Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
tut immer so, als wäre ich damals die langweiligste Tussi an der ganzen Schule gewesen. ›Tussi‹ sagt heute auch kein Mensch mehr, oder? Daran merkt man, dass man älter wird, man hat eine andere Sprache.«
    »Lenk doch nicht ab, jetzt, wo es gerade spannend wird.« Katja rollte sich auf den Bauch und sah Anke an. »Du warst wirklich niemand, der nachts um die Häuser gezogen ist, du hast Discos gehasst, mochtest nie tanzen, wo hast du denn in der Zeit einen Typen aufgerissen?«
    »Ach, den kann man auch beim Einkaufen kennenlernen. Oder im Schwimmbad.«
    »Natürlich«, nickte Katja. »Du bezahlst an der Kasse Tomatenketchup, Milch und Dosenerbsen und gehst anschließend mit dem Typen hinter dir in die Kiste. Weil er Pommes im Wagen hatte. Das passte so gut. Das glaubst du doch wohl selbst nicht.«
    Anke stieg umständlich über Katja und stand auf. »Ich muss mal. Und ich weiß gar nicht, wo er mir genau über den Weg gelaufen ist. Das ist mir einfach passiert. Es ist doch wirklich völlig egal.«
    Sie ließ die Tür auf, Katja und Doris sahen sich an. »Man merkt, dass sie alleine lebt«, sagte Doris und etwas lauter: »Anke, mach die Tür zu. Ich hasse diese Pullergeräusche.«
    |265| »Wir beide sind früher sogar zusammen aufs Klo gegangen. In eine Kabine und haben nacheinander   …« Katja drehte sich wieder auf den Rücken und verschränkte die Arme im Nacken. »Das hat dich doch nie gestört. Jetzt werd mal nicht spießig.«
    Sie schloss die Augen. »Mir ist irgendwie schwummerig. Ist noch was in der Flasche?«
    »Nein.« Doris hob die leere Pikkoloflasche hoch. »Leer. Ich habe aber nicht so viel davon getrunken.«
    »Gut.« Katjas Stimme klang plötzlich schläfrig. »Sehr gut.«
    Als Anke wieder zum Bett kam, warf sie nur einen kurzen Blick auf Katja und kletterte vorsichtig über sie hinweg.
    »Severin schläft«, sagte sie. »Das konnte sie früher schon. Redet und tanzt die halbe Nacht und dann setzt sie sich in eine Ecke und macht die Augen zu. Weißt du noch? Die Klassenfahrt nach London? Da legte sie sich doch in einem Pub einfach auf die Bank. Wenn sie müde ist, ist sie müde.«
    »Beneidenswert.« Doris musterte Katjas tief entspanntes Gesicht. »Und ich wälze mich jede Nacht von einer Seite auf die andere. Falls ich nicht gerade die Bettwäsche wechseln muss, die ich gerade durchgeschwitzt habe.«
    »Hast du das hier auch?«
    »Nicht so schlimm.« Doris war selbst über die Antwort überrascht. »Jetzt, wo du das sagst, fällt es mir erst auf. Seltsam.«
    »Ich habe mal gelesen, dass Asiatinnen so etwas wie Wechseljahre überhaupt nicht kennen. Sie haben noch nicht einmal ein Wort dafür.«
    »Ja, und?«
    Anke sah sie an. »Sie haben keine Wechseljahressymptome, |266| weil sie das Altwerden schön finden. Die Alten werden dort verehrt, deshalb gibt es keinen Grund, sich vor dem Alter zu fürchten. Vielleicht fürchtest du dich ja auch nicht mehr so sehr.«
    Doris erwiderte ihren Blick. Dann lächelte sie. »Vielleicht. Zumindest fühle ich mich nicht mehr so allein beim Älterwerden.« Sie machte eine kleine Pause. »Wer war der Mann?«
    Anke wandte sich ab. »Doris, bitte.«
    »Wieso ist dir das so peinlich? Weil du denkst, dass ich so etwas verurteile, nur weil ich immer mit Torsten zusammen war? Das stimmt übrigens gar nicht, ich hatte mal eine Auszeit, ich habe mich sogar damals ganz furchtbar in jemand anderen verliebt. So sehr, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ich war so durcheinander, dass ich sogar die Abifahrt abgesagt habe.«
    »Ich denke, du warst krank?« Mit einem unergründlichen Ausdruck sah Anke sie an. »Du hattest doch eine ganz schwere Sommergrippe.«
    »Nein.« Doris schüttelte den Kopf. »Die hatte ich mir ausgedacht, wir waren doch alle schon volljährig und konnten unsere Entschuldigungen selbst schreiben. Aber wenn ich mitgefahren wäre, dann hätte alles auffliegen können, davor hatte ich Angst.«
    »Was hätte auffliegen können?«
    Doris setzte sich aufrecht hin und atmete tief aus. »Ich habe es noch nie erzählt. Aber seit wir neulich darüber gesprochen haben, dass ich immer nur Torsten hatte, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Was?«
    »Die Geschichte mit Tim Schneider.«
    |267| »Schneider. Der Referendar? Bei dem wir Sport hatten?« Anke lächelte. »Der war ja auch süß. Und in den warst du verliebt? Da warst du aber nicht die Einzige.«
    »Ich habe mit ihm geschlafen.«
    »Du?« Ungläubig setzte sich jetzt auch Anke auf. »Mit

Weitere Kostenlose Bücher