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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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aber ich sag immer: Hochmut kommt eben vor dem Fall.«
    Doris schnappte kurz nach Luft und sagte scharf: »Sie ist nicht   …«
    Plötzlich kippte Ankes Glas um und die klebrige Apfelsaftschorle ergoss sich über Angelikas Bademantel. Mit einem |140| Aufschrei rutschte sie ein Stück zur Seite, Anke beugte sich vor und wischte ihr mit einer Serviette auf dem Bein herum. »Oh, Entschuldigung, ich bin manchmal so ungeschickt. Gibt ja keine Rotweinflecken. Soll ich Ihnen einen nassen Lappen holen?«
    Abwehrend hob Angelika die Hände. »Nein, danke, lassen Sie ruhig. Der Bademantel gehört dem Hotel. Aber meine Hände kleben, ich muss sie schnell waschen. Bin gleich zurück.«
    Die Bedienung kam und wischte mit einem feuchten Tuch den Tisch und Angelikas Stuhl ab. Als sie weg war, sagte Doris: »Kerner, das macht man nicht.«
    »Was denn?« Unschuldig blickte Anke hoch und tupfte mit der Serviette ein paar restliche Tropfen vom Tisch.
    »Das war doch Absicht.«
    »Hat aber geklappt. Du hättest dich sonst verplappert, ich habe es dir angesehen. Ich glaube nicht, dass Katja Interesse daran hat, die Geschichte jetzt noch auffliegen zu lassen. Und wenn, dann ist es ihre Sache, nicht unsere. Egal, was diese Angelika hier für dummes Zeug erzählt, du musst jetzt nicht Katjas Rächerin geben. Und wenn du dich nicht beherrschen kannst, kippe ich ihr auch noch den Tee in den Schoß. Und jetzt guck anders, sie kommt zurück.«
     
    Angelika hatte versucht, die Apfelsaftschorle auszuwaschen, das Ergebnis waren großflächige hellgelbe Flächen auf dem weißen Frottee.
    »Ich habe die Frau an der Rezeption gebeten, mir einen neuen Bademantel zu besorgen. Sie holt ihn gerade. Also, wo sind wir stehen geblieben?«
    »Dass Doris und ich uns schon so lange kennen«, sagte |141| Anke schnell, bevor Angelika wieder auf das Thema Katja zurückkommen konnte. »Seit der Schulzeit.«
    »Das ist ja ein paar Jahrzehnte her.« Angelika rührte Süßstoff in den Tee. »Daran merkt man immer, wie alt man schon ist. Und natürlich an den Kindern, nicht wahr, Doris? Haben Sie auch Kinder?«
    »Nein.« Anke lächelte sie mühsam an. »Übrigens auch keinen Mann, falls das Ihre nächste Frage ist. Nur meinen Beruf.«
    »Das ist doch in Ordnung.«
    Bildete Doris sich das ein oder klang Angelikas Stimme gönnerhaft?
    »Manchmal beneide ich die erfolgreichen Singlefrauen. Sie können machen, was Sie wollen, während Doris und ich dauernd Rücksichten nehmen müssen. Es gibt wirklich Zeiten, in denen ich sofort mit Ihnen tauschen würde. Du doch auch, Doris. Oder?«
    »Eigentlich nicht.« Doris wurde dieses Gespräch langsam peinlich. Sie sah auf die Uhr und stellte erleichtert fest, dass sie gleich zur Anwendung musste. Angelika ignorierte ihre Antwort einfach und fragte weiter: »Was machen Sie denn beruflich?«
    »Ich arbeite in einem Verlag.« Anke antwortete sofort, und ihrer Miene konnte man nicht ansehen, was sie gerade dachte. Pokerface.
    Doris dachte sehnsüchtig an die Ruhe, in der gleich ihre Behandlung stattfinden würde.
    »Im Verlag? Das ist ja interessant. Ich komme ja gar nicht zum Lesen, ich habe einfach immer zu viel um die Ohren. Aber Doris liest doch auch so viel. Hast du nicht sogar in Lüneburg diesen Literaturkreis?«
    |142| »Ja.«
    Angelika merkte anscheinend nicht einmal, dass Doris immer einsilbiger wurde.
    »Als Kind habe ich auch gern gelesen. Aber in den letzten Jahren nicht mehr. So, ich muss jetzt mal aufstehen, ich habe gleich einen Termin bei diesem tollen Friseur im Spa. In unserem Alter muss man was tun, graue Haare kriegen wir später.«
    Anke spürte den erschrockenen Blick auf ihre Frisur, bevor sie ihn sah. Doch Angelika versuchte noch, die Kurve zu kriegen. »Wobei Ihnen dieses Grau steht, wirklich, es ist ja so ein gleichmäßiger Ton. Also, ich wünsche noch viel Spaß, wir sehen uns bestimmt noch.«
    Sie sahen ihr nach, wie sie in ihrem fleckigen Bademantel mit schnellen Schritten dem Eingang zustrebte.
    »Unmöglich«, sagte Doris. »Hör bloß nicht auf diesen Schwachsinn mit der Haarfarbe. Ich weiß gar nicht, was ihr einfällt, zumal sie sowieso älter ist als wir und auch so wirkt.«
    »Doris, du brauchst mich nicht zu beschützen, es gibt wirklich keinen Grund. Ich nehme Frauen wie die sowieso nicht ernst.«
    »Was meinst du mit ›Frauen wie die‹?«
    »Na ja.« Anke bemühte sich, ihre Stimme nicht bitter klingen zu lassen. »Diese selbstzufriedenen Frauen, die irgendwann mal einen Mann geheiratet

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