Bei Landung Liebe
räumen, als plötzlich eine Stimme hinter mir säuselte: „Hallo, schöner Mann.“
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da hinter mir an der Theke stand.
„Hallo Paula“, antwortete ich automatisch und konzentrierte mich angestrengt darauf einen Wasserfleck von einem der Gläser zu polieren.
Was wollte die denn schon wieder hier? Dummerweise war ich heute alleine an der Theke. Somit konnte ich mich nicht einfach aus dem Staub machen. Sie war letzte Woche drei Mal hier gewesen, da hatte ich aber stets mit einem Kollegen Dienst und konnte mich rechtzeitig verdrücken, um Getränkenachschub aus dem Lager zu holen, oder unter einem anderen Vorwand zu verschwinden.
„Was darf es sein?“, fragte ich und wandte mich ihr zu. Ich warf mir das Handtuch, mit dem ich eben noch die Gläser nachgetrocknet hatte, über die Schulter, lehnte mich an den Schrank hinter mir und verschränkte die Arme.
Sie tippte sich nachdenklich mit einem ihrer Plastik-Fingernägel an die grellrot geschminkten Lippen, während ich sie argwöhnisch betrachtete. Ihre akkurat zurecht gezupfte Kurzhaarfrisur wurde von solchen Unmengen Haarspray an Ort und Stelle gehalten, dass selbst ein Eimer kaltes Wasser ihr vermutlich nichts anhaben konnte. Ebenso wenig wie dem zentimeterdicken Make-up. Wer zum Teufel ging derart aufgestylt in ein Fitnessstudio? Hier kam man her um sich auszupowern, seinem Körper alles abzuverlangen und zu schwitzen. Viele Frauen, die das Studio besuchten, waren zwar auch geschminkt, aber weitaus dezenter als es bei Paula der Fall war. Sie musterte mich mit ihren kalten, grauen Augen.
„Was kannst du denn empfehlen?“, gurrte sie und schwang sich auf einen der Hocker. Obwohl sie offenbar nicht vor hatte, eines unserer Geräte zu benutzen trug sie einen engen schwarzen Gymnastikanzug.
„Vor dir steht die Karte. Such dir etwas aus.“
„Keine persönliche Empfehlung? Na so was. Ich wusste gar nicht, dass hier unzulänglich ausgebildetes Personal beschäftigt wird. Ob das der Geschäftsführer weiß?“
Sie zog gespielt gekränkt einen Schmollmund. Ich hatte weder Lust auf Spielchen, noch würde ich mich von dieser aufgetakelten Zicke erpressen lassen.
„Ich bin mir sicher, auf der Karte findest du etwas, dass du möchtest.“
Ich versuchte, möglichst gelassen zu wirken, aber am liebsten hätte ich Paula einfach des Studios verwiesen.
Die Karte lag immer noch unaufgeschlagen vor ihr.
„Was ich möchte, weiß ich genau, nur steht das sicher nicht hier drin“, erwiderte sie, tippte mit einem ihrer giftgrün lackierten Fingernägel auf die Getränkekarte und taxierte mich.
„Was willst du dann?“
Langsam hatte ich genug von diesen Andeutungen.
„Einen Erdbeersmoothie und dass du aufhörst, mich hinzuhalten.“
„Wie kommst du darauf, dass ich dich hinhalte?“
Ich nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte den Smoothie ein.
„Ich kenne deinen Schichtplan. Zwei von drei Mal, als du mich wegen der Arbeit vertröstet hast, hattest du gar nicht Dienst.“
Ich stellte das Getränk vor Paula ab und musterte sie. Woher kannte sie meinen Schichtplan? Der hing im Aufenthaltsraum des Personals und für den brauchte man einen Schlüssel. Vermutlich war sie über Nils und durch irgendeinen Vorwand an den Plan gekommen. Diesem Biest musste man offensichtlich alles zutrauen.
„Wer sagt denn, dass ich nur einen Job habe?“
„Ach, wenn das so ist, wirst du nicht weiter auf diesen hier angewiesen sein“, flötete sie. Ich erwiderte nichts, sondern nahm einen Trinkhalm aus der Schublade und stieß ihn in das Getränk.
„Ich bin nicht von gestern. Ruf mich innerhalb einer Woche an, oder …“
Sie ließ den Satz unvollendet, zog einen Geldschein aus ihrer Hosentasche und legte ihn vor sich auf den Tresen.
„Oder was?“, hakte ich nach.
Ich nahm den Schein, legte ihn in die Kasse und gab Paula das Wechselgeld.
„Vielleicht werde ich dann meiner Freundin erzählen, wie ich zufällig beobachtet habe, dass das Geld eben nicht in die Kasse, sondern in deine Tasche gewandert ist.“
Das war ja wohl der Gipfel! So viel Unverfrorenheit hatte ich selten erlebt.
„Das glaubt Nils dir nicht. Meine Kasse stimmt“, erwiderte ich eisig.
Sie zog den Trinkhalm aus dem Glas und leckte ihn mit ihrer Zungenspitze ab. Dabei betrachtete sie mich durch ihre halb geschlossenen Lider. Sollte das verführerisch wirken? Falls ja, dann trat eher die gegenteilige
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