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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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interessierte. Der Glatzkopf war entweder wirklich von der Polizei oder ein Journalist, der sich als Kripomann ausgab.
    Endlich erschienen die beiden wieder auf dem Flur. Der Glatzkopf ließ gerade eine CD in seiner Tasche verschwinden. Wer auch immer er war - er hatte mir jetzt was voraus.
    Kürten drückte die Wohnungstür zu und sprudelte los. »Viel Besuch im Moment. Ich hab doch das Video gemacht - von dem Mord. Den ganzen Morgen war ich in Köln, um mit den Leuten von RTL und so zu reden, aber dass die Polizei jetzt auch noch kommt, hätte ich mir eigentlich denken können! Wollen Sie was trinken?«
    Ich lehnte ab, und er redete gleich weiter.
    »Kommen Sie doch hier rüber, da können wir uns besser unterhalten.«
    Er führte mich in einen Raum, der etwas größer als das Wohnzimmer war. Dafür drängten sich hier mehrere Computer und Fernseher. Ein einfaches weißes Regal an der Wand war mit Videos überfüllt; in der anderen Ecke stand eine Kamera auf einem dreibeinigen Stativ. Sie wirkte wie ein überdimensionales Insekt.
    »Ich hab schon mein ganzes Leben lang gefilmt«, erzählte Kürten, »und ich wäre auch bestimmt Regisseur oder Kameramann geworden, aber mein Vater hat mich in die Lehre bei Ford geschickt, und das war's dann mit dem Filmen. Geld war auch keins da, aber später, da konnte ich…«Er unterbrach sich. »Wann soll die Hochzeit denn eigentlich sein, Herr…«
    »Rott«, sagte ich, froh, ein Wort dazwischenzukriegen. »Ich bin ganz offen, Herr Kürten. Ich komme nicht wegen eines Auftrags. Haben Sie die Aufnahme von der Landini-Hochzeit schon verkauft?«
    »Haha!«, machte Kürten, für den heute der Tag seines Lebens sein musste. »Hab ich nicht. Was bieten Sie denn? Und von welchem Sender kommen Sie? Vox vielleicht? Oder ProSieben?«
    »Pictures International«, sagte ich so dahin.
    »Pictures was?«
    »Pictures International. Eine Vertriebsgesellschaft, die siebenundsechzig große Fernsehsender zentral beliefert. Vergessen Sie die einzelnen Adressen. Arbeiten Sie mit uns zusammen. Was immer Ihnen die anderen geboten haben. Wir zahlen, sagen wir…«
    »Das Doppelte?« Kürtens Blick zeigte Gier. Vor lauter Anspannung vergaß er, den Mund zu schließen, und zeigte mir grau gefärbte Zähne.
    »Das Zehnfache«, setzte ich in den Raum.
    Kürten war sprachlos. Die Pause gab mir Gelegenheit, das oben draufzusetzen, worum es mir im Grunde ging. »Voraussetzung ist, dass ich das Band vorher sehen kann.«
    Kürten fing sich wieder. »Kein Problem«, murmelte er. »Überhaupt kein Problem.«
    Er drückte auf irgendwelche Knöpfe, ein Computer fuhr hoch. Während die Grafiken über den Bildschirm liefen, fragte ich: »Wer war denn der Herr eben? Wollte der Ihnen auch den Film abkaufen? Ich frage nur, weil er ihn offensichtlich mitgenommen hat.«
    »Wäre das schlimm?«, fragte Kürten, den anscheinend das Gefühl beschlich, einen Fehler gemacht zu haben.
    »Wenn es ein Konkurrent war, ja.«
    »Nein, der war von der Polizei. Hauptkommissar Ballmann.«
    »Hat er sich ausgewiesen?«
    »Ja, das hat er. Ganz ordentlich. Der Film kommt nicht in falsche Hände.«
    »Das sagen Sie! Aber wissen Sie, was dieser Ballermann für ein Mensch ist?«
    »Ballmann, nicht Ballermann.« Kürten griente. Ich blieb ernst. Schließlich vertrat ich im Moment eine Weltfirma im Medien business, der vielleicht ein großes Geschäft durch die Lappen ging.
    »Wissen Sie, ob der das Ding nicht verscherbelt? Er ist auch nur ein Mensch. Und ein paar hunderttausend Euro machen jeden Normalverdiener nervös.«
    »Ein paar… ?« Kürten stockte. Er wartete auf eine Reaktion von mir.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Noch ist unser Deal nicht geplatzt«, sagte ich. »Zeigen Sie mal, was Sie haben.«
    »Ich hab's im Moment nur hier auf dem Rechner. Das macht doch nichts, oder?«
    »Wenn ich was erkenne, nicht.«
    Er klickte. Ein Fenster öffnete sich. Dann ging es los.
    »Das ist die eigentliche Trauung«, erklärte Kürten.
    Ich kniff die Augen zusammen. Landauer, mit zurückgekämmten dichten weißen Haaren und im schwarzen Anzug, stand mit Heike Quisselborn, die ein schlichtes rotes Kleid trug, vor einem großen Schreibtisch. Die Lichtverhältnisse waren schlecht. Offensichtlich waren noch mehr Menschen anwesend, aber sie waren nur zu erahnen. Eine hell gekleidete Frau neben Heike, die kurz in die Kamera guckte.
    So viel stand fest: Kürten war ein Stümper. Nicht nur weil er zu blöd war, den Film einem Sender zu verkaufen, sondern

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