Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
nichts.«
    »Abwarten und weitere Indizien sammeln«, sagte ich. »Wenn es dunkel ist, nehme ich mir den Schuppen vor. Vorher checke ich Kley-Knöters Alibi, und dann habe ich ja noch den Termin mit dem Armbrusthändler. Und bei Theresa wollte ich mich auch noch einmieten.«

Neschen
    Theresa Heilig war eine Powerfrau. Als ich vor vier Jahren in Bergisch Gladbach mit der Aufklärung eines Mordes an einem Bauunternehmer beschäftigt gewesen war, hatte ich ein paar Tage als Gast in ihrer Gronauer Pension gewohnt. Theresa, ehemalige Bauarbeiterin mit Faible fürs Hämmern, Dübeln, Bretterschneiden, Mauern und Verputzen, hatte an meiner Arbeit ganz besonders großes Interesse gehabt. Sie träumte davon, neben ihrer ganzen Bauerei mal einen Krimi zu schreiben. Leider hatte ich nach dem Fall nichts mehr von ihr gehört. Ich war gespannt, wie es ihr ging.
    Die Mülheimer Straße brachte mich stadtauswärts Richtung Köln, und ich musste Acht geben, die richtige Abzweigung nicht zu verpassen. Gleich hinter einem BMW-Händler ging es links ab in die Gierather Straße, dann den Berg hinunter, um eine Kurve und am Gierather Wald vorbei.
    Ich erkannte alles wieder, fand das Haus und hielt an. Als ich durch das Törchen gehen wollte, das zum Eingang führte, stutzte ich jedoch. Im Vorgarten stand ein Gartenzwerg. Er hielt eine kleine Plastikgießkanne in der Hand und lächelte mich blöde an. Zwei Meter weiter, am Rand eines Blumenbeetes, hielt ein zweiter Zwerg eine Grubenlampe. Die Kunststoffoberfläche der knallbunten Figuren glänzte in der Sonne. Ich blieb stehen und betrachtete das Szenario genauer. Da waren nicht nur Gartenzwerge, sondern auch noch Tiere: Ein Plastikkaninchen lugte hinter einem Stein hervor, und auf dem Rasen lag Bambi.
    War ich hier richtig? Gartenzwerge passten überhaupt nicht zu Theresa.
    Aber hier war es! Ich erinnerte mich nicht mehr an die Hausnummer, aber an das Gartentörchen und den dunkelgrünen Briefkasten.
    Ich hatte gerade einen Schritt auf das Grundstück gesetzt, da wurde die Haustür aufgerissen und eine kleine dicke Gestalt kam mir entgegen - im weißen Feinrippunterhemd und in brauner Hose, die von fleckigen grauen Hosenträgern gehalten wurde. Nun sah Theresa nicht gerade im klassischen Sinne weiblich aus, aber mir war auf den ersten Blick klar, dass ich hier jemand anders vor mir hatte.
    »Was machen Sie auf meinem Grundstück?«
    Der Ton, in dem der Mann mich anfauchte, brachte mich auf die Idee, dass er gleich eine Schrotflinte hervorholen könnte.
    »Guten Tag«, sagte ich. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob Frau Heilig hier noch wohnt.«
    »Wer?« Er beäugte mich nervös, dann fiel sein Blick in den Vorgarten. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich ihm einen seiner Zwerge stehlen könnte.
    »Frau Heilig. Vor ein paar Jahren hat sie hier gewohnt. Sie war auch die Eigentümerin dieses Hauses.«
    »Ach die. Weggezogen.« Er steckte die Hände in die Taschen, sodass es unter seinem Bierbauch beulte.
    »Wissen Sie vielleicht, wohin? Hat sie eine andere Pension aufgemacht?«
    »Neschen«, sagte er. »Wo?«
    »Odenthal.«
    »Wissen Sie die Straße?«
    »Wo's zur Dhünntalsperre runtergeht. Sagen Sie einen schönen Gruß. Ich krieg noch Geld für das Öl zurück.«
    Er starrte mich an, und ich wusste nicht, was er wollte. Dann wurde mir klar, dass er meinen Abgang von seinem Grundstück kontrollierte. Ich bedankte mich, passierte das Törchen, schloss es hinter mir, und genau im selben Moment knallte am Haus die Tür zu.
    Im Auto erkundete ich die Karte. Neschen war ein Ortsteil von Odenthal. Eigentlich nicht viel mehr als eine Kreuzung, von der ein Straßenarm auf die Dhünntalsperre zuging. Eichholzer Weg, las ich auf dem Stadtplan.
    Ich faltete die Karte zusammen, und als ich sie neben mich auf den Beifahrersitz legte, bemerkte ich, dass mich der neue Besitzer durch ein Fenster beobachtete.
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und fuhr los.
    Der Eichholzer Weg führte durch Einfamilienhäuser und endete an einem Wendeplatz für den Omnibus. Dahinter kam noch ein Wanderparkplatz, und dann führte das Sträßchen hinaus auf grüne Weiden und später irgendwann zur Talsperre, die man von hier aus jedoch nicht sehen konnte. Ich parkte und ging zurück. Außer mir war kein Mensch auf der Straße.
    Ich hatte gerade das erste Haus erreicht, da ging neben mir ein großes grünes Tor auf. Ein hochgewachsener, stämmiger Mann mit dichtem braunem Haar kam heraus und sah mich interessiert

Weitere Kostenlose Bücher