Bei Interview Mord
Welche Theorien gibt es zu einem solchen Mordfall? Remigius Rott, seit Jahren im Bergischen als Privatermittler aktiv, wird sich im Interview zu der Tat äußern. Wie in unserer Reihe ›Menschen im Bergischen‹ üblich, wird auch dieses Interview nicht hier im Studio, sondern unter freiem Himmel im Bergischen Land stattfinden - genauer auf dem Wanderparkplatz Eichholzer Weg in Odenthal. Gleich an der Dhünntalsperre. Wir freuen uns auf Ihren Besuch…«
Peter Volkmer, der vor einem großen Schaltpult saß, drückte auf einen Knopf. »Der Trailer läuft in einer Viertelstunde das erste Mal.«
Ich nickte zufrieden. Privatermittler, der seit Jahren im Bergischen aktiv ist. Das klang gut! Das klang sogar sehr gut!
Mehr als acht Stunden hatte sich Frau Schall mit der Entscheidung Zeit gelassen. Jutta war ins Schlosshotel zurückgekehrt, und ich hatte den Tag bei Theresa verbracht. Am frühen Abend hatte dann die Redaktionsassistentin angerufen: Grünes Licht - verbunden mit der Aufforderung, mich am nächsten Tag nach der Konferenz einzufinden, um letzte Details zu besprechen.
»Haben Sie eigentlich keine Angst?«, fragte Volkmer, und ich unterdrückte das mulmige Gefühl in meinem Bauch, das ich seit heute Morgen nicht mehr losgeworden war.
»Ich mache nur meinen Job«, sagte ich so locker wie möglich, »ich habe schon andere Sachen erlebt.«
Ich verließ das Studio und kam am Büro von Frau Schall vorbei. Die Tür stand offen, und die Chefredakteurin telefonierte.
»… ja, Schall hier von Radio Berg. Spreche ich mit Herrn Seidel?… Könnten Sie mich bitte verbinden? Ja, ich warte.«
Ich war in der Tür stehen geblieben. Sie bemerkte mich und sah mich an. »Die Security-Firma«, sagte sie. »Herr Seidel? Ja, Schall von Radio Berg hier, guten Tag. Ich hätte eine Anfrage für einen Auftrag schon heute Nachmittag… eine etwas delikate Sache…«
Ich wollte gehen, aber Frau Schall hob die Hand, unterbrach ihr Telefonat und sagte zu mir: »Bleiben Sie bitte, Herr Rott.«
Ich wartete in der Tür und bekam mit, wie die Chefredakteurin der Firma den Auftrag schilderte. Ein Interview, bei dem eventuell damit zu rechnen war, dass sich jemand näherte, der dann auf den Interviewpartner schoss. Herr Seidel hatte offenbar von den beiden Morden gehört.
»Dann wissen Sie ja, worum es geht«, sagte Frau Schall. »Wir planen für heute Nachmittag ein drittes Interview und wollen gern auf Nummer sicher gehen. Sprich: Wir brauchen professionelle Bewachung. Und zwar unauffällig… Ja, Publikum wird bei dem Interview dabei sein. Das ist das Prinzip der Interviewserie… Können Sie es machen? Ja, ich warte…«
Frau Schall hing wieder in der Warteschleife. »Kommen Sie ruhig rein. Setzen Sie sich. Ja… Herr Seidel? Soll ich noch mal die Eckdaten…? Das Interview ist um kurz nach fünf. Das Gebiet müsste etwa ab einer Stunde vorher gesichert werden.«
Während ich ihr weiter zuhörte, breitete sich das mulmige Gefühl immer weiter aus. Plötzlich erinnerte ich mich an die Armbrust, die mir Norbert Kostka auf dem Parkplatz gezeigt hatte. Ich hatte die rasiermesserscharf geschliffene Jagdspitze in der Hand gehabt. Ich hatte auf dem Video gesehen, was man mit so einer Waffe anrichten konnte…
Frau Schall legte den Hörer auf. »Herr Rott? Sie sehen aber gar nicht gut aus.«
Ich räusperte mich. »Alles in Ordnung«, behauptete ich. »Was haben Sie mit der Firma besprochen?«
»Sie haben alle Informationen und machen sich jetzt über das Gebiet kundig. In zwei Stunden werden sie bei der Adresse von Frau Heilig sein und Sie treffen. Sie können dann alles absprechen. Der Ü-Wagen ist bereits bestellt und wird vorbereitet.« Frau Schall sah mich ernst an. »Die ganze Sache kostet eine Menge Geld«, sagte sie. »Sind Sie auch sicher, dass es was bringt?«
»Ganz sicher. Eine Bitte hätte ich noch. Kann ich hier irgendwo mal kurz telefonieren?«
»Aber natürlich«, sagte sie, führte mich auf den Gang und brachte mich in das helle Großraumbüro mit den riesigen Scheiben.
»Hier sind Sie ungestört. Wo ist eigentlich Jutta?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich bereitet sie sich auf ihren Auftritt vor.«
»Gut. Wir sehen uns dann.«
Damit kehrte sie in ihr Büro zurück. Ich lächelte den Redakteuren zu, die an den anderen Tischen saßen, und wählte Theresas Nummer.
»Heilig.«
»Remi. Die stecken hier mitten in den Vorbereitungen.«
»Sag mal, bist du immer noch sicher, dass das eine
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