Bei Landung Liebe
sich darauf überhaupt vorbereiten? In mir tobte ein Orkan der Gefühle, aber ich gab mich cool.
„Isa, ich möchte dir gerne jemanden vorstellen. Eine der wichtigsten Frauen in meinem Leben.“
Oh Gott. Jetzt redete er auch noch um den heißen Brei. Los mach schon. Stich endlich zu, aber vergiss bitte nicht, das Messer auch noch umzudrehen. Aber statt es kurz zu machen, musste er den Moment meiner Demütigung wohl noch eine Weile hinauszögern. All die Schikanen, die ich als Kind ertragen hatte, waren nichts im Vergleich zu dem hier. Ryan konnte sich auf etwas gefasst machen, wenn wir wieder zu Hause waren. Er brauchte nicht zu glauben, dass er sich weiter in meiner Wohnung breitmachen konnte. Sollte er sich doch solange ein Hotelzimmer nehmen. Von mir aus konnte er auch auf der Straße schlafen!
„Isa, meine Stiefschwester Casey.“
Stiefschwester ?!
Mir stockte der Atem.
„Hi“, begrüßte mich Casey und schnippte den Stummel ihrer Zigarette in die Luft, bevor sie mir die Hand gab. Wie paralysiert beobachtete ich die Funken, die entstanden, als die Zigarette wieder auf der Straße landete.
Kraftlos erwiderte ich den Händedruck, unfähig etwas zu antworten.
Ryan hatte eine Stiefschwester? Und ich war gleich der festen Überzeugung, dass dies seine Freundin sein musste. Ich war völlig neben der Spur. Warum erwähnte er bisher nie etwas davon? Das war Ryans Stiefschwester?
Ich Idiotin. Ryan war die ganze Woche so nett zu mir gewesen. Manchmal glaubte ich sogar, dass er mit mir flirtete und ich ging immer vom Schlimmsten aus. Ich schämte mich für meine dummen, voreiligen Schlüsse.
„Casey lebt in New York“, erklärte er mir.
„Und eigentlich sollte ich gar nicht hier sein“, ergänzte sie.
Sie zündete sich wieder eine Zigarette an und zog genauso heftig wie eben daran.
„Schön dich kennenzulernen“, brachte ich endlich hervor.
„Casey und mein Dad haben nicht gerade das beste Verhältnis.“
„Falsch Ryan, wir haben gar kein Verhältnis.“
Ich hörte, wie er leise lachte. Dieses wunderbare, tiefe Lachen.
„Mein Dad ist der Meinung, dass Schauspielerei kein richtiger Beruf ist.“
„Und deshalb hat er mich auf die Straße gesetzt und mir gesagt, ich solle erst wieder auftauchen, wenn ich eine ordentliche Arbeit habe“, fuhr Casey fort. Sie sah immer wieder nervös zum Haus.
„Beruhige dich, Casey. Ich habe eben gesehen, wie sich Mrs. Brewer auf meinen Dad gestürzt hat. So schnell kommt er dort nicht weg.“
„Ich bin ruhig“, erwiderte Casey, doch man konnte an der Glut der Zigarette sehen, wie ihre Hand zitterte.
„Mein Dad kann ziemlich furchteinflößend sein, aber im Grunde genommen hat er meine kleine Schwester echt gern.“
„Lass dir nichts erzählen Isa, eigentlich ist er der Kleine von uns beiden. Immerhin bin ich zwei Jahre älter“, erklärte Casey an mich gewandt.
„Und wann geht es wieder heimwärts?“
Diesmal richtete sie die Frage an Ryan.
„Morgen um elf.“
„Ryan, ich mach wieder die Fliege. Ich treffe mich noch mit Freunden, bevor ich den Mietwagen zurückbringen muss und außerdem weißt du, was los ist, wenn er mich sieht.“
Casey trat auf Ryan zu und umarmte ihn.
„Bye, Schwesterchen“, murmelte Ryan und drückte sie an sich.
Er ließ sie los und Casey wandte sich an mich. Erst wollte sie mir die Hand geben, aber dann zog sie mich an sich und drückte mich fest.
„Pass gut auf meinen kleinen Bruder auf, hörst du. Wehe du ärgerst ihn“, warnte sie mich, bevor sie sich wieder ans Steuer setze. Sie kurbelte das Fenster runter und startete den Motor des Wagens. Caseys Blick wanderte zwischen Ryan und mir hin und her.
„Nächstes Mal kommst du mich in New York besuchen und bring deine Freundin ruhig mit“, sagte sie, legte den Gang ein und brauste davon. Ich wollte noch erwidern, dass ich gar nicht Ryans Freundin war, aber das Aufheulen des Motors hätte meine Worte sowieso verschluckt.
Schweigend sahen wir den Rücklichtern ihres Wagens nach. Das war alles zu viel. Bis vor zehn Minuten dachte ich, Ryan hätte hier noch eine Freundin, von der er nichts erzählte, und nun hatte er plötzlich eine Stiefschwester?! Caseys letzte Worte hingen noch in meinen Ohren und mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Ich Ryans Freundin? Absurd.
Aber Ryan hatte ihr nicht widersprochen. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich nur wegen der irritierenden Wirkung seines Körpers zu ihm hingezogen fühlte. Aber ich konnte mich nicht
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