Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
wies noch einmal darauf hin, wie viel Arbeit das doch sicher alles machte. Frau Kley-Knöter nickte, und ich fühlte mich bemüßigt, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen, was ich dahinten gewollt haben könnte.
    »Sie haben sicher Eichhörnchen hier«, sagte ich.
    »O ja, viele sogar. Haben Sie eins gesehen? Ich habe sogar ein Gedicht über diese Tierchen geschrieben.«
    »Noch ein paar Details«, sagte Jutta, während wir wieder hineingingen. »Sie sind verheiratet. Haben Sie Kinder?«
    »Nein, keine Kinder.«
    »Ihr Mann, ist er auch Schriftsteller?«
    »Nein. Er arbeitet in einem Verlag in Köln. Er ist Redakteur.«
    »Dann haben Sie ja Berufe in derselben Branche. Was für Projekte betreut Ihr Mann denn?«
    Sie zögerte, und mir wurde klar, dass sie ein anderes Wort für Telefonbuch suchte. Offenbar war ihr das zu profan.
    »Städtische Literatur«, murmelte sie. »Aber nichts Literarisches.«
    »Aha.« Jutta schrieb. »Zurück zu Ihnen. Sagen Sie mir doch bitte, wo Sie Ihre Texte schreiben. Sie haben doch sicher einen speziellen Ort, eine Dichterklause. Zum Beispiel diese Hütte dahinten.«
    Ich wandte mich demonstrativ auch noch einmal um, als wäre mir das Häuschen noch gar nicht aufgefallen.
    »Das? Nein, da sind nur Gartengeräte drin. Und Fahrräder. Manchmal lagern wir da auch Getränke. Mein Mann stellt im Sommer dort am Waldrand eine Bank auf und sitzt dort abends gern. Dann holt er sich sein Bier gleich aus der Hütte. Es ist auch ein Kühlschrank drin.«
    »Und Sie sitzen daneben und schreiben«, mutmaßte Jutta.
    »Nein, nein, ich habe hier ein Arbeitszimmer. Ich kann es Ihnen gern zeigen.«
    Wir durchquerten das Wohnzimmer und kamen in den Flur. Auf der linken Seite wies Frau Kley-Knöter in ein kleines Zimmer mit einem Schreibtisch und ein paar Bücherregalen. Alles sauber aufgeräumt. Die Tischplatte war leer.
    Wir standen ein paar Sekunden schweigend herum, dann fiel Frau Kley-Knöter etwas ein. »Der Kaffee«, sagte sie. »Ich habe Ihnen ja gar keinen Kaffee angeboten! Oder möchten Sie lieber Tee?«
    Ich nickte Jutta unauffällig zu, und sie schlug vor, dass man sich jetzt besser wieder ins Wohnzimmer setzte, um die Details für das Live-Interview durchzugehen.
    »Live? Sie meinen, direkt übers Radio?« Frau Kley-Knöter war plötzlich etwas verunsichert.
    »Ja. Aber das kriegen wir schon hin«, beruhigte Jutta. »Ich erkläre Ihnen alles.«
    »Dürfte ich mal Ihre Toilette benutzen?«, fragte ich, und Frau Kley-Knöter wies auf eine Tür gleich neben ihrem Arbeitszimmer. Außen war das berühmte Messingmännchen befestigt, das in einen Topf pinkelte. Praktisch, wenn man in einem Bungalow lebte. Alles war auf einer Etage.
    Ich wartete, bis sich die Damen ins Wohnzimmer begeben hatten, und beobachtete durch den Türspalt, wie Frau Kley-Knöter in die Küche ging, Jutta hinterher. Das war meine Chance. Ich schlüpfte in das kleine Arbeitszimmer und sah mich um. Jutta quatschte unentwegt weiter und malte Frau Kley-Knöter in den buntesten Farben aus, wie das Interview ablaufen würde.
    Frau Kley-Knöter hatte vor allem Lyrik in den Regalen stehen. Mein Blick fiel auf ein Buch mit dem Titel »Wie schreibe ich ein Gedicht?«.
    Ich zog die Schubladen auf. Handschriftlich beschriebene Seiten in ziemlich unleserlicher Schrift. Ich blätterte. Weiter unten kamen Computerausdrucke. Lyrische Texte.
    Die Schublade direkt unter der Tischkante war auch mit Papier voll gestopft. Ich beeilte mich beim Durchblättern. Nebenan rauschte es. Frau Kley-Knöter zapfte wohl Wasser für die Kaffeemaschine.
    »Gehen wir wieder ins Wohnzimmer«, hörte ich Frau Kley- Knöter sagen. »Ich wollte Ihnen doch meine Bücher zeigen. Ich habe auch welche für Sie vorbereitet, die können Sie mitnehmen.«
    Die Stimmen entfernten sich, und ich suchte weiter. Leider hatte ich keine Ahnung, was ich suchte, und die ganze Aktion kam mir mittlerweile ziemlich nutzlos vor. Das Hüttchen da draußen würde ich mir gesondert vorknöpfen. Nach Einbruch der Dunkelheit.
    »Ach, und da habe ich noch was anderes, was Sie vielleicht interessiert«, sagte Frau Kley-Knöter nebenan, und in diesem Moment wurde ich fündig. Mir fiel ein Blatt mit einer Zeichnung in die Hände, ein Ausdruck aus dem Internet offenbar. Zu sehen war ein Motorrad, darunter waren einige Details abgebildet. Motor, Bremsen, Auspuff. Es sah aus wie eine Bauanleitung.
    »Ich hole es Ihnen rasch…«
    Die Stimme kam näher! In einem Reflex steckte ich das Blatt ein,

Weitere Kostenlose Bücher