Bei dir kann ich nicht Nein sagen (Bianca) (German Edition)
Pallie lachte. „Dieser Junge hat sogar dafür gesorgt, dass seine nichtsnutzigen Cousins nie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten sind. Haben Sie das gewusst?“
„Das habe ich nicht so gut hingekriegt, wie ich wollte“, warf Jake ein.
„Du hast es geschafft, dass sie nicht für immer im Gefängnis sitzen. Das ist bei den beiden schon eine Leistung. Wie geht es den Burschen?“
Jake lachte. „Dank Dwayne habe ich CiCi überhaupt erst kennengelernt.“ Er erzählte Pallie die Hühnergeschichte.
Als er fertig war, lachte Tante Pallie so heftig, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Dieser Frechdachs hat doch nichts als Unsinn im Sinn. Ich vermisse ihn trotzdem.“
„Ich sage das nur ungerne, Tante Pallie, aber wir müssen los“, erklärte Jake eine Stunde später.
„Chico wird Sie vermissen, Miss CiCi. Aber wenn ihr aufbrechen müsst, dann müsst ihr eben los.“ Pallie begleitete sie noch zum Truck. „Los, umarme mich“, befahl sie, und Jake gehorchte. „Und Sie auch.“ Dieser Aufforderung kam CiCi gerne nach. „Kommt bald wieder, hörst du?“
„Jawohl, Ma’am.“ Jake gab Tante Pallie einen Kuss auf die Wange und umarmte sie noch einmal.
Es war fast sechs Uhr, als sie wieder unterwegs waren. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche jetzt was zu essen. Was würdest du von der besten mexikanischen Küche in ganz Texas halten?“, schlug Jake vor.
„Klingt perfekt.“ Nach dem Besuch bei Tante Pallie war CiCi auf jede Art Küche gefasst. Und als Jake auf den Parkplatz eines heruntergekommenen Einkaufszentrums einbog, wusste sie, dass sie damit recht gehabt hatte, etwas Besonderes zu erwarten.
Die Einrichtung des Lokals sah aus wie vom Flohmarkt. Tische und Stühle passten nicht zusammen, es gab Plastiktischdecken, und die Speisekarte war mit Kreide auf Tafeln gekritzelt. Aber der Geruch von mexikanischem Essen, der in der Luft lag, ließ CiCi das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Kaum hatten sie die Kneipe betreten, wurden sie auch schon vom Eigentümer bemerkt. „Jake Culpepper, Amigo, wo hast du denn so lange gesteckt?“ Eine Antwort wartete der Wirt gar nicht erst ab. „Mama!“, rief er. „Komm her. Jake ist endlich wieder zu Hause.“
Die „Mama“ – offenbar seine Frau – kam aus der Küche und wischte sich das Mehl von den Händen. „Juan Martinez, hör auf, so zu brüllen.“ Sie war eine zierliche Frau und so hochschwanger, dass sie ebenso rund wirkte, wie sie groß war.
„Du Teufelskerl, wo bist du so lange gewesen?“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jake einen Kuss auf die Wange, von dem ein Fleck weißes Mehl zurückblieb. „Du warst ja Ewigkeiten nicht mehr zu Hause.“ Sie lächelte keck. „Wenn du mich ganz lieb bittest, verlasse ich diesen Rüpel und brenne mit dir durch.“
„Marcelita, du bist so wunderschön wie immer.“
Jake tätschelte den Babybauch seiner Freundin. „Wie geht’s dem Kleinen?“
„Der macht Akrobatik. Mit den Mädchen war das nicht so“, sagte sie und rieb sich das Kreuz.
„CiCi, ich möchte dir meine Freunde Juan und Marcelita Martinez vorstellen. Wir sind zusammen aufgewachsen.“
CiCi fragte sich, wie er sie vorstellen würde. Freundin? Fast-Geliebte? Chefin?
„Und das hier ist eine sehr gute Freundin von mir, CiCi Hurst.“
Was sollte das denn jetzt heißen?
Dann führte Juan sie ins Nebenzimmer und tischte ihnen einen ganzen Berg Essen auf. Im Lauf des Abends setzten sich Juan und Marcelita immer wieder zu ihnen, erzählten Neuigkeiten und tauschten mit Jake Erinnerungen aus.
„Kommt bald wieder“ und „Wir schauen uns alle deine Spiele an“ hieß es zum Abschied.
Fünfzehn Minuten nachdem sie die Kneipe verlassen hatten, hielt CiCi es vor Neugierde nicht mehr aus. „Wo fahren wir jetzt hin?“
Jakes Miene blieb undurchdringlich. „Äh, ich habe gedacht, wir könnten die Nacht in San Antonio verbringen. Schließlich müssen wir erst morgen früh wieder im Camp sein“, sagte er, die Augen auf die Straße gerichtet.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. War dies der richtige Moment, mehr aus ihrer Beziehung zu machen?
„Hattest du an zwei Zimmer oder an eines gedacht?“
Jake nahm die Ausfahrt zum Stadtzentrum und hielt vor einem Hotel. Er schenkte ihr sein typisch schuldbewusstes Lächeln. „Wenn dir zwei lieber sind, geht das. Aber ich muss ehrlich sagen, ich hoffe, dass du nicht darauf bestehst.“
„Ehrlich?“ CiCi konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
„Jawohl.“
Weitere Kostenlose Bücher