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Bei dir kann ich nicht Nein sagen (Bianca) (German Edition)

Bei dir kann ich nicht Nein sagen (Bianca) (German Edition)

Titel: Bei dir kann ich nicht Nein sagen (Bianca) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann DeFee
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Fünfzigerjahren gehabt. Wenn man die Autowracks und die windschiefen Anbauten, die Graffiti von Straßengangs und den vertrockneten Rasen berücksichtigte, war der Begriff „Blütezeit“ allerdings vielleicht zu hoch gegriffen.
    Happy Trails war Lichtjahre von dem Viertel im Westen von Houston entfernt, in dem CiCi aufgewachsen war. Dort wurden die Rasenflächen täglich einer Maniküre unterzogen, und jedes Fenster war blitzblank.
    Jake zeigte auf einen Trailer, der irgendwann türkis gewesen sein musste, aber inzwischen stark ausgeblichen war. Die Treppe war gefährlich schief. Das Ganze sah aus, als ob es jeden Augenblick in sich zusammenbrechen würde.
    „Hier bin ich aufgewachsen.“ Das sagte er so einfach dahin, dass CiCi ein paar Sekunden brauchte, bis sie ihn verstanden hatte. Und noch einen Augenblick länger, um zu begreifen, dass er sie auf die Probe stellte.
    Also hatte er hier seine Kindheit verbracht. Na und? Wenn wilde Wölfe ihn großgezogen hätten, wäre ihr das auch egal.
    „Und?“
    Er schien nicht zu wissen, was er noch sagen sollte. „ Das hier war mein Zuhause.“ Mit dem Finger zeigte er auf den Trailer. „Das da!“
    „Ja. Schon kapiert.“ Wenn er auf Mitleid aus war, dann musste er sich das woanders suchen.
    „Ich …“ Heftiges Klopfen an die Fensterscheibe auf der Fahrerseite schnitt Jake das Wort ab. Die Unterbrechung verdankten sie einer Frau, die so klein war, dass sie kaum das Fenster des Trucks erreichte.
    Ohne ein Wort sprang Jake aus dem Wagen und umarmte sie herzlich. „Wie geht’s der schönsten Frau in San Antonio?“
    „Du dummer Bengel!“ Die winzige Frau versetzte ihm einen Klaps auf den Arm. „Ich habe mich schon gefragt, ob du den ganzen Tag in der Karre sitzen bleiben willst. Los, beweg deinen Hintern ins Haus, hörst du?“ Sie warf einen Blick an Jake vorbei. „Und denk an deine Manieren, mein Sohn, und stell mich endlich deiner schönen Begleiterin vor.“
    „Tante Pallie, das hier ist CiCi. CiCi, Tante Pallie hat mich praktisch großgezogen.“ Er gab der alten Frau einen Kuss auf die Wange.
    „Komm rein, Liebes. Hier draußen ist es ja unerträglich heiß“, befahl Tante Pallie.
    „Jawohl, Ma’am“, sagte sie und lächelte Jake zu.
    „Junger Mann, hör auf damit, Löcher in die Luft zu starren.“ Tante Pallie lachte. Dann bückte sie sich und hob einen Chihuahua hoch. „Ich schenke uns einen süßen Eistee ein.“
    Pallies Trailer sah ganz anders aus als die anderen auf diesem Platz. Er war nicht nur ziemlich neu, sondern auch gut in Schuss. Das Gleiche galt für den knallroten Mini im Carport.
    CiCi war überzeugt, dass es da einen Zusammenhang gab. Und dass die Erklärung etwas mit dem kräftigen Kerl hinter ihr zu tun hatte.
    „Schöner Garten.“
    „Das Gärtnern macht mir Freude“, meinte die alte Frau. „Der Garten ist zwar klein, aber für mich reicht er.“ Das Gärtchen war kaum größer als eine Briefmarke, aber die Unmenge blühender Pflanzen erinnerte an einen englischen Garten.
    „Kommt schon rein“, sagte Pallie und drängte CiCi und Jake in den Trailer. „Macht es euch auf der Couch gemütlich.“
    Pallie machte Anstalten aufzuräumen, obwohl alles blitzsauber war. „Lieber Himmel, da draußen ist es ja heiß wie in einem Backofen. Ich hoffe, Chico stört nicht. Er hat etwas übrig für hübsche junge Damen.“ Wie aufs Stichwort schmiegte sich das Hündchen an CiCi.
    „Eistee kommt sofort.“ Pallie verschwand in der Miniküche.
    „Lass mich dir helfen. Ich weiß, wo die Kekse sind.“ Jake lächelte spitzbübisch wie ein kleiner Junge.
    „Wird auch Zeit, dass du dich an deine Manieren erinnerst. Du hast ja schon fast so getan, als ob du hier zu Gast wärst“, sagte Pallie und zupfte ihn am Ohr. Bei dem Größenunterschied war das eine ganz schöne Leistung.
    CiCi fragte sich, was die beiden miteinander verband. Jake behandelte Pallie wie eine Großmutter. Aber in Anbetracht ihrer karamellbraunen Hautfarbe war das eher unwahrscheinlich.
    Jake stellte ein Tablett auf dem Sofatisch ab. „Wie gesagt, Pallie hat mich mehr oder weniger großgezogen. Als ich vierzehn war, habe ich es mir in den Kopf gesetzt, dass es cool wäre in einer Gang zu sein.“ Er lächelte seine alte Freundin liebevoll an. „Diese Flausen hat sie mir ganz schnell ausgetrieben.“
    „Ich habe ihn nach Strich und Faden verdroschen, das habe ich getan. Er war zwar mit acht Jahren schon größer als ich. Aber dafür kenne ich mehr Tricks.“

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