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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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ausschließlich mit den Leuten von der Reliance darüber sprechen.
    „Wir werden versuchen, alles möglichst
lautlos zu erledigen“, schloß ich. „Ist das recht so?“
    „Oh, vielen Dank!“ rief sie
erleichtert. „Sie können sich nicht vorstellen, wie froh ich bin, daß Madame
Alderton in ihrer Ruhe nicht gestört wird.“
    „Sie scheinen eine große Zuneigung für
sie zu haben. In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihr?“
    „Ich bin ihre Gesellschaftsdame.“
    „Sind Sie nicht noch sehr jung für
eine solche Aufgabe?“
    „Ich bin zweiundzwanzig und... Ja,
schon gut!“
    Der ordinäre Klang, den die Wörter in
ihrem Mund annahmen, überraschte mich.
    „Schon gut“, wiederholte sie. „Warum
soll ich’s Ihnen verschweigen? Ich bin halb ihre Gesellschaftsdame, und halb
bin ich ihre Adoptivtochter. Madame Alderton ist eine herzensgute Frau. Sie hat
mich... wie sagt man? ... Ja, aus der Gosse aufgelesen! Hört sich etwas
melodramatisch an, beschreibt aber ziemlich genau, worum es geht.“
    Das Ordinäre in ihrer Stimme
verwandelte sich in Bitterkeit.
    „Ich war damals achtzehn. Ohne Madame
Alderton wüßte ich nicht, was aus mir geworden wäre. Oder besser gesagt, ich
weiß es nur zu gut! Auch das hört sich wieder wie ein Klischee an, nicht wahr?
Madame Alderton hat mich aufgelesen und das aus mir gemacht, was ich heute bin.
Das werde ich ihr niemals vergessen! Wenn ich auch nur den leisesten Verdacht
hätte, daß man ihr etwas Böses antun will...“
    Ich glaubte ihr aufs Wort. In diesem
Augenblick glich sie einer Löwin. Ich hab aber auch ein Talent, auf solche
Exemplare zu stoßen!
    Plötzlich lachte sie laut auf.
    „Sehen Sie, so bin ich! Es hörte sich
an, als würde ich Sie bedrohen. Entschuldigen Sie bitte... Ich lasse mich sehr
schnell hinreißen...“
    „Entschuldigung angenommen“, sagte
ich. „Und niemand will Ihrer Madame Alderton etwas Böses tun... Apropos, waren
Sie zu dem Zeitpunkt des Diebstahls bereits in den Vier Pinien ?“
    „Ja.“
    „Dann kannten Sie auch Monsieur
Dubaille?“
    „Ja.“
    „Und was war das für einer, der
Monsieur Dubaille?“
    „Ein sehr netter Kerl.“
    „Ein sehr netter Kerl? Immerhin ist er
mit dem Schmuck seiner... äh... Gönnerin abgehauen!“
    „Ah, ja, das stimmt...“ Sie biß sich
auf die Lippen. „So meinte ich das auch nicht. Ein netter Kerl, damit meine
ich, daß er sehr charmant war, liebenswürdig, angenehm im Umgang. Daß er den
Schmuck gestohlen hatte, hat uns alle sehr überrascht, das kann ich Ihnen
sagen!“
    Brav lieferte sie mir Details über
Dubailles Person und die näheren Umstände des Diebstahls, aber durch sie erfuhr
ich nichts Neues. Als Gegenleistung wollte sie von mir liebend gerne wissen,
welche Spur ich entdeckt hätte. Ich antwortete ausweichend. Im Moment sei es
noch verfrüht, jemanden ins Vertrauen zu ziehen.
    „Na schön“, sagte sie
fröhlich-resigniert. „Ich möchte Ihnen nicht Ihre kleinen Geheimnisse
entlocken. Aber ich bin optimistisch. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das
Gefühl, daß Sie Erfolg haben werden.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Es ist Zeit für
mich. Ich muß unbedingt nach Cannes telefonieren, um zu erfahren, wie es Madame
Alderton geht. Sie kennt natürlich nicht den wirklichen Grund meiner Reise nach
Paris. Ich mußte auf eine kleine Notlüge zurückgreifen...“
    Bei dem Gedanken daran mußte sie
lächeln. Sie stand auf, und ich erhob mich ebenfalls.
    „Ich freue mich sehr, Sie
kennengelernt zu haben, Monsieur Burma“, sagte sie. „Und vielen Dank, daß Sie
mir Ihre Diskretion zugesichert haben... Ich werde noch ein paar Tage in Paris
bleiben. Falls Sie mich brauchen, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Und halten
Sie mich bitte auf dem laufenden, das wäre sehr nett von Ihnen.“
    „Sie können sich darauf verlassen. In
welchem Hotel sind Sie abgestiegen?“
    „In gar keinem. Ich wohne in der Rue
de l’Alboni 4a. Das ist die Pariser Wohnung von Madame Alderton. Also dann, auf
Wiedersehen. Ich bin sicher, daß Sie Erfolg haben werden“, wiederholte sie.
„Ich hoffe, Madame Alderton wird es bald besser gehen, so daß sie Ihre
freudigen Nachrichten entgegennehmen kann.“
    „Tja... wissen Sie... Wenn Sie sich da
mal nicht täuschen! Ich könnte Schiffbruch erleiden. Aber Sie haben recht: Wir
sollten vom Gegenteil ausgehen! Aber sagen Sie, der Schmuck gehört doch
inzwischen der Reliance, nicht wahr? Warum sollte es für Madame Alderton
eine freudige Nachricht sein, wenn ich ihn

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