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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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nichts Außergewöhnliches. Was er nicht alles gesehen und gehört hatte. Hafize hatte ja erwähnt, das Mädchen sei ein Waisenkind…
    »Herr Vorgesetzter, bist du noch da?«
    Er hob den Kopf.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du bist schon wieder in Gedanken versunken.«
    »Nein. Diese Geschichte mit der Tonaufnahme klingt nach etwas Wichtigem. Haltet euch mal da raus, ich rede mit dem Mädchen. Ihr müßt euch langsam daran gewöhnen, die Leute spuren heutzutage nicht mehr sofort, wenn wir einmal ›Platz!‹ sagen.«
    Harun und Eda standen auf. Als sie das Zimmer verließen, kam Cevdet herein.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Herr Vorgesetzter, da ist jemand, der Sie sprechen will. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, wer genau es ist.«
    »Was meinst du?«
    »Also, ich hab sie gefragt: ›Wer bist du?‹ Şule, Jale… Sie hat eine Unmenge von Namen aufgezählt. Sie ist, glaub ich, nicht ganz richtig im Kopf. Sie kann ihre Hände gar nicht stillhalten.«
    »Sag ihr, sie soll reinkommen.«
    Unter den fragenden und leicht spöttischen Blicken Haruns und Edas rannte Şule, Jale, Berna oder Selma über den Flur zwischen den Beamten hindurch und stürzte in sein Zimmer. Sie warf sich ihm an den Hals und sagte: »Weißt du, was das Schönste am Winter ist? Daß man Mandarinen essen kann.«

21
    Behzat Ç befreite sich von den Armen, die um seinen Hals geschlungen waren.
    »Setz dich mal da hin!«
    Şule, Jale, Berna oder Selma setzte sich auf den Ledersessel mit dem aufgesprungenen Bezug vor dem Schreibtisch und sagte ein wenig pikiert: »Du hast dir aber gestern gut die Kante gegeben. Du hast eine furchtbare Fahne. Und da du dir anscheinend die Zähne nicht geputzt hast, würde ich sagen, du hast die Nacht bei jemand anderem verbracht. Sieh dich vor, ab einem bestimmten Alter ist so ein Lebensstil…«
    »Das reicht jetzt an Unverschämtheiten. Wie heißt du überhaupt? Şule?«
    »Wenn du mich so nennen möchtest, ja.«
    »Schau, ich kann mir einfach keine acht Namen merken. Was machst du eigentlich hier?«
    »Ui, der harte Detektiv… Heute bist du wie Philip Marlowe.«
    »Wer is’n das?«
    Şules Lachen schallte durch das ganze Büro.
    »Marlowe hat genau das gleiche in Bezug auf Marcel Proust gefragt«, sagte sie. »Aber egal…«
    Sie schlug mit der Hand in ihrer Tasche herum, als müsse sie sich ohne Machete einen Weg durch das Dickicht eines Urwalds bahnen. Offensichtlich suchte sie etwas. Schließlich kramte sie eine Tablettendose hervor.
    »Jeden Tag eine auf nüchternen Magen.«
    »Was ist das?«
    »Vitamine. Du hast heute so eine heisere Stimme. Du wirst bestimmt krank.«
    »Bist du verrückt?«
    »Weiß nicht. Kann gut sein. Es stimmt schon, daß ich psychische Probleme habe, aber… Egal, laß uns schnell zur Sache kommen, ich will dich nicht aufhalten. Man will mich töten. Sie haben jemanden an meine Fersen geheftet. Er hat mich bis hierher verfolgt.«
    »Wie sah der aus?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüßte, müßte ich dich ja nicht um Hilfe bitten. Du wirst jetzt sagen, ich will dich auf den Arm nehmen, aber es stimmt nicht. Ich erhalte Drohbriefe.«
    »Welchen Inhalts?«
    »Deutlichen Inhalts.«
    Als Şule eine Pause einlegte, fragte Behzat Ç: »Warum lügst du mich an?«
    »Wie bist du dahintergekommen?«
    »Na komm. Wir sind hier kein Kindergarten.«
    Şule stand auf.
    »Du bist aber fies.«
    »Ja, bin ich. Leider.«
    Behzat Ç nahm den Telefonhörer in die Hand.
    »Ich kann mich hier nicht mit so’m Quatsch abgeben. Du siehst, wir haben zu tun.«
    Şule zog blitzschnell ihre Tasche vom Tisch, wühlte erneut in ihr herum, holte eine Mandarine heraus und legte sie auf den Tisch.
    »Ich bin nur gekommen, um mich ein wenig mit dir zu unterhalten«, sagte sie.
    »Hättest du gleich sagen können. Warum lügst du mich an?«
    »Um ein bißchen Farbe in die Konversation zu bringen. Das fällt nicht unter lügen. Aber soweit reicht dein Feingefühl wohl nicht. Du nimmst alles viel zu ernst.«
    Er tippte die Durchwahl des kriminaltechnischen Labors. Şule steckte von draußen nochmal den Kopf ins Zimmer.
    »Trotzdem bin ich dir nicht feindlich gesinnt. Vergiß nicht, die Vitamine zu nehmen.«
    »Hey! Nimm das Zeug mit.«
    Sie war schon längst weg.
    »Hallo Recep.«
    »Bitte.«
    Er drehte die Vitamintabletten in seiner Hand hin und her.
    »Ich hab deine Unterschrift unter dem Gutachten vermißt.«
    Stille.
    »Bist du noch dran?«
    »Ich hab dich nicht gehört. Ja ja, ich bin noch dran. Heut

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