer noch ein bißchen. Jetzt bin ich gezwungenermaßen hier zum Sesselfurzer verkommen, und wenn die anderen auf Operation gehen, kann ich ihnen nur hinterhergucken.«
    »Einer wurde getötet, der andere konnte entkommen.«
    »Wer denn? Da ist keiner entkommen. Da war nur einer in der Wohnung. Wir sind rein und haben ihn weggeputzt.«
    »Was ist mit der Waffe passiert?«
    Als das Telefon auf dem Schreibtisch des Kollegen schmerzlich schrillte, fragte Behzat Ç noch einmal: »Was ist mit der Waffe passiert?«
    »Warte mal kurz. Hallo? Ach so. Verstehe. Gut, alles klar…«
    Behzat Ç schnellte von seinem Stuhl hoch, umklammerte das Handgelenk seines schnauzbärtigen Kollegen und riß ihm den Telefonhörer aus der Hand. Zunächst schwieg er, dann rief er: »Hallo? Hallo?«, doch die Person

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