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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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nebeneinander unter einer Wolldecke und amüsierten sich ungehemmt, bis die Tränen liefen. Abwechselnd versuchten sie, etwas zu sagen, jeder Satzanfang aber brach im kollektiven Lachkrampf ab. Selbst der Strandkorb bebte.
    Doris warf einen Blick auf die beiden und sagte kopfschüttelnd: »Guck dir diese Hühner an. Die werden gleich ohnmächtig.«
    »Sag das nicht so herablassend.« Anke musste sich das Lachen verkneifen, dieser alberne Strandkorb hatte etwas Ansteckendes. »Wir waren auch mal so.«
    »Das ist aber lange her. Und wir waren keine Hühner. Da kannst du sagen, was du willst.«
    »Nein. Wir waren immer schon schwer intellektuell, haben uns für Politik, Gesellschaft, Literatur und klassische Musik interessiert. Wir haben doch nie gelacht.« Anke beobachtete die beiden noch einen Moment, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Dann fuhr sie fort: »Du hast in meinem Zimmer bäuchlings auf dem Fußboden gelegen und dich fast übergeben, so einen Lachkrampf hast du bekommen, als ich dir das Kleid gezeigt habe, das ich zum Abiball anziehen sollte.«
    »Das Marineteil?« Die Erinnerung war sofort wieder da, Doris grinste. »Du sahst aus wie ein Leichtmatrose mit Hochsteckfrisur. Das war aber auch zum Brüllen. Du hast doch dann ein anderes Kleid bekommen, oder? Ein schwarzes mit dünnen Trägern.«
    »Es war dunkelblau. Und hatte Puffärmel. Auch schrecklich. Aber ich hatte keine Lust, noch länger mit meiner Mutter zu diskutieren.«
    |138| Doris starrte blicklos auf die Wasserfläche des Pools. »Mütter«, sagte sie leise und so, als wäre ihr etwas eingefallen. »Ich habe übrigens heute Morgen mit meiner telefoniert. Das Gespräch dauerte zehn Minuten, die schlechte Laune bleibt für den ganzen Tag.«
    Überrascht sah Anke sie an. »Hast du immer noch schlechte Laune?«
    »Ich   …«, fing Doris an und brach sofort wieder ab, als sie Angelika auf sich zukommen sah. »Oh, nein, das muss doch jetzt nicht sein.«
    Sie sagte es leise genug, damit Angelika, die sich ohne Umschweife auf den freien Stuhl setzte, es nicht hörte. »Ihr macht es euch hübsch? Hallo, Bedienung, ich hätte gern eine   … was trinkt ihr da, Apfelschorle? Ach, nein, ich nehme einen grünen Tee, den Teebeutel bitte nicht ins Wasser geben, das mache ich lieber selbst, danke.«
    Sie wartete nicht ab, bis das junge Mädchen außer Hörweite war. »Die lassen den immer zu lange ziehen, das kriegen sie einfach nicht hin. Ist das nicht ein herrlicher Tag? Heute ist ja Hermanns Geburtstag und jetzt können wir wenigstens den Sektempfang am Abend auf der Terrasse machen, das hat doch Stil. Ach, Doris, das wollte ich dir vorhin schon in der Sauna sagen: Nicht, dass du sauer bist, weil wir euch nicht eingeladen haben, aber Hermann wollte diesen Geburtstag nur im ganz kleinen Kreis feiern. Ich hätte das ganz anders gemacht, aber er war nicht zu überzeugen. Er hat einfach zu viel Stress im Sender, schon seit Monaten ist er nicht mehr der alte. Nur noch schlechte Laune, dauernd müde, zu nichts hat er Lust. Also, wenn ich nicht wenigstens ab und zu ein kleines Essen oder Reisen organisieren würde, dann hingen wir nur noch zu Hause rum. Man muss |139| ihn wirklich zu allem zwingen. Aber wem erzähle ich das? Torsten ist bestimmt nicht anders.«
    »Doch.« Doris nutzte die kleine Pause, um Angelikas Redefluss zu stoppen. »Er ist noch der alte. Und selten müde.«
    »Wart mal ab.« Angelika hob bedeutsam die Augenbrauen. »Das kommt bei ihm auch noch. Und ihr habt hier ein schönes Frauenwochenende? Das hätte ich auch mal machen sollen. Meine Tochter zwitschert durch die Gegend und mein Mann hat sich noch mal aufs Ohr gelegt. Und ich kann sehen, wo ich bleibe.«
    Sie wandte sich an Anke. »Ich habe Ihren Namen gar nicht verstanden. Sind Sie eine neue Freundin von Doris? Wir haben uns noch nie gesehen.«
    Anke blieb ganz entspannt. »Ich habe meinen Namen auch noch gar nicht gesagt. Anke Kerner. Und Doris und ich kennen uns schon seit über dreißig Jahren. Wir haben mal eine Schülerzeitung gemacht, zusammen mit der dritten Freundin, die gerade schöne Füße bekommt. Katja Severin.«
    Neugierig wartete Doris auf eine Reaktion von Angelika. Sie hätte doch etwas ahnen müssen. Aber Angelika überlegte nur kurz und antwortete: »Ach, die Severin. Unsere Tochter Nele hat vorhin erzählt, dass sie sich beim Peeling getroffen haben. Sie hatte früher ja großen Erfolg als Moderatorin, aber damit kann nun mal nicht jeder umgehen. Trotzdem schade,

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