Bei null bist du tot
Es ist … barbarisch.«
Bartlett nickte. »Attila der Hunne fällt mir da ein. Trevor hat mir gesagt, dass Grozak bösartig ist, aber so etwas kann man sich erst vorstellen, wenn –«
»Ich brauche ein Flugzeug, Bartlett«, sagte Brenner, der gerade aus der Bibliothek kam. »Besorgen Sie mir einen Hubschrauber, der mich nach Aberdeen bringt, und sehen Sie zu, dass dort ein startbereiter Jet auf mich wartet.«
»Wird gemacht.« Bartlett ging zum Telefon auf dem Tischchen in der Eingangshalle. »Wo fliegst du denn hin?«
»Nach Luzern. Trevor und ich können uns nicht einigen, wer der Henker war. Ich will mich ein bisschen umsehen, vielleicht kann ich was Genaueres in Erfahrung bringen.« Er schaute Jane an. »Wie geht’s Mario?«
»Nicht gut. Er ist am Boden zerstört. Was hatten Sie denn erwartet?«
»Ich hätte erwartet, dass er furchtbar wütend wäre, aber nicht, dass er zusammenbricht. Ich hätte erwartet, dass er sich mit mir um einen Platz in dem Flugzeug nach Luzern prügeln würde.«
»Er ist nicht Sie, Brenner.« Sie ging in Richtung Bibliothek. »Geben Sie ihm eine Chance.«
»Ich gebe ihm eine Chance, wenn er mir nicht damit kommt, Trevor wäre schuld am Tod seines Vaters«, erwiderte er kalt. »Falls er es doch tut, dann gnade ihm Gott.« Er wandte sich zum Gehen. »Trevor hat mich gebeten, die Wachen in Alarmbereitschaft zu versetzen, bevor ich abreise. Ruf mich, sobald du eine Bestätigung für den Hubschrauber hast, Bartlett.«
Bartlett telefonierte gerade und nickte nur.
Alles geriet in Bewegung. Bartlett legte seine übliche Effizienz an den Tag und Brenner war nicht länger der lässige Aussi, den sie im Flugzeug kennen gelernt hatte, dachte Jane. Er war ungeduldig, aggressiv und entschlossen, seinen Freund in Schutz zu nehmen. Sie konnte seine Reaktion verstehen, ihr ging es ähnlich wie ihm.
Die Tür zur Bibliothek stand offen und sie sah, wie Trevor gerade das Video in einen Umschlag schob. Er wirkte völlig ausgelaugt. Diesen Ausdruck grenzenloser Erschöpfung und Enttäuschung hatte sie noch nie bei ihm gesehen. Sie zögerte. »Alles in Ordnung?«
»Nein.« Er warf den Umschlag auf den Schreibtisch. »Mir ist zum Kotzen zumute. Und ich frage mich, warum die menschliche Spezies sich nicht weit genug entwickelt hat, damit wir von Typen wie Grozak verschont bleiben.« Er schaute sie an. »Hat Mario dich davon überzeugt, dass ich ein kaltblütiger Schweinehund bin?«
»Sei nicht albern. Ich mag vielleicht manchmal ein weiches Herz haben, aber ich habe keine weiche Birne. Wie solltest du am Tod seines Vaters schuld sein? Grozak hat Mario eine fette Lüge aufgetischt.« Sie schluckte. »Und du wärst niemals fähig, die Kaltblütigkeit aufzubringen, Mario Briefe seines Vaters vorzuenthalten, nur damit er weiter an den Übersetzungen arbeitet.«
»Wirklich nicht?« Er hob die Brauen. »Bist du dir da ganz sicher?«
»Ja, ich bin mir sicher.« Sie runzelte die Stirn. »Und ich bin nicht hergekommen, um dich vor dir selbst in Schutz zu nehmen. Es hat mich schon genug Nerven gekostet, auf Mario einzureden, um ihn zur Vernunft zu bringen.«
»Und? Hattest du Erfolg?«
»Nein, er ist zu sehr damit beschäftigt, jedem außer sich selbst die Schuld am Tod seines Vaters zu geben, was wahrscheinlich verständlich ist.« Ihre Lippen spannten sich. »Aber irgendwann war es vorbei mit meiner Geduld und Diplomatie. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt und ich habe ihm gesagt, er solle gefälligst auf den Teppich kommen und der Wahrheit ins Auge blicken.«
Trevor zeigte ein schräges Lächeln. »Das klingt wirklich nicht nach Diplomatie.«
»Er hat kein Recht, dir die Schuld in die Schuhe zu schieben, auch wenn er noch so sehr unter Schock steht. Wenn du willst, dass er weiter an der Übersetzung arbeitet, wirst du ihn erst mal beruhigen müssen.«
»Nicht zu fassen. Du verteidigst mich tatsächlich.«
»Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn jemand zu Unrecht zum Sündenbock gemacht wird. Darauf brauchst du dir nichts einzubilden.«
»Nichts würde mir ferner liegen.«
»Ich hoffe, dass ich es mir mit Mario nicht komplett verdorben habe. Er ist ein netter Kerl, und wenn wir ihm genug Zeit lassen, wird er sich seine Mitschuld vielleicht eingestehen und aufhören, dich für den Tod seines Vaters verantwortlich zu machen.«
»Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben.«
»Wieso diese Eile?« Sie setzte sich in den Besuchersessel vor dem Schreibtisch. »Warum tötet Grozak den
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