Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman
hielt es hoch. »Diesen. Die Nummer 505. Das ist die neue Trendfarbe. Der geht bei Ihnen natürlich auch. So einen Schlamm-Ton, tragen jetzt viele.«
»Den will ich auch.« Zufrieden lehnte Doris sich wieder zurück. »Der ist gut.«
›Von wegen Pink‹, dachte sie und sah zu, wie der trendige Farbton ihre Füße veränderte. Über die Frage, was für ein Typ sie wirklich war, müsste sie mal nachdenken.
|149| E ine Etage tiefer saßen Katja und Anke immer noch am selben Tisch.
Katja hatte gewartet, bis Doris in den Spa zu Cindy gegangen war, dann hatte sie Anke erzählt, dass sie Torsten angerufen habe.
»Er war fix und fertig«, berichtete sie und lachte dabei. »Und er hat tatsächlich ziemlich viele Leute eingeladen, die Hälfte der alten Clique kommt, dann noch Familie, ein paar Nachbarn, insgesamt sind es vierzig. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht mitbekommen hat, dass Doris es mit ihrer Abneigung zu feiern, ganz ernst gemeint hat.«
»Und?«
»Er war unsicher. Aber er hat wohl das Gefühl gehabt, dass Doris sich im Moment in irgendein Problem hineinfrisst. Und da hat er sich gedacht, dass ein Treffen mit Freunden und Familie sie ablenken könnte.«
Anke zog die Augenbrauen hoch. »Was für ein Schwachsinn. Typisch Torsten, erst machen, dann denken.«
»So schlimm ist er auch nicht.« Katja sah sie überrascht an. »Und er hat es gut gemeint. Jedenfalls fahren sie mit dem Bus von Lüneburg um zwölf los und sind zur Kaffeezeit dann in … Rate, wo?«
Gelangweilt zuckte Anke die Achseln.
»In der ›Weidenklause‹. Falls dein Gedächtnis dich verlassen hat: Torsten und Doris haben da geheiratet. Das |150| Restaurant gehörte doch den Eltern von Dings, wie hieß sie noch, war bei uns im Kunstkurs, Sabine.«
Anke erinnerte sich langsam. »Sabine Kroll. Die Eltern haben das Restaurant später verkauft.«
»Aber viel später. Doris und Torsten sind durch Sabine auf das Restaurant gekommen. Sonst wären sie doch nie an die Ostsee gefahren.«
»Ach ja«, jetzt begriff Anke, »das liegt doch hier irgendwo um die Ecke, oder?«
»Genau.« Katja nickte. »Wir können zu Fuß hingehen. Ich habe Torsten jedenfalls gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll, wir würden morgen Nachmittag direkt dahin kommen.«
»Hast du ihm gesagt, wo wir sind?«
»Nein.«
»Und dass Doris Bescheid weiß?«
»Auch nicht.« Katja grinste. »Ich habe es erwogen, dann aber darauf verzichtet. Es tut ihm vielleicht gut, dass er noch ein bisschen Nerven lassen muss, weil er keine Ahnung hat, ob sie noch von seiner Überraschung erfährt oder nicht. Dann überlegt er sich solche Alleingänge in Zukunft vielleicht besser. Und wie wir Doris dazu überreden, mit uns morgen Nachmittag zur ›Weidenklause‹ zu fahren, darüber reden wir noch.«
Katja bestellte sich noch etwas zu trinken. Anke hatte abgelehnt, sie hatte schon den Tee dieser unsäglichen Angelika auf ihr Zimmer schreiben lassen, sozusagen als Entschuldigung. Wobei es das wert gewesen war.
»So.« Katja hatte ausgetrunken und streckte sich. »Kommst du noch mal mit in die Sauna? Dein Termin ist ja erst in einer halben Stunde, das schaffst du.«
|151| »Ja.« Anke sah an sich hinunter. »Ich kriege langsam auch kalte Beine. Guck mal hier, sind das Besenreiser? Oder Krampfadern? Du kennst dich doch mit so was aus.«
»Wie meinst du das denn?« Katja beugte sich vor und musterte Ankes sehr schlanke Beine. »Ich habe so was nicht. Gutes Bindegewebe. Das da sind Besenreiser, die kannst du wegmachen lassen. Geht schnell und tut kaum weh. Du bist aber auch zu dünn. Machst du so viel Sport?«
Nachdenklich rieb Anke auf einer dieser blauen Stellen herum. »Ab und zu mal Yoga, aber eher selten. Ich wohne im fünften Stock ohne Fahrstuhl.«
›Und ich habe meistens zu wenig Kohle, um mehr als zweimal am Tag richtig zu essen‹, fügte sie in Gedanken hinzu und riss den Blick von ihrem Bein. »So schlimm sieht das doch gar nicht aus. Du würdest das sofort behandeln lassen, oder?«
Katja nickte. »Da sei sicher. Aber du musst das auch nicht machen. Es sei denn, du wärst in den letzten Jahren der Minirock-Fan geworden, dann würde ich darüber nachdenken.«
»Eher nicht.« Anke lachte. »Außerdem habe ich viel zu viel Angst vor Ärzten. Solange ich nichts Lebensbedrohliches habe, lasse ich niemanden an mir herumschneiden. Was ist jetzt mit der Sauna?«
»Ja, los.« Katja stand schon. »Ich hoffe nur, dass Angelika Wolter nicht dieselbe Idee hat.«
»Und wenn
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