Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
gehen.«
»Ich bleibe gleich hier.« Katja legte sich wieder hin. »Der Behandlungsraum ist doch nur um die Ecke. Ich komme danach ins Bistro. Bis gleich.«
»Ja, bis gleich«, antwortete Doris und ihr fiel auf, dass sie die ganze Zeit nicht an ihren Geburtstag gedacht hatte. Und auch noch immer nicht wusste, ob sie zu Torstens Überraschungsparty gehen würde oder nicht. Für den Moment hatte sie ihren Ärger vergessen.
Das Bistro lag zwischen den Saunen und dem Außenpool. Doris und Anke setzten sich an einen der Tische, die schon draußen standen und von dem aus sie über den Pool auf die angrenzende Ostsee sehen konnten. Sie bestellten bei einer der jungen Bedienungen Apfelsaftschorlen und hielten ihre Gesichter in die Frühlingssonne.
Als die Getränke kamen, zeichnete Doris die Rechnung sofort ab. Anke überlegte, ob Katja ihr erzählt hatte, dass sie pleite war. Wie sie Doris kannte, würde die dann bald einen Rettungsversuch starten. Anke wusste nicht, ob sie das wirklich wollte.
»Guck mal.« Doris holte Anke aus ihren Gedanken. »An dem Tisch am Eingang sitzt dein Treppenhausretter. Und er ist wirklich in Begleitung. Schade.«
»Dann hat euer Gerede vielleicht jetzt mal ein Ende.« |135| Anke zwang sich, keinen Blick in die Richtung zu werfen, in die Doris immer noch blickte. »Das Thema zwei Frauen und ein Mann hatten wir doch gerade zur Genüge. Auf die Nummer habe ich wirklich überhaupt keine Lust.«
»Das glaube ich.« Doris wandte sich ihr wieder zu. »Sag mal …« Sie verharrte im Satz und griff zögernd zu ihrem Glas.
»Ja?«
»Vielleicht bin ich auch zu indiskret, ich weiß nicht, aber …«
»Doris. Du warst immer indiskret, wenn du dir über irgendetwas Sorgen gemacht hast. Also?«
»Ich habe das gestern nicht so ganz verstanden. Hattest du dich vor dem Unfall nicht schon von Kai getrennt oder wart ihr da noch zusammen?«
»Ich hatte mich ein halbes Jahr vorher von ihm getrennt.«
»Ging es da auch um eine andere Frau? Oder Mann?«
»Nein.« Anke ließ die Eiswürfel in ihrem Glas kreisen. »Keine andere Frau, kein anderer Mann. Aber ansonsten hat er keinen Betrug ausgelassen. Ich habe seitdem einen Haufen Schulden und keine große Lust, mich mit irgendwelchen Typen einzulassen. Weißt du, ich rede einfach nicht gern darüber. Das geht nicht gegen dich, Katja habe ich auch nicht viel mehr erzählt.«
»Kann ich dir …«
»Nein, Doris. Ich brauche keine Hilfe, ich schaffe das alles schon. Mir geht es gut. Ich muss nur eben mal aufs Klo.«
Sie stand schon und drehte sich nach einem Hinweisschild um. Sie fand es und sah den Pfeil, der nach links zeigte. Natürlich musste sie an dem Tisch mit dem Treppenhaustypen vorbei. Seine Begleiterin saß mit dem Rücken zu ihr, |136| Anke wollte den Blick auf ihn vermeiden, es ging aber nicht. Als hätte er ihre Gedanken gespürt, hob er in dem Moment den Kopf, als sie den Tisch erreichte.
»Schon wieder«, sagte er lächelnd, woraufhin sich die Frau sofort zu ihr umdrehte. Obwohl Anke ihn ignorieren wollte, erhaschte sie einen kurzen Blick auf seine Begleitung. Dunkelhaarig, sympathisch, etwa in ihrem Alter und mit Neugier im Blick. Anke sah stur auf die vor ihr liegende Tür und beschleunigte ihre Schritte. Was für ein seltsamer Mann. Anke musste sich eingestehen, dass er sie verunsicherte. Sie wusste nur nicht, warum.
Viel länger konnte sie wohl nicht mehr in diesem »Ladies Room« bleiben. Sonst würde Doris gleich anrücken, vermutlich mit einem Sanitäter im Schlepptau. Also fuhr sie sich noch einmal mit den Fingern durch die Haare, was überhaupt kein Ergebnis brachte – Sauna, kalte Duschen und Papaya-Peeling waren Gift für ansonsten glatt geföhnte Naturwellen. Anke musterte sich resigniert im Spiegel. Ich sehe aus wie ein alter, grauer Staubwedel. Mit Locken. Wütend stieß sie sich vom Waschbecken ab und ging zurück zu Doris. So blöde Gedanken wegen eines Typen, der liiert und auch noch arrogant war. Wie doof bin ich eigentlich?
»Wo bleibst du denn?« Doris blickte ihr aufgeregt entgegen. »Ich dachte schon, ich müsste dir hinterhergehen.«
Auf dem Weg zurück hatte Anke den leeren Tisch registriert. Das Paar war vermutlich in die Sauna gegangen. Und das war gut so.
Sie setzte sich wieder an den Tisch und griff zu ihrem Glas. »Vor mir war besetzt. Ich musste warten.«
|137| Aus einem der Strandkörbe, die am Beckenrand standen, kam plötzlich lautes Gelächter. Zwei junge Frauen saßen
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