Bei Interview Mord
»Radio Berg« auf eine Tür projizierte, wollte ich klingeln, aber Jutta stoppte mich.
»Einen Moment«, sagte sie. »Das wird nicht einfach.«
»Das weiß ich«, sagte ich und drückte entschlossen auf den Knopf.
»Lass mich reden. Ich glaube, es ist besser, wenn ich Claudia diese Idee vorschlage.«
»Dass du deinen eigenen Neffen interviewen willst? Hast du mir nicht an dem Abend nach Landinis Mord selbst gesagt, das würdest du niemals tun, weil das nach Vetternwirtschaft aussieht? Und hast du nicht hinzugefügt, dass sich das überhaupt nicht mit ernsthaftem Journalismus verträgt?«
»In dem Fall ist das was anderes.«
Ich wusste, was sie sagen wollte - oder vielmehr, was sie nicht sagen wollte. Sie wollte beim Radio mal wieder eine eigene Idee vorbringen.
Die Tür ging auf. Diesmal war es nicht die blonde Frau, die bei meinem ersten Besuch am Empfang gesessen hatte. Die Dame, die ich jetzt vor mir hatte, besaß dunklere Haare, braune Augen und wirkte eher wie eine Verkäuferin in einem Laden für Outdoor-Zubehör als eine Redaktionsassistentin.
»Hallo, Kerstin«, sagte Jutta. »Wir müssen mit Claudia sprechen.«
»Dringend«, fügte ich hinzu, und die Frau, die Kerstin hieß, sah überrascht von Jutta zu mir und wieder zurück.
»Tut mir Leid, das geht jetzt nicht. Die Konferenz beginnt gleich. Und ich weiß nicht, ob danach -«
»Frau Schall«, rief ich über den Flur mit dem blauen Teppich; ich hatte die Chefredakteurin weit hinten in einer Tür verschwinden sehen. Ohne mich weiter um die Empfangsdame zu kümmern, lief ich los - zwischen den Redakteuren hindurch.
»Remi, das geht doch nicht.« Jutta und die Frau, die Kerstin hieß, folgten mir mit langen Schritten. Ich war noch nicht bei der Tür angekommen, hinter der Frau Schall verschwunden war, da kam sie wieder um die Ecke. Sie hatte eine Mappe in der Hand.
»Was ist denn hier los?«, wollte sie wissen. »Herr Rott? Gibt's was Neues?«
»Allerdings«, sagte ich. »Und ich muss Sie dringend sprechen.«
Sie nickte der Empfangsdame zu, die sich wieder in ihre Loge am Eingang zurückzog. Jutta stand neben mir.
»Ich muss in fünf Minuten in die Konferenz«, sagte Frau Schall. »Danach kann ich es vielleicht einrichten.«
»Geht es nicht doch vorher?«, fragte ich »Ich brauche genau drei Minuten. Keine Sekunde länger.«
Frau Schall warf mir aus ihren dunklen Augen einen prüfenden Blick zu und nickte. »Also gut. Gehen wir in mein Büro.«
Mittlerweile waren noch mehr Redakteurinnen und Redakteure auf den Gang gekommen, und alle strebten einem Raum zu, in dem sie wahrscheinlich ihre Konferenz abhielten. Frau Schall hielt im Vorbeigehen eine dunkelhaarige Frau an und sagte: »Sabine, ich komme in dreieinhalb Minuten.« Die Frau nickte, und wir folgten der Chefredakteurin in ihr Büro.
»Also«, sagte sie und warf die Mappe auf den Schreibtisch. »Legen Sie los. Kurz bitte. Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie unter den drei Minuten blieben.«
Obwohl Frau Schall mich angesprochen hatte, begann Jutta zu reden. »Wir könnten ganz leicht rauskriegen, wer die Morde begangen hat«, legte sie los. Ich schnitt ihr das Wort ab.
»Einfach gesagt: Wir brauchen noch ein Interview. Wir gehen davon aus, dass der Mörder dann noch mal auftaucht, und darauf könnten wir uns vorbereiten. Am besten wäre es, wenn Jutta das Interview mit mir macht.«
Frau Schall sah mich an, und ich versuchte in ihrem Gesicht zu erkennen, was sie von meinem Vorschlag hielt. Es gelang mir nicht.
»Warum sollten wir das Interview gerade mit Ihnen machen?«, fragte sie.
»Sie stellen mich als Privatdetektiv aus Wuppertal vor, der sich mit dem Fall befasst hat.«
»Warum sollten wir das tun?«
»Das habe ich doch gerade erklärt. Um den Mörder dazu zu bringen, noch einmal zuzuschlagen. Ich bin der Lockvogel.«
Frau Schall schüttelte den Kopf. »Sie verstehen nicht, was ich meine. Welche journalistischen Gründe gibt es? Welche Story geben Sie her?«
»Die Polizei hat einen Fehler gemacht, als sie diesen Hubert P. verhaftet hat«, schaltete sich Jutta ein. »Es hat danach einen zweiten Mord gegeben. Die Polizei kommt dabei offenbar nicht weiter.«
Frau Schall nickte. »Das ist richtig. Peter hat heute Morgen noch mit der Kripo gesprochen. Sie versuchen jetzt, Zeugen zu finden, die den Mörder bei der Flucht gesehen haben. Es hat einen Zeugen am Parkplatz von Schloss Lerbach gegeben, und dann ist da noch eine Ladenbesitzerin aus Sand…«
Aha, dachte ich. Die
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