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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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dem Mann, den ich suche. Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Er hat mir seine Visitenkarte dagelassen. Die müsste ich erst suchen.«
    »Macht das viele Umstände?«
    »Trinken Sie doch einen Kaffee solange. Ich bin gleich zurück.«
    Ich setzte mich mit meinem Becher draußen auf die Bank. Er war noch nicht halb leer, da kam Frankowsky mit einem Zettel zurück. »Ich habe doch keine Visitenkarte. Dafür hat er mir aber seine Adresse und Telefonnummer aufgeschrieben. Overath, Hauptstraße. Das ist tatsächlich gleich hier um die Ecke.«
    »Wie heißt er?«
    »Theo Kürten.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Sehr klein. Schon älter. Wahrscheinlich Rentner. Schüttere Haare, nach hinten gekämmt.« Frankowsky sah mich misstrauisch an. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nicht die Spur. Ich suche nur jemanden, der meine Hochzeit filmt.«
    Die Skepsis auf seinem Gesicht blieb. »Darf's noch was sein?«
    Ich kaufte noch ein Mars und bezahlte.
    Als ich gehen wollte, kam eine Frau herein, sichtlich in Eile. »Haben Sie Busfahrkarten?«, fragte sie.
    Ich blickte mich um und sah, wie Frankowsky den Kopf schüttelte und ihr die Zeitungskopie hinhielt.
    Ich klingelte dreimal bei Kürten, aber es öffnete niemand. Ich sah auf die Uhr und gab mir eine Stunde. Wenn der Mann dann nicht aufgetaucht war, wollte ich nach Gladbach zurückfahren und mein Glück weiter bei Heike Quisselborn versuchen.
    Ich beobachtete den Verkehr, der die Hauptstraße entlangfloss. Auf dem Gehsteig waren Frauen mit Kinderwagen unterwegs. Schüler mit kantigen Scout-Schulranzen. Ein paar Männer. Die ersten Heimkehrer in den Feierabend.
    Ich packte mein Mars aus und biss hinein. Im selben Moment wurde mir klar, dass ich nicht der Einzige war, der hier auf jemanden wartete. Da lungerte noch jemand auf der Straße herum. Ein schlanker Mann im grauen Trenchcoat. Vollglatze. Helle, aufmerksame Augen. Manchmal streifte mich sein Blick, doch dann schien er sich wieder auf etwas anderes zu konzentrieren. Zum Beispiel auf die glänzenden Ausstellungsfahrzeuge eines Hondahändlers. Wie ziellos schlenderte er die Straße entlang, drehte dann plötzlich um und richtete seinen Blick wieder auf mich.
    Ich tat so, als würde ich nichts davon bemerken. Aß mein Mars auf und suchte dann umständlich einen Mülleimer. Ich ging dabei absichtlich ein gutes Stück die Straße hinauf. Als ich dreißig, vierzig Meter weiter war, drehte ich mich um.
    Der Glatzkopf sprach mit einem kleinen, ungepflegt wirkenden Mann mit blauer Windjacke und einer Aktenmappe unter dem Arm. Die Beschreibung passte. Das musste Kürten sein. Er fischte einen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Gemeinsam betraten sie das Haus. Der Glatzkopf drehte sich noch einmal zu mir um, aber ich machte ein möglichst unbeteiligtes Gesicht.
    Ich wollte mit Kürten reden, und zwar gleich. Ich wollte das Video sehen. Also ging ich hin und klingelte.
    Es dauerte eine Weile, bis der Summer ertönte.
    Die Wohnung war ganz oben. Während ich die Treppe erklomm, hörte ich Männerstimmen.
    »… können das Gespräch auch woanders fortsetzen… sollten uns da schon unter die Arme greifen.«
    Als ich oben ankam, blickte Kürten neugierig über die Brüstung. Er hatte die Jacke ausgezogen und stand in einem kurzärmligen karierten Hemd da. Die faltigen Hände hielten das Geländer umklammert. Beißender Schweißgeruch ging von ihm aus. Hinter ihm im Türrahmen stand der Glatzkopf und betrachtete mich. Sein Blick hatte etwas Verschlagenes.
    »Sind Sie auch von der Polizei?«, fragte Kürten müde. Offenbar ging das, was hier gerade ablief, über seine Kräfte.
    »Nein. Könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Herr Kürten hat jetzt keine Zeit«, informierte mich der Glatzkopf.
    Ich kümmerte mich nicht um ihn. »Ich heirate nächste Woche«, sagte ich zu Kürten. »Ich brauche jemanden, der meine Hochzeit filmt. Darf ich reinkommen?«
    »Dauert einen Moment«, sagte Kürten, nahm die Hände von der Brüstung. »Setzen Sie sich kurz ins Wohnzimmer.«
    Die beiden gingen hinein, und auch ich betrat die Wohnung. Ein schmaler Flur mit ein paar Türen. Das Wohnzimmer war winzig und bestand aus lauter Schrägen. Raufasertapete in Beige. Abgenutzter Teppichboden. Ein alter Sessel, ein Fernseher, ein paar Fotos an den Wänden, die leicht verwackelte Strandlandschaften zeigten. Ich blieb stehen und ließ die Tür offen.
    Im Nebenzimmer sprach Kürten mit dem anderen Besucher. Ich war offenbar nicht der Einzige, der sich für das Video

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