Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
Vom Netzwerk:
spricht sich nicht rum? Die Zeiten sind vorbei, wo wir die Bürger einfach durchprügeln und nach Hause schicken konnten. Heute will jeder Trottel seine Rechte geltend machen. Habt ihr dem Jungen die Pillen in die Tasche gesteckt?«
    »Nein.«
    »Sag nicht einfach nein. Wenn du es warst, gib es zu. Ich halte dicht.«
    »Die Pillen haben wir bei dem Jungen in der Tasche gefunden.«
    »War da nicht auch Osman von der Drogenfahndung dabei? Dem ist sowieso nicht über den Weg zu trauen. Vielleicht hat er das ohne euer Wissen gemacht, um den Jungen fertigzumachen.«
    »Keine Ahnung. Wir wollten ihm nur die Ohren langziehen und ihn laufenlassen.«
    »Wenn du jemandem die Ohren langziehst, dann bitte sachte. Du hast ihm die Nase gebrochen. Er mußte mit zehn Stichen genäht werden.«
    »Du weißt ja nichts über die Hintergründe.«
    »Und wenn. Was würde das ändern? Der kommt aus einer angesehenen, wohlhabenden Familie. Wenn der Vater einen Bekannten einschaltet, werden wir alle geschaßt wie ausgediente Huren.«
    Das war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Der Gedanke daran, daß man nur reich sein mußte, um ihn und seine Tochter zu schassen wie ausgediente Huren. Er preschte in einer Lautstärke vor, gegen die Tahsin nicht ankam: »Dann soll er halt auf seinen Sohn aufpassen. Der hat meine Tochter…«
    Es gelang ihm nicht, weiterzusprechen. Was sollte er sagen? Belästigt? Mit Drogen versorgt? Zu sexuellen Handlungen… All diese Horrorbilder tanzten in seinem Kopf durcheinander.
    »Verdammt, die sollen mich nicht wild machen. Macht mich nicht wild!«
    »Bewahr doch bitte deine Fassung.«
    Es entstand eine Pause von etwa zehn Sekunden.
    »Geht es dir gut?«
    »Red nicht so’n Quatsch.«
    »Wie auch immer, nimm dich zusammen. Morgen sprechen wir mal unter vier Augen darüber. Aber ich will dir eines sagen: Du hast dich in die Geschichte mit diesem verrückten Mädchen verrannt. Laß sie, die hat sich selbst umgebracht. Wenn du daran zweifelst, dann sag einem von deinen Jungs, er soll sich drum kümmern. Aber Leute überwachen zu lassen, zur Gerichtsmedizin zu gehen, und und und, das geht nicht. Denkst du, ihr dreht einen Fernsehkrimi? Als ob ihr nichts anderes zu tun hättet! Fangt erstmal das Monster von Keçiören, das eine Dreizehnjährige vergewaltigt und ermordet hat, das steht in allen Zeitungen, die Leute können vor Angst nicht mehr schlafen!«
    »Der Abschiedsbrief wurde aus ihrer Kladde herausgetrennt.«
    »Was für ein Brief?«
    »Der Abschiedsbrief, den man in Betüls Tasche gefunden hat. Wurde aus ihrer Kladde herausgetrennt.«
    »Und?«
    »Na ja, jemand anderes hat ihn rausgerissen und dem Mädchen in die Tasche gesteckt, um einen Suizid zu fingieren.«
    »Woher willst du wissen, daß sie ihn nicht selbst herausgetrennt hat?«
    »Ich weiß es eben nicht. Ich versuche, es zu ermitteln.«
    »Jetzt fang nicht an zu Spinnen. Bei aller Liebe zum Koran. Du hast zwei Dienstjahre mehr als ich auf dem Buckel, du warst damals wie ein großer Bruder zu mir, dafür hast du bei mir immer noch was gut. Möge Allah dir gnädig sein. Gut, du kannst machen, was du willst. Du warst verrückt genug, dich nicht hochzuarbeiten. Jetzt bin ich durch Zufall dein Vorgesetzter. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto wütender werde ich. Es gibt kaum jemanden, von dem ich wegen der Sache nicht eins auf den Deckel bekommen habe. Ramazan Akyüz hat sich auch über euch beschwert.«
    »Wer ist das?«
    »Na, der Inhaber der Bar, wo die Sache passiert ist.«
    »Ach, der liebe Ramazan?«
    »Was weiß ich, ob der lieb oder böse ist. Jedenfalls kennt er den halben Vollzugsdienst. Ist ja auch normal bei einem Gastronom. Er hat sich beim Präsidenten beschwert. Habt ihr ihn beleidigt?«
    »Weiß ich nicht mehr. Wir haben ihn vernommen, aber nicht besonders hart. In seiner Bar wurden immerhin eine Waffe, ein Schalldämpfer und Captagon gefunden.«
    »Und wenn da Panzerfäuste gefunden worden wären, was interessiert dich das? Sag mir das mal bitte.«
    »Hör mal, mir brummt der Schädel.«
    »Was glaubst du, wie meiner brummt.«
    »Laß uns morgen darüber reden.«
    »Also gut.«
    Auf beiden Seiten wurde abrupt aufgelegt. Just in diesem Moment, als wäre das alles nicht schon genug, schlug jemand, der sich anscheinend nicht bequemen konnte, die Klingel zu benutzen, mit seinen Fäusten dröhnend gegen die Wohnungstür.

17
    Er schaute durch den Türspion. Es war Şevket… Er schlug auf den Saum seines Jacketts und

Weitere Kostenlose Bücher