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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gegriffen. Sie ist Apothekerin.«
    »Würden Sie ihr so was denn zutrauen?«
    »Bis vorgestern habe ich es noch überhaupt niemandem zugetraut, Herr Rott. Wenn mir jemand gesagt hätte, Nikolaus wird unmittelbar nach unserer Hochzeit ermordet, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Und doch ist es geschehen. Was folgt daraus? Jetzt traue ich es eben allen zu. Von mir aus auch diesem Hubert Pfaff. Auch wenn ich ihn gar nicht kenne, und auch wenn es mir vollkommen absurd vorkommt. Was bleibt mir denn übrig? Die ganze Geschichte ist so absurd, dass ich seit Montag das Gefühl habe, in einem Traum zu leben, aus dem ich nicht mehr aufwache. Schon die Hochzeit selbst war ja wie ein Traum. Wenn ein Mädchen heiratet, in meinem Alter, und dann auch noch einen so viel älteren Mann, einen Mann mit so viel Charisma und Ausstrahlung, wenn sie dazu auch noch im Licht der Öffentlichkeit heiratet, mit Radio und allem Drum und Dran, dann ist das ein Traum. Verstehen Sie?«
    Ich deutete ein Nicken an.
    »Jetzt ist daraus ein Alptraum geworden.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen erklären, für wen ich arbeite und warum ich überhaupt hier sitze und Sie befrage.«
    »Das müssen Sie nicht. Ich vertraue Ihnen. Das reicht doch. Und Ihre Befragungen sind mir lieber als die von Herrn Ballmann.«
    »Dem Hauptkommissar?«
    »Sehen Sie, Sie wissen sogar, wer die Ermittlungen leitet! Wenn ich zu Ihnen kein Vertrauen haben kann, zu wem dann?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich hatte es mit einem außergewöhnlichen Mädchen zu tun, so viel stand fest. Ob diese damenhafte Contenance, dieses Gerede wie aus einem Buch, nur Fassade war?
    Nein, es war anders. Es war ihre Art, mit dem schrecklichen Erlebnis fertig zu werden. Sie war einfach durcheinander. Hin und her gerissen zwischen Misstrauen, Erschöpfung, Trauer und Schock. Und sie hatte offenbar niemanden, an den sie sich wenden konnte. Zu ihrer Mutter schien sie jedenfalls nicht sehr viel Vertrauen zu haben.
    »Es gibt für mich eigentlich nur eine Möglichkeit, wer das getan haben könnte«, sagte sie plötzlich.
    »Nämlich?«
    »Ein Verrückter. Ein Spinner, der es auf Zauberkünstler abgesehen hat. Einer dieser Esoteriker, die meinen, das sei alles des Teufels.«
    »Das klingt, als hätten Sie schon mal Kontakt mit solchen Leuten gehabt.«
    »Nikolaus hat mir davon erzählt. Nach Zaubershows kamen manchmal solche Spinner und raunten ihm zu, dass ihnen ja klar wäre, dass er nach außen hin so tun müsse, als sei er nur ein Unterhaltungsmagier.«
    »So tun müsse?«
    »Ja. Diese Leute glauben, er könne wirklich zaubern. Und das mit den Shows sei nur Fassade.«
    »Manche Zauberkünstler machen es auch umgekehrt. Dieser Amerikaner zum Beispiel.«
    »David Copperfield.«
    »Genau. Oder Uri Geller. Der ist ein besseres Beispiel. Der behauptet doch, wirklich über die Kraft zu verfügen, Besteck zu verbiegen und Uhren wieder zum Laufen zu bringen.«
    »Geller ist ein Zauberkünstler, wie auch Magic Landini einer war und wie auch David Copperfield einer ist. Alle arbeiten mit Tricks, und die seriösen Zauberer geben das auch zu. Aber es reicht nicht aus, den jeweiligen Trick zu kennen. Man muss ihn auch vorführen können. Und dazu gehört jahrelange, manchmal sogar jahrzehntelange Übung. Die Zauberkunst ist eine Kunst der Fingerfertigkeit. Und da gibt es bessere und schlechtere.«
    »Hatte Ihr Mann vielleicht Streit mit Kollegen?«
    »Meinen Sie Leute aus der Behörde? Oder meinen Sie Zauberer?«
    Ich hatte eigentlich die Zauberer gemeint, sagte aber: »Beides.«
    »Ich weiß nichts in der Richtung. Natürlich wird es das gegeben haben. Nikolaus hat sich zum Beispiel nicht so gut mit den Leuten aus dem ›Magischen Zirkel‹ verstanden.«
    »Der ›Magische Zirkel‹?«
    »Ein Verein der Zauberkünstler. Offiziell heißt er ›Magischer Zirkel von Deutschlands‹ glaube ich.«
    »Was waren das für Meinungsverschiedenheiten?«
    »Ich glaube, er mochte einfach keine Vereine. Er hat sich immer als Künstler gesehen. Das passt nicht zur Vereinsmeierei. Ich sehe das genauso.«
    »Aber eine bestimmte Person, mit der er dort Streit hatte, kennen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Was war das eigentlich für ein Trick, den Ihr Mann im Radiointerview ansprach? Der Trick, den er im Bergischen Löwen vorführen wollte?«
    »Es ist die gläserne Fluchtkiste. Er hat das Kunststück noch nie öffentlich gezeigt.«
    »Was passiert da?«
    »Sie kennen keine Zaubertricks, oder?«
    »Ehrlich

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