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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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so vor, als wären es genau diese Worte gewesen, die Frau Tesch eben vorgelesen hatte… Finger am Abzug… peitschende Erlösung… dein Mörder sank zu Boden… reiß mein Herz heraus… leg es dir aufs Grab…
    War es vielleicht auch ihre Stimme gewesen?
    »Hör auf zu grübeln, Remi«, sagte Jutta und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Asja hat prophetische Kräfte. Es ist nun mal so…«
    Ich schüttelte den Kopf und sah, dass Frau Tesch ein Blatt Papier vor sich hatte, auf dem sie etwas notierte.
    »Ich schreibe Ihnen das Gedicht auf«, sagte sie. »Ich bin sicher, es wird Ihnen helfen.«
    »Vielen Dank«, sagte ich und spürte, wie mein Mund trocken wurde. Schnell trank ich mein Glas aus. Frau Tesch gab mir das Blatt und legte noch eine Visitenkarte dazu. Ich sah, dass sie sich darauf »Bioenergeticerin« nannte. Mit c.
    »Denken Sie über mein Gedicht nach. Was es bedeuten soll, müssen Sie letztlich selbst wissen.«
    Wir verabschiedeten uns, und dann stand ich mit Jutta unten auf dem Bürgersteig vor dem niedrigen Mäuerchen.
    Den Zettel hielt ich immer noch in der Hand. »Blutendes Herz«, murmelte ich. »Erlösung. Das klingt, als hätte der Mörder aus Liebe gehandelt.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich komme damit nicht weiter.«
    »Es wundert mich schon, dass du dich überhaupt damit beschäftigst«, sagte Jutta. »Sonst bist du ja spirituellen Dingen gegenüber nicht gerade aufgeschlossen.«
    Ich war einen Moment versucht, ihr von meinem Traum zu erzählen, aber dann ließ ich es lieber. Ich faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Innentasche meines Sakkos.
    »So, mein Lieber«, sagte Jutta und sah mich an. »Jetzt sag mir doch mal, was es so wichtiges Neues gibt.«
    »Gleich hier auf der Straße?«
    »Ich denke, du hast es eilig.«
    »Also gut.«
    Ich fasste die Idee so knapp wie möglich zusammen, und genau in dem Moment, als alles in den Vorschlag mündete, dass Jutta ein Interview mit mir machen sollte, um den Mörder anzulocken, setzte sie sich auf die Mauer und nahm ihren Motorradhelm auf den Schoß, als wäre er ein Baby, das sie beschützen müsste.
    »Das ist nicht dein Ernst, Remi.«
    »Mein vollster Ernst. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Es kann funktionieren. Und es wird funktionieren.«
    »Aber wie kannst du so sicher sein?«
    »Wenn es ein Verrückter ist, der systematisch Radio-Berg-Interviews boykottiert, wird er auftauchen. Richtig?«
    »Klar. Du hast Recht.«
    »Wenn es wirklich Heike und Kley-Knöter waren und wir kündigen an, dass ich den Mörder live entlarve, dann werden sie Schiss kriegen und versuchen, auch mich aus dem Weg zu räumen. Voraussetzung ist natürlich, dass angekündigt wird, dass nur ich allein den Mörder kenne. Niemand sonst. Mein Besuch gestern bei Heike wird da oben sicher für Unruhe gesorgt haben. Sie wissen, dass sie verdächtigt werden. Und wenn jetzt noch so was kommt… Sie müssen darauf irgendwie reagieren.«
    Jutta sah mich an. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass dir dabei was passieren könnte?«
    »Dagegen müssen wir uns natürlich absichern. Wir machen das Interview an einem Platz, den man gut überwachen kann. Wo man vorher sieht, wenn sich ein Motorradfahrer nähert.«
    »Und wenn er nicht mit dem Motorrad kommt? Wenn er nicht mit einer Armbrust schießt, sondern etwas anderes plant? Remi, das ist zu gefährlich! Abgesehen davon würde Radio Berg nicht mitspielen.«
    »Aber es ist eine Chance! Stell dir mal vor, es funktioniert! Der Fall wäre auf unglaublich spektakuläre Weise gelöst. Du würdest in die Pressegeschichte eingehen!«
    Und ich würde eine Menge Werbung kriegen, fügte ich innerlich hinzu.
    »Die Frage ist«, redete ich weiter, »ob du überhaupt noch solche Interviews machen willst oder ob dich die beiden Morde so traumatisiert haben, dass du es nicht mehr schaffst.«
    »Natürlich schaffe ich das«, fuhr Jutta auf. »Wenn Radio Berg damit weitermacht, schaffe ich das auch.«
    »Dann reden wir mit Radio Berg. Lass uns Frau Schall den Vorschlag machen. Machen wir es von ihrer Entscheidung abhängig.«
    Jutta sah mich an, und ich konnte erkennen, wie sie sich durchrang. Es dauerte eine ganze Weile.
    »Also gut«, sagte sie schließlich und stand auf. »Fahren wir nach Kürten.«
    Jutta war mit dem Motorrad schneller als ich und erwartete mich bereits auf dem großen Parkplatz vor dem lang gestreckten Gebäude. Als wir im Treppenhaus das Stockwerk erreicht hatten, in dem eine unsichtbare Lampe

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