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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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bei einer Aktion verhaftet wurde, dann hab ich drei Tage nichts von ihr gehört. Ich mußte unbedingt sofort in die Türkei.«
    »Warum?«
    »Stell dich doch nicht so blöd. Als wenn du von nichts wüßtest. Hast du nie die Schreie gehört, die aus dem Parkhaus der Staatsschutzabteilung kommen? Hast du nie etwas gesehen?«
    Behzat Ç hatte gehört und gesehen.
    »Mitten im Winter brausen sie die Leute mit eiskaltem Hochdruckwasser ab… Das ist noch das geringste. Penetration mit dem Schlagstock, mehrfache Vergewaltigung, Pfahlhängen, Stromstöße. Zwei meiner Genossen habt ihr umgebracht, während ich zugucken mußte! In den Akten wurde das als Selbstmord ausgegeben.«
    »Wir haben nichts getan.«
    »Hör auf. Spiel mir nicht den unschuldigen Bullen. Ihr seid Teil der Maschine und tut so, als ob ausgerechnet euer Zahnrädchen sauber wäre. Sie hatten mir die Augen verbunden. Ich erkenne die Mörder an ihrem Geruch. Hier in diesem Auto stinkt es nach ihnen.«
    »Lenk nicht vom Thema ab. Das alles sind Dinge, die in der Vergangenheit liegen. Da muß man mal einen Schlußstrich ziehen können. So etwas kommt heute nicht mehr vor.«
    »Na klar, überhaupt nicht mehr! Früher habt ihr es auf offener Straße gemacht, jetzt tut ihr es im Geheimen. Überall habt ihr versteckte Folterzentren errichtet. Was ist denn mit Muhsin passiert, hä?«
    »Ich hab gesagt, du sollst nicht vom Thema ablenken. Wo hast du dich aufgehalten, als du in die Türkei kamst?«
    »Du weißt von der Wohnung in Ulus. Resul Hoca hat das klargemacht. Zwei Monate war ich dort, dann bin ich zurückgegangen. Betül war inzwischen in die Wohnung gezogen. Es ging ihr gut.«
    »Warum hast du nicht bei Resul gewohnt?«
    »Ich wollte den Hoca nicht gefährden. Er war sowieso schon bekannt als jemand, der verbotene Aktivitäten unterstützt…«
    »Wurdet ihr je verfolgt, wenn du mit Betül unterwegs warst?«
    »Ja. Da war so ein fetter Typ mit Brille. Er war ziemlich plump und ungeschickt. Er sprang einem förmlich ins Auge. Vielleicht ging es ihm sogar darum, uns merken zu lassen, daß er uns verfolgte.«
    Behzat Ç tippte dem Phantom auf die Schulter und sagte: »Zeig ihm mal das Foto.«
    Das Phantom zeigte Halis Tokgöz’ Photo.
    »Der?«
    »Ja. Ich dachte zuerst, er wäre hinter mir her. In Wirklichkeit hat er Betül verfolgt. Das hab ich leider zu spät verstanden.«
    »Das Ende deines zweimonatigen Aufenthalts fällt in den Oktober, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Zu dem Zeitpunkt war Betül schwanger von dir.«
    Gökhan atmete tief durch und sagte: »Ja.«
    Behzat Ç massierte seine schmerzende Stirn. »Entschuldige. Euer Sexualleben geht mich nichts an, aber…«, sagte er und suchte nach einem väterlichen Einstieg in die Frage, die er stellen wollte. Schließlich fragte er: »Du bist doch ein ausgewachsener Esel. Weißt du denn nicht, wie man verhütet?«
    »Doch schon, ich bin ja kein Kind mehr. Betül nahm die Pille. Sie sagte, das reiche aus.«
    »Wann hast du von ihrer Schwangerschaft erfahren?«
    »Eine Woche nach meiner Rückkehr. Sie hat einen Bluttest machen lassen.«
    »Denkst du, daß Betül gerne ein Kind wollte? Kann es sein, daß sie die Pille abgesetzt hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will es nicht ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering. Entschuldige, aber du bist auch ein ausgewachsener Esel. Meinst du, daß jeder Geschlechtsverkehr zur Schwangerschaft führt?
    »Reiß dich am Riemen. Habt ihr je über Kinderwünsche gesprochen?«
    »Also, irgendwann wollten wir eine Tochter und einen Sohn haben. Aber das war so dahergesagt. Zu dem Zeitpunkt wollten wir kein Kind.«
    »Wie hat sie dir gesagt, daß sie schwanger ist? Klang sie eher gestreßt, traurig oder glücklich?«
    »Wir haben telefoniert. Sie klang nicht traurig. Ich war zuerst etwas durcheinander, dann habe ich mich gefreut und gesagt, sie solle sofort herkommen und an einer britischen Uni weiterstudieren.«
    »Warum ist sie nicht gekommen?«
    Gökhan schwieg.
    »Weil rausgekommen ist, daß du ein V-Mann bist?«, fragte Behzat Ç. Gökhan packte ihn plötzlich am Kragen. Das Phantom hatte alle Mühe, Gökhans Hand von Behzat Çs Kragen zu lösen.
    »Das sind alles Verleumdungen«, sagte Gökhan schwer atmend. »Ich bin zwar aus der Organisation ausgestiegen, aber so tief gesunken bin ich nicht. Das Gerücht, daß ich ein V-Mann bin, hat schnell die Runde gemacht. Daß ich nicht so ohne weiteres in die Türkei einreisen könnte, wenn ich nicht für den Staat arbeiten

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