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Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Treffen hat er immer noch Anja zu mir gesagt. Du wolltest nur so gern, dass er mich toll findet. Das hat er aber nie. Seine Freundin war drei Jahre älter als er, studierte Kunstgeschichte und hatte blonde Haare bis zum Po. Und einen Riesenbusen. Ich hatte nie den Hauch einer Chance bei ihm.«
    »Du hast immer so schnell aufgegeben.« Doris wartete ab, bis der Kellner die Flasche Rotwein geöffnet und eingeschenkt hatte, ehe sie den Faden wieder aufnahm. »Er hatte anfangs Interesse, ich habe es doch gesehen. Aber das ist jetzt auch egal. Dreißig Jahre her. Wie war es denn nun mit Georg?«
    »Said hatte nie Interesse an mir.« Anke stellte ihr Glas zurück |231| auf den Tisch. »Du redest immer alles schön, hör doch mal auf damit. Kein Mensch hat sich in unserer Schulzeit in mich verknallt. Ich war immer klein, dünn, ohne Kurven und mit Kurzhaarschnitt. Es war schon Glück, wenn jemand bemerkt hat, dass ich weiblich bin. Ich habe nicht schnell aufgegeben, es hat nur nie etwas genützt.«
    Betroffen sah Doris sie an. »Das stimmt doch so nicht. Das ist deine falsche Erinnerung. Und   …«
    »Goldstein!« Katja bohrte ihren Blick in Doris’ Augen. »Es war so. Du hattest damals wirklich den unfassbaren Ehrgeiz, uns zu verkuppeln. Mich übrigens auch. Du warst so fest mit Torsten zusammen, dass du gemeint hast, das wäre die ultimative Lebensform. Du wolltest einfach nicht verstehen, dass Anke gar keinen Freund haben wollte.«
    »Aber sie wollte doch«, widersprach Doris, um dann leicht unsicher zu fragen: »Oder nicht?«
    »Doch nicht jeden.« Anke sah sie lächelnd an. »Ich war bereits damals der Meinung, und bin es übrigens auch heute noch, dass ich nicht unbedingt einen Partner brauche, um überleben zu können. Natürlich wäre es manchmal schöner, aber das ist nicht der Sinn meines Lebens.«
    »Aber man kann doch auf Dauer nicht ohne Liebe und alleine leben.« Doris rang nach Sätzen und Argumenten. »Das ist doch kein Zustand.«
    »Das kommt darauf an.« Katja sparte sich jetzt sogar ihren sarkastischen Unterton. »Wenn man das alles wirklich so meint, dann ist es schön. Wenn es nur für die Fassade ist, dann kann es ein echtes Unglück sein. Freust du dich immer noch, wenn du Torsten siehst, oder ist euer Haus nur zu groß für einen allein? Antworte nicht sofort, denk erst mal darüber nach.«
    |232| Doris ließ ihren Wein im Glas kreisen. Sie trank einen Schluck und sagte: »Manchmal weiß ich das nicht mehr, ich wüsste gar nicht, wie das gehen soll. Es ist unangestrengt, es gibt keine blöden Überraschungen   …« Sie hielt inne und sagte nach einem kleinen Moment: »Bis auf diese Albernheit morgen. Aber sonst   … Na ja. Wie sind wir denn jetzt darauf gekommen?«
    »Das wird die Nacht der langen Messer.« Katja streckte ihre Beine genüsslich aus. »Wir kommen noch auf ganz viele Dinge, bevor du gleich fünfzig wirst.«
    Doris schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Bitte nicht. Ich habe wirklich überhaupt keine Lust, diesen schönen Abend zu komplizieren. Was ist los mit dir, Severin? Wieso bist du so scharf auf Probleme? Das ist doch überhaupt nicht deine Art.«
    »Ist es auch nicht.« Katja wickelte sich eine Haarsträhne aus ihrem Zopf um den Finger, während sie über ihre Antwort nachdachte. »Ich will ja auch nichts komplizieren, aber wir wollten uns doch mal Gedanken machen, an welcher Stelle in unseren Leben etwas schiefgelaufen ist. Vorher kann man nichts ändern. Und gerade bei dir, Doris, habe ich zunehmend das Gefühl, dass du uns immer noch nicht die ganze Wahrheit erzählt hast. Du bist gelangweilt, hast heftige Wechseljahrsbeschwerden, keine Lust auf Überraschungspartys, trinkst zu viel Alkohol und bräuchtest dringend einen neuen Sinn im Leben. Aber das ist alles nicht so wahnsinnig schlimm, dass man wegen einer Feier an den Rand eines Nervenzusammenbruches gerät.«
    »Ich will im Moment nicht darüber   …« Doris reagierte verschnupft, ihre Antwort aber erstickte im Lärm, den eine Gruppe von Männern veranstaltete.
    |233| Laut redend kamen sie in die Bar, schoben die Hocker am Tresen zusammen, schwangen sich hinauf und riefen dem Barkeeper ihre Bestellungen zu. »Ein Pils, Horst, du auch? Ja? Also, dann zwei Pils, ich nehme noch einen Ramazotti dazu.«
    »Für mich auch ein Pils, haben Sie auch Nüsse?«
    »Also drei Pils, die Herren, und ein Ramazotti?«
    »Vier Pils, Peter, hast du schon? Nüsse will ich auch.«
    »Brüllt doch nicht so rum, hier sitzen noch

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