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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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verändert.«
     
    Anke und Georg saßen nebeneinander am Tresen. Sehr dicht nebeneinander, fand Doris. Und sie fuhren tatsächlich erschrocken auseinander, als Christine mit einem forschen: »Wir sind wieder da«, genau hinter sie trat.
    |228| »Warum musst du eigentlich immer so brüllen?«, fragte Georg beim Umdrehen. »Hier ist doch niemand taub.«
    »Der Zander war super.« Christine schwang sich auf den Barhocker neben ihrem Bruder. »Und die Roulade mussten wir übrigens nicht bezahlen. Ich trinke jetzt noch einen Absacker und dann gehe ich ins Bett. Wir müssen morgen früh ja schon um sechs Uhr fahren.«
    Doris ließ ihre Blicke neugierig zwischen Anke und Georg hin- und herwandern, dann setzte sie sich mit zufriedenem Gesicht dazu. Anke hatte es registriert und fragte sich, was Doris wohl gerade dachte. Sie selbst fühlte im Moment nur, denken konnte sie gerade nicht.
    Christine bestellte sich einen Grappa, Katja und Doris orderten zwei Gläser Wein und Georg fragte Anke plötzlich leise: »Kommst du kurz mit mir nach draußen?«
    Sie nickte, stand auf und sagte laut: »Wir gehen eine Zigarette rauchen.«
    Als sie, gefolgt von Georg, die Bar verlassen hatte, nahm Christine ihren Grappa in Empfang, hielt ihn in der Hand und sagte: »Mein Bruder hat noch nie in seinem Leben geraucht. Und heute Abend fängt er an. Das geht ja gut los. Prost.«
     
    Kurz nachdem Georg und Anke wieder zurückgekommen waren, hatten sich die Geschwister verabschiedet. Christine sollte ihren Bruder in aller Frühe zum Hamburger Flughafen bringen, er musste um neun nach Paris fliegen. Kaum waren sie verschwunden, wandten sich Doris und Katja zu Anke.
    »Und? Erzähl.« Natürlich fragte Doris als Erste.
    »Was soll ich erzählen?« Anke lächelte und wirkte wie eine zutiefst zufriedene Katze.
    |229| »Na, wie es war. Du hast dich doch über   …«, Doris sah kurz auf ihre Uhr, »…   fast zwei Stunden mit Georg unterhalten. Worüber habt ihr denn geredet?«
    Anke blickte zu Katja, die sie mit neutralem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen beobachtete. »Severin, möchtest du auch etwas wissen?«
    »Können wir uns nicht umsetzen? Wir hocken hier am Tresen wie die Hühner auf der Stange. Die Ecke dort ist frei, da kann man den Abend etwas zivilisierter beschließen.«
    Anke stand bereits. »Gute Idee. Komm. Doris, du auch. Wollt ihr eigentlich noch einen Rotwein trinken? Dann würde ich   …«
    »Das musst du nicht.« Doris legte die Hand auf Ankes Schulter, bevor sie sich von ihrem Sitz schwang. »Aber du erzählst gleich weiter, ja?«
    »Ich habe doch noch gar nicht angefangen.« Anke wartete, bis Doris und Katja auf dem Weg zu dem freien Tisch waren, bevor sie die Flasche Wein bestellte. »Und ein großes Wasser, bitte.« Wenigstens hatte sie einen Wein für unter dreißig Euro ausgesucht, das musste sie sich einfach leisten können, heute war der letzte Abend.
    Erwartungsvoll sah Doris ihr entgegen, und als Anke dann endlich am Tisch saß, war es mit ihrer Beherrschung vorbei. »Er ist ein guter Typ, oder?«
    Anke hielt ihrem Blick einen Moment stand, dann sagte sie: »Doris, diese Frage hast du mir schon einmal gestellt. Das war 1978, ein Jahr vor dem Abitur, damals ging es um Said, weißt du noch? Und du hattest denselben drängenden Ton.«
    »Said?« Doris runzelte die Stirn und überlegte einen Moment. Dann zuckte sie die Achseln. »Keine Ahnung.«
    |230| »Der Inder.« Katjas Hilfe kam wie aus dem Off. »Du warst der Meinung, er wäre total verknallt in Anke und du hast dir darüber Gedanken gemacht, ob sie schnell genug zum Hinduismus konvertieren könnte.«
    »Inder?« Fragend sah Doris Katja an. »Meinst du diesen schönen Jungen, der eine Klasse über uns war? Mit dem Anke das Interview über die Abrüstung geführt hat?«
    »Nein.« Gespielt verzweifelt warf Katja ihren geflochtenen Zopf über die Schulter. »Unser Schulsprecher. Der mit den schwarzen Haaren und den dunklen Augen. Er war der beste Sportler der Schule. War der nicht sogar so ein Supertalent in irgendeiner Leichtathletikdisziplin? Anke hat mit ihm einen Bericht über die Sportförderung gemacht.«
    »Ach, der.« Plötzlich war Doris wieder in der Zeit. »Der war aber kein Inder. Kam der nicht aus Persien? Ja, stimmt. Said. Der fand Anke ganz toll, und die hat sich so zickig benommen. Dabei hättet ihr gut zusammengepasst. Das war schade.«
    »Er war Inder.« Anke zog das Glas mit den Salzstangen zu sich. »Und ein arroganter Sack. Beim dritten

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