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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Dann hast du die Waffe und den Täter. Niemand kann das Gegenteil beweisen.«
    »Verstehe, aber in diesem Fall ist das ja nicht so.«
    »Nein, es ist noch viel besser. Die Waffe wurde nirgendwo als beschlagnahmt registriert. Es sieht so aus, als sei sie verschwunden. Aber die Waffe wurde vorher nachweislich bei einem Überfall auf einen Juwelierladen benutzt. Egal, wer sie jetzt benutzt, es sieht immer so aus, als ob es die Organisation gewesen wäre.«
    »Heißt das, sie wollten den Mord der Organisation in die Schuhe schieben?«
    »Genau. Und zwar nicht nur der Organisation im Allgemeinen, sondern Muhsin im Besonderen. Das war der Plan: Die Ratte auf dem heißen Blechdach sollte Betül erschießen, die Waffe am Tatort hinterlassen und durch das Toilettenfenster zurück in die Bar kommen. Dann hätte es so ausgesehen, als ob die Organisation eine Abtrünnige bestraft hätte. Als vermeintlichen Täter haben sie Muhsin in die Bar bestellt, indem sie von Betüls Mobiltelefon aus eine SMS an ihn schickten. Wir müssen das Telefon noch einmal untersuchen, vielleicht finden wir darauf Fingerabdrücke.«
    »Hat Aybars die Sache geplant? Aber warum sollte er Betül aus dem Weg räumen wollen?«
    »Es war nicht Aybars allein. Aybars und Hayrettin haben den Plan zusammen gemacht.«
    »Hayrettin? Er hat seine eigene Tochter ermorden lassen? Warum?«
    »Was meinst du? Warum könnte ein Vater seine schwangere Tochter ermorden lassen?«
    »Natürlich! Befleckte Ehre… Ja, aber so läuft doch kein Ritualmord ab. Hätten sie Betül da nicht eher auf offener Straße erschossen? Warum diese ganzen Umstände?«
    »Weil die Ratte auf dem heißen Blechdach ein junger Mann mit Zukunft ist. Er wurde nach dem Stammesrecht dazu bestimmt, Betül zu erschießen. Aber nach dem reformierten Strafgesetz hätte er für so eine Tat mindestens dreißig Jahre Gefängnis zu erwarten. Das konnten sie sich nicht leisten. Sie brauchten ihn noch. Da wird Aybars ihnen gesagt haben: Eure Ratte ist ein vielversprechender junger Mann, den müßt ihr nicht für eine solche Sache vergeuden. Erschießt Betül doch mit der Waffe, die wir hier rumliegen haben, dann können wir einen Vaterlandsverräter hinter Gitter bringen. So könnt ihr eure Tradition aufrechterhalten und eure befleckte Ehre reinigen, und gleichzeitig dem Vaterland einen Dienst erweisen. Also, geschmiedet haben den Plan Aybars und Hayrettin, umsetzen sollten ihn Halis Tokgöz und die Ratte auf dem heißen Blechdach.«
    »Diese Schweine… Aber warum haben sie den Plan nicht umgesetzt?«
    »Weil die Ratte auf dem heißen Blechdach noch nie eine Waffe in der Hand hatte. Er dachte, er hätte einen ungefährlicheren und klügeren Weg gefunden, und den ursprünglichen Plan verworfen. Das hat er aber niemandem gesagt. Als er auf die Terrasse ging, hatte er für alle Fälle die Waffe in der Tasche. Aber er hatte auch den Abschiedsbrief dabei, den er aus Betüls Kladde herausgerissen hatte. Er schnappte sie sich und stieß sie von der Terrasse. Das bedeutete aber, daß es keinen Sinn mehr ergab, die Waffe in der Gegend rumliegen zu lassen. Er wollte sie zurückgeben und sagen, er hätte seine Pflicht mit seinen eigenen Mitteln erfüllt.«
    »Warum hat er die Waffe nicht zurückgegeben, sondern im Wasserkasten versteckt?«
    »Weil vor der Toilette alles drunter und drüber ging. Er kletterte durch das Fenster der Damentoilette und wollte zurück in die Bar. Aber der Fettwanst, den du da hinten siehst, hatte vor der Tür Schmiere gestanden und niemanden reingelassen. Deshalb war es zu einem mittelschweren Auflauf vor der Toilette gekommen. Innerhalb von fünf Minuten bemerkten die Kollegen auf ihrer Streife durch Sakarya, daß jemand von der Terrasse gestürzt war, und kamen in die Bar. Die Ratte auf dem heißen Blechdach hörte, wie die Polizei kam. Er konnte also die Waffe nicht mit reinnehmen und versteckte sie im Wasserkasten. Als er aus der Toilette rauskam, geriet er zufällig den Spannern vor ihre Handy-Linse. Einer von ihnen hatte versehentlich den Aufnahmeknopf gedrückt. Wir bekommen vom Foto- und Filmbüro eine Vergrößerung dieser Aufnahme. Sie wird ein wichtiges Beweisstück sein.«
    Endlich hatte Harun die Zusammenhänge kapiert.
    »Das heißt, Gökhan wollte Hayrettin erschießen, um Rache für den Mord an Betül zu nehmen«, sagte er. Dann deutete er mit den Augen auf Halis: »Herr Vorgesetzter, ich hab dir schon in der Tatnacht gesagt, daß wir den Fettwanst mitnehmen sollen.«
    Behzat

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