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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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schon.« Mit hochgerecktem Kinn zog Anke ihren Bademantelgürtel enger und sah Katja entschlossen an. »Die soll dir blöd kommen, dann benehme ich mich wie Doris, das sage ich dir. Verteidigung bis ins Letzte, ob nötig oder nicht.«
    |152| »Lass es lieber«, antwortete Katja, hakte Anke unter und zog sie mit sich.
     
    Die Sauna, die sie zusammen betraten, war leer. Erleichtert breitete Katja ihr Handtuch auf der mittleren Bank aus und setzte sich. Anke beobachtete sie.
    »Bleibst du jetzt die ganze Zeit in dieser Habtachtstellung? Ständig auf der Hut, ob du Hermann oder die Gattin triffst?«
    »Nein.« Katja setzte ihr lässigstes Lächeln auf und warf ihren Zopf über die Schulter. »Setz dich hin. Oder willst du noch die Uhr umdrehen? Auch wenn Doris nicht da ist.«
    Anke setzte sich neben sie und sah sie skeptisch an. »Du bist angespannt. Weil du Angst hast, ihn zu treffen. Jetzt spiel mir nichts vor.«
    »Ich habe keine Angst, ihn zu treffen, ich habe Angst, dass ich ausraste, wenn ich ihn treffe. Das ist doch vielleicht auch für dich verständlich.«
    »Sag ich doch.« Zufrieden nickte Anke ihr zu. »Ich finde ganz viel verständlich, ich finde es nur albern, dass du immer so tust, als wäre alles ganz easy. Ich habe dein Gesicht vorhin gesehen, Severin, als wir draußen saßen. Du bist überhaupt nicht so cool und abgeklärt, wie du immer tust. Von wegen, es vertanzt sich alles und dein Leben ist ein Spaß, weil du so schön und sexy bist. Ich frage mich nur, wie alt wir werden müssen, um mit diesen Rollenspielen aufzuhören. Wann wir endlich mal zugeben können, wovor, vor wem und warum wir Angst haben. Das konnten wir doch früher auch. Wir haben sowohl über unsere Träume als auch über alle Ängste gesprochen. Wir waren echt. Und jetzt spielen wir uns ständig Theater vor. Warum?«
    »Warum?« Katja rutschte ein Stück zur Seite und starrte |153| Anke an. »Das kann ich dich aber auch fragen. Ich wollte es eigentlich nicht ansprechen, aber ich weiß, dass aus deinem Traum, Bücher zu machen oder zu schreiben, eine Redaktionsstelle in einer Ratgeberreihe für Kleintiere geworden ist. Davon hast du uns auch nichts erzählt. Es ist mir egal, weißt du, aber wenn du so austeilst, musst du auch mal einstecken können.«
    Anke war trotz der Hitze blass geworden. Sie schluckte, aber bevor sie etwas sagen konnte, ging die Tür auf. Als sie die Frau erkannte, schluckte sie noch mal. Es war die Begleiterin des Treppenhausmannes. Jetzt nannte sie ihn selbst schon so.
    »Hallo.« Die Frau lächelte und strich ihr Handtuch glatt. Bevor sie sich hinlegte, warf sie erst einen neugierigen Blick auf Anke, dann auf Katja. Die beachtete sie nicht weiter. Anke starrte auf ihre Füße und hoffte, dass man ihrem Gesicht das Gefühlschaos nicht ansehen könnte. Wenn der Typ gleich auch noch käme, würde sie die Sauna verlassen. Es war zwar lächerlich, aber Katja und sie könnten doch den Rest der Zeit nicht damit verbringen, zwei Männern in der Therme aus dem Weg zu gehen. Als wären sie vierzehn.
    Entschlossen hob Anke den Kopf und beobachtete die Saunatür. Sie würde sitzen bleiben, egal ob er hereinkäme oder der englische Kronprinz. Wer war sie eigentlich? Sie sollte endlich aufhören, immer auszuweichen. Sie war kein Opfer, es war einfach nur vieles falsch gelaufen. Und sie hatte es sich gefallen lassen, weil sie zu feige und zu bequem war. Sie sah wieder auf ihre Füße. Schmale, weiße Füße ohne einen Hauch von Farbe auf den Nägeln. Aber das würde sich ja gleich ändern. Und sie würde einfach sagen, dass man ihr bitte diesen bestimmten Lack auftragen solle. Die |154| Nummer 505.   Den alle hatten. Damit Anke Kerner auch endlich wieder dazugehörte.
    Eine Bewegung links von ihr lenkte sie von ihren Gedanken ab. Die Frau hatte sich wieder aufgesetzt und blickte Katja überrascht an.
    »Entschuldigung. Bist du nicht Katja Severin?«
    Etwas genervt hob Katja den Kopf und sah in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Aber noch bevor sie antworten konnte, wurde die Saunatür aufgerissen. Doris trat einen Schritt herein und rief aufgeregt: »Könnt ihr mal kommen? Ich muss euch was zeigen.«
    Die Tür fiel wieder zu, Anke und Katja sahen sich fragend an.
    »Dann los.« Katja stieg über die Bänke hinab. »Ein bisschen habe ich ja geschwitzt.«
    Während sie die Hand bereits auf dem Türgriff hatte, drehte sie sich zu der Frau um und sagte unverbindlich: »Ja, bin ich. Viel Spaß noch.«
    Dann verließ

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