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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Ahnung, wo du bist und mit wem und wann du wiederkommst. Das ist doch keine Art.«
    Doris atmete tief durch und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Ich habe dir geschrieben, dass ich Sonntagmittag wieder zu Hause bin. Spätestens Sonntagabend. Ich bin in einem schönen Hotel, gehe gleich in die Sauna und zur Kosmetik und gewöhne mich langsam an den Gedanken, fünfzig zu werden. Das ist alles. Meine Mutter hat versucht, uns zu erreichen. Weißt du, was da los ist?«
    »Margret hat ungefähr zwanzigmal hier angerufen. Zum Glück sieht man ja die Telefonnummer, ich bin nicht mehr drangegangen. Ich nehme an, sie wollte wissen, wo du bist, aber da hätte ich ihr sowieso nicht helfen können. Geht es dir denn gut?«
    Doris wusste selbst nicht genau, warum sie ihm nicht sagte, dass sie mit Katja und Anke hier war. Aber irgendetwas hielt sie davon ab. Es war ihr Geburtstag. Sie allein entschied, wie sie damit umgehen wollte.
    »Ja. Es geht mir gut.« Sie hörte in sich hinein, es stimmte tatsächlich. »Wir sehen uns morgen. Also, bis dann.«
    »Doris?«
    »Ja?«
    |95| »Wirklich keine Feier?«
    »Auf keinen Fall. Vielleicht später, im Sommer oder so. Aber nicht jetzt. Also, mach es gut. Tschüss.«
    Sie drückte auf die rote Taste, behielt das Telefon in der Hand und stellte sich damit ans Fenster. Vor ihr lag die Ostsee, das Wasser glitzerte, am Horizont war eine Fähre zu sehen, die Wellen schlugen sanft an die Promenade. Der Anblick des endlosen Wassers stimmte Doris ruhig und leicht. In dieser Stimmung würde sie doch wohl mit ihrer Mutter fertig werden.
    »Goldstein.«
    »Hallo, hier ist Doris.«
    »Ich weiß. Das sehe ich schließlich an der Nummer.«
    Doris starrte aufs Meer. Es ging ihr gut. Besser als in all den letzten Wochen. Es war nur ein Telefonat.
    »Du hast versucht, mich zu erreichen. Was wolltest du denn?«
    Margret schnappte hörbar nach Luft. »Wo bist du? Seit gestern Abend wähle ich mir die Finger wund. Aber niemand ist zu erreichen. Uns könnte etwas passiert sein. Werner und ich sind ja nicht mehr die Jüngsten. Und du   …«
    »Man tippt sich heute die Finger wund«, unterbrach Doris die sich ankündigende Tirade. »Kein Mensch wählt mehr. Ist euch denn was passiert?«
    »Wenn wir uns noch länger gesorgt hätten   … Aber das interessiert dich ja nicht. Ich wollte wissen, was du morgen anziehst. Ist das eher leger oder elegant? Torsten sagt ja nichts. Soll Werner einen Anzug anziehen oder reicht Jackett? Ich hasse es, wenn man falsch gekleidet ist. Ich habe mir einen neuen Hosenanzug gekauft, der ist sehr edel. Den ziehe ich aber nicht an, wenn wir in irgendein rustikales |96| Lokal fahren. Dann kann der danach sofort in die Reinigung. Also, was ziehst du an?«
    Doris verstand kein Wort, bekam aber ein mulmiges Gefühl. »Was ich anziehe? Wozu? Was ist denn morgen?«
    »Doris, bitte.« Margret atmete theatralisch aus. »Dein Geburtstag. Wir haben die Einladung von Torsten bekommen, du hast ja immer so getan, als würde nichts stattfinden, es ist nur gut, dass dein Mann sich durchgesetzt hat. Auch wenn er so tut, als wäre es eine Überraschungsparty für dich, aber ich habe mir schon gedacht, dass er das natürlich nicht allein organisiert, das können Männer doch gar nicht. Also hättest du uns auch Bescheid sagen können, es sei denn, du wolltest deine Mutter nicht dabeihaben. Stimmt das?«
    Doris versuchte zu begreifen, was sie gerade gehört hatte. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie hatte ausdrücklich darum gebeten, nicht zu feiern, und Torsten war es egal. Überraschungsparty, du lieber Gott. Warum war es eigentlich so unwichtig, was sie selbst wollte?
    »Doris? Bist du noch dran? Kannst du mir vielleicht mal antworten?«
    »Nein, Mama.«
    Doris drehte sich entschlossen um. »Ich habe keine Ahnung, was du anziehen sollst. Ich höre diesen Schwachsinn mit der Überraschungsparty nämlich gerade zum ersten Mal. Ich will nicht feiern, ihr könnt das ja von mir aus tun, aber ohne mich. Ich habe überhaupt keine Lust auf eine Familienfeier mit gemischtem Braten und Nachtisch, egal wo. Aber ihr braucht mich doch auch nicht dabei. Du hast dann freie Fahrt und kannst der ganzen Familie sagen, wo’s lang geht. Viel Spaß dabei und grüß alle von mir. Falls sich jemand an mich erinnert, ich bin die, die nicht feiern wollte.«
    |97| »Du wirst wirklich immer komischer. Und es ist keine Familienfeier, Torsten hat auch irgendwelche Freundinnen von dir eingeladen, von früher. Die haben auch schon

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