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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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legte sich über ihren Nacken und verteilte sich von da aus über den gesamten Oberkörper.
    |89| »Schwitzt du nach?« Katja hatte die Lage mit einem kurzen Blick erfasst. »Oder ist das Hormonterror?«
    »Letzteres.« Mit dem Handtuch wischte sich Doris über Gesicht und Hals und wich Katjas Blick aus. »Ich geh mal duschen. Wir sehen uns gleich beim Frühstück.«
    »Jetzt werd doch nicht albern.« Katja schaltete das Gerät aus und hielt Doris am Arm fest. »Das muss dir doch nicht peinlich sein. Weißt du noch, als ich meine Tage in der Schule bekam und eine weiße Jeans anhatte? Ich bin fast gestorben und du hast deine Strickjacke um meine Hüfte geknotet und gesagt, dass ich mich nicht so anstellen solle. Niemand hätte das mitbekommen. Da warst du noch lässig. Das gehört doch alles dazu.«
    »Es ist was anderes. Jeder merkt, dass wir alt werden. Wechseljahre. Wie sich das schon anhört. Ich hasse es. Ich will das alles nicht, das Schwitzen, die Gelenke, die wehtun, die Falten, die grauen Haare, die Stimmungen, keiner sieht mich mehr richtig an, ich werde einfach unsichtbar.«
    Katja verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah Doris spöttisch an. »Ja, meine Liebe, das sind natürlich echte, existenzielle Probleme. Dagegen ist Anke mit ihrem Kinderkram natürlich nichts.«
    Die Welle, die jetzt in Doris aufstieg, hatte nichts mit Hormonen zu tun. Sie schluckte die Scham herunter, ehe sie sagte: »Du hast recht. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich kann mich selbst nicht leiden. Also, was machen wir mit Anke?«
    Katja stieg wieder auf das Gerät, drückte auf den Knopf und lief los. »Gar nichts. Wir machen ihr einfach ein schönes Wochenende. Vielleicht redet sie mit uns, vielleicht auch nicht. Aber wir sprechen nicht mehr über Probleme, sondern |90| feiern deinen Geburtstag und die alten Zeiten. Jetzt geh duschen und komm gut gelaunt zum Frühstück. Und wenn das mit deinen blöden Hormonen nicht aufhört, gehen wir beide nächste Woche zu meiner Frauenärztin. Bis gleich.«
    Mit schmerzenden Oberschenkeln und schlechtem Gewissen ging Doris zur Tür. Ab jetzt würde sie sich zusammenreißen. Und mit Hilfe der beiden anderen ihrem Leben eine neue Richtung vorschlagen.
     
    Unterdessen lag Anke auf einer Yogamatte im Pavillon am Strand und versuchte, sich zu entspannen. Aber statt der ersehnten Bilder von kühlen Seen oder Strandlandschaften sah sie nur Gesichter: Kai, Torsten, ihre Mutter, Doris und Torsten, Monika und Peter, die Polizistin im Treppenhaus, die Beerdigung. Sie kniff die Augen noch fester zusammen und unterdrückte ein Stöhnen. Manchmal hatte sie gedacht, all diese Erinnerungen schon hinter sich gelassen zu haben, aber jetzt prasselten sie alle zusammen auf sie ein. Und das nur, weil diese blöde Monika ein Seminar für Turnschuhverkäufer machen musste. Das war ungerecht. Warum ließ man sie nicht einfach ein paar schöne Tage in einem tollen Hotel verbringen, das sie sich in absehbarer Zeit nicht würde leisten können? Was konnte sie dafür, dass sie nie richtig Glück im Leben gehabt hatte? Dass sie immer zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war? Selbstmitleid stieg in ihr auf. Sie zwinkerte eine Träne weg.
    Eine böse Stimme flüsterte ihr zu, dass sie freiwillig an diese falschen Orte gegangen war. Wie war das denn auf der Abifahrt gewesen? Hatte sie sich nicht insgeheim gefreut, dass Doris nicht mitfahren konnte nach Amrum? Weil sie selbst in Wirklichkeit schon in Torsten verliebt gewesen |91| war? Und hatte sie auf der Strandparty nicht alles darangesetzt, die ganze Zeit neben Torsten zu bleiben? Sie hatte zufrieden zugeschaut, wie er und alle anderen immer mehr Wein getrunken hatten, sie selbst hatte nur noch Wasser im Glas gehabt. Immer näher war sie an ihn herangerückt, die Berührungen hatten anfangs zufällig gewirkt, dann war sie immer mutiger geworden. Torsten hatte es sich gefallen lassen, vielleicht hatte er es aber auch gar nicht mehr richtig gemerkt. Trotzdem hätte er auch Nein sagen können, das hatte er aber nicht gemacht. Eine böse Stimme erinnerte sie daran, dass Torsten einfach neben ihr im Sand eingeschlafen war, weinselig, beseelt von der Stimmung und dem Sommer. Die anderen waren nach und nach in die Jugendherberge zurückgegangen. Anke war geblieben, hatte gesagt, dass sie sich um Torsten kümmern würde, und das auch getan. Vermutlich hatte er, schläfrig und betrunken, wie er war, gar nicht gemerkt, mit wem er im Sand schlief. Trotzdem

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