Bei Landung Liebe
lediglich, dass wir uns wie zwei normale Erwachsene verhielten.
Kapitel 12 - Isa
Am nächsten Tag brachte ich Julia zusammen mit ihren Eltern zum Flughafen. Mir war schon die letzten Wochen traurig zumute gewesen, wenn ich nur daran dachte, wie lange sie weg sein würde, und jetzt plötzlich war der Moment gekommen.
Irgendwie war die Zeit rasend schnell vergangen.
Julias Mutter heulte bereits auf dem Weg zu Flughafen und nun verbarg sie ihre Augen hinter einer großen Sonnenbrille. Als sie sich von ihrer Tochter mit ein paar letzten gut gemeinten Ratschlägen verabschiedete, konnte man an ihrer belegten Stimme erkennen, dass sie auch jetzt mit den Tränen kämpfte.
„Gib auf dich Acht, trag dein Geld immer in dem Brustbeutel, den ich dir gegeben habe, und schließ um Himmels willen immer dein Zimmer ab. Gerade in den Südländern gibt es diese Trickdiebbanden. Und vergiss die Sonnencreme nicht“, zeterte Julias Mutter, und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Zwar hatte sie schwer beleidigt getan, als sie von den Plänen ihrer Tochter erfuhr, aber letztendlich unterstützte sie diese so gut sie konnte. Was hätte ich darum gegeben, noch einmal so bemuttert zu werden? Ich wurde noch trauriger als ich ohnehin schon war, riss mich dann aber zusammen und schluckte den dicken Kloß, der sich in meiner Kehle gebildet hatte herunter.
Ich wusste, dass meiner besten Freundin der Abschied auch nicht leicht fiel und ich wollte es ihr nicht noch schwerer machen.
Julia und ihre Mutter umarmten sich. Ihr Vater boxte sie spielerisch auf den Oberarm und umarmte sie noch einmal kurz, bevor sie uns verlassen musste. Wir vereinbarten über E-Mail in Kontakt zu bleiben, drückten uns vor Julias Abflugterminal noch einmal fest, und obwohl wir beide um Fassung rangen, liefen uns doch Tränen übers Gesicht. Wir winkten ihr alle durch die Glasscheibe noch einmal zu und dann war meine beste Freundin verschwunden.
Wir gingen zum Auto und auf der Fahrt zurück sagte keiner etwas. Julias Vater setzte mich zu Hause ab, ich dankte ihm und ging hinauf in unsere Wohnung. Ich hoffte mein Bruder wäre zuhause, aber die Wohnung war verlassen und still. Dass Ryan nicht da war, kam mir aber entgegen.
Traurig setze ich mich vor den Fernseher und zappte lustlos durch die Sender. Eine gähnende Leere machte sich in mir breit. Meine Freundin fehlte mir schon jetzt. Ich fühlte mich so verlassen. Kurz bereute ich, dass ich ihr das Auslandssemester nicht ausgeredet hatte. Julia hätte sicherlich auf meinen Rat gehört. Allerdings hätte ich mit diesem egoistischen Schachzug meine Position als beste Freundin schamlos missbraucht und mein schlechtes Gewissen hätte mich sicher mehr geplagt als diese seltsame Melancholie, die mich nun heimsuchte.
Das Nachmittagsprogramm war grauenhaft. Kurz überlegte ich meine Sachen zu packen, um mich im Park um die Ecke in die Sonne zu legen, aber mir fehlte einfach die Lust. Schließlich blieb ich bei einer Dokumentation über einen Überlebenskünstler hängen, den man in der Wildnis Alaskas ausgesetzt hatte.
Eine Stunde später wurde ich von einem verlockenden Duft geweckt. Markus hielt mir einen leckeren Döner von unserem Lieblingsimbiss vor die Nase.
„Du bist ein Engel“, murmelte ich schläfrig. Ich gähnte und streckte mich ausgiebig.
„Ich habe dich gar nicht kommen gehört.“
„Du hast auch geschlafen wie ein Baby.“
Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. Es war mir unangenehm, dass ich hier eingeschlafen war. Genau genommen war ich soeben auf Ryans Bett eingeschlafen.
„Wo ist Ryan?“
„Der ist joggen gegangen.“
„Kommst du mit auf den Balkon? Ich würde gerne draußen essen.“
„Klar. Geh schon mal, ich hol uns noch etwas zu trinken.“
Ich erhob mich vom Sofa und ging durch unsere Küche auf den kleinen Balkon. Nachdem ich meinen Döner aus der Alufolie befreit hatte, setze ich mich und legte die Beine auf das Balkongeländer.
Markus stellte zwei Flaschen Cola auf den kleinen Tisch und gesellte sich dann zu mir. Wir redeten über Gott und die Welt. Er erzählte mir von seinem Job und unterhielt mich mit witzigen Geschichten von den Leuten aus seiner Clique. Oh, wie hatte ich das vermisst. Bevor meine Eltern ums Leben kamen, war ich mit meinem Bruder nicht so gut ausgekommen. Wir verstanden uns zwar, aber die dicksten Freunde waren wir nicht. Der Unfall unserer Eltern hatte uns jedoch enger zusammengeschweißt.
Wenn mir jemand gesagt
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