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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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mich hinein und wartete. Dabei ließ ich das Haus nicht aus den Augen.
    Eine Viertelstunde später ging die Haustür auf, und die Gäste kamen heraus. Es waren zwei ältere Ehepaare und ein einzelner Mann, alle deutlich jenseits der fünfzig. Die Frauen nahmen Heike beim Abschied in den Arm und redeten ihr gut zu, die Männer drückten ihr die Hand und machten dabei Diener. Ich konnte Heike anmerken, dass sie keine Lust auf den Besuch gehabt hatte und ihn einfach über sich ergehen ließ. Ihr Lächeln wirkte gequält. Das eine Ehepaar setzte sich in den grünen Mercedes, der einzelne Herr und das andere Ehepaar in den Ford. Man wendete umständlich und fuhr davon. Mich würdigten die Herrschaften keines Blickes.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Heike Quisselborn, als ich wieder zurück zum Haus gegangen war. »Das waren Kollegen meines Mannes. Ganz liebe Leute, die das alles auch ziemlich mitgenommen hat. Aber eigentlich kann ich jetzt keinen sehen.«
    Dann kann ich ja von Glück sagen, dass ich kommen darf, dachte ich.
    »Kommen Sie doch bitte herein«, sagte sie und trat zurück in den Flur, um mich vorbeizulassen. Diese Höflichkeit, dachte ich. Das ist man ja bei so jungen Leuten eigentlich nicht gewohnt. Mir fiel auf, dass Heike Quisselborn mit nackten Füßen über den gefliesten Boden ging. Hatte sie nicht eben noch Pumps getragen?
    »Ich musste mir einfach die Schuhe ausziehen«, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
    »Nein, warum sollte es?«
    Wir kamen in ein Wohnzimmer, das in einen gläsernen Wintergarten überging.
    »Machen wir es uns dahinten gemütlich. Ich muss aber erst mal lüften. Dieser Zigarrengestank ist unerträglich.« Sie nahm einen Aschenbecher von einem niedrigen Wohnzimmertisch.
    Der Blick durch die Glaswände ging auf eine Rasenfläche hinaus, die so groß war, dass man darauf hätte Fußball spielen können. Weit hinten wurde sie von einer geschlossenen Reihe hoher Bäume begrenzt.
    Heike Quisselborn öffnete eine Tür, die auf eine Terrasse führte. Die frische Luft brachte Vogelgezwitscher mit.
    »Schön, nicht? Die Grundstücke hier grenzen alle an den Lerbacher Wald. Ich liebe dieses Haus.«
    Sie sah kurz versonnen über den Rasen, dann wandte sie sich wieder mir zu. »Möchten Sie sich nicht setzen? Oder wollen wir ein bisschen durch den Garten gehen?«
    Ich deutete auf die kleine Sitzecke aus Korbmöbeln.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte sie.
    Ich lehnte ab. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen. Ich verschwinde sowieso gleich wieder.«
    Sie nickte nachdenklich. »Ehrlich gesagt wundere ich mich sowieso, warum Sie heute doch noch gekommen sind. Im Radio wurde berichtet, dass jemand festgenommen wurde. Ist damit der Fall nicht gelöst?«
    »Ganz und gar nicht. Die Polizei glaubt, es sei ein Auftragsmörder gewesen. Der Mann hat aber nichts zugegeben. Und so fangen die Fragen eigentlich erst an. In wessen Auftrag könnte er gehandelt haben? Und warum hat er ein Nummernschild an dem Motorrad gehabt, das die Behörden sofort auf seine Spur führte? - Sagt Ihnen der Name Hubert Pfaff etwas?«
    Heike Quisselborn saß kerzengerade am Rand ihres Sessels und sah mich aufmerksam an.
    »Hubert Pfaff?«
    »So heißt der Verdächtige. Der Name wurde nur offiziell in den Medien nicht genannt.«
    »Kommt mir nicht bekannt vor.« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube das alles nicht. Oder doch? Ach, ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Sie blickte nach unten auf ihre nackten Füße. »Glauben Sie, dass jemand wirklich einen Mann beauftragt hat, Landini zu töten?«
    Sie sagte tatsächlich »Landini«. Nicht »mein Mann«. Oder »Nikolaus«.
    »Wie ich schon sagte: Ich habe so meine Bedenken.«
    Sie hob den Kopf und ließ ihre dunklen Augen auf mir ruhen.
    »Sie denken, dass es jemand ganz anderes war, oder?«
    »Ich bin nicht davon überzeugt, dass es dieser Pfaff war, das ist richtig. Aber noch weiß ich zu wenig darüber. Ich müsste wissen, wer etwas gegen Ihren Mann hatte. Deswegen bin ich hier.«
    »Sie denken an meine Mutter, oder?«, sagte sie plötzlich.
    »Was? Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Wenn Sie sich umgehört haben, dann wissen Sie sicher auch, dass meine Mutter gegen die Ehe mit Nikolaus war.«
    Ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen. Sicher hatte mich der Gedanke an die Mutter kurz gestreift, aber…
    »Wenn meine Mutter Nikolaus hätte umbringen wollen, dann hätte sie zu anderen Mitteln

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