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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Verstehen Sie? In Vivonnets Kopf fing es an zu rauchen. Er fand
plötzlich wieder Gefallen an den Juwelen, weil er kapierte, daß Sie ebenfalls
hinter der Beute her waren.“
    „Ja, ja... Und was ist passiert,
nachdem ich euren Landsitz so Hals über Kopf verlassen hatte? Sie waren ja in
voller Aktion. Hab sogar einen Schuß gehört.“
    „Der ist von selbst losgegangen. Ohne
jemanden zu verletzen, zum Glück. Das hat uns wieder zur Vernunft gebracht. Mir
ist als erstem klargeworden, daß alles dummes Zeug war und wir Unsinn geredet
hatten. Wir haben uns wieder vertragen. Aber um Sie zu verfolgen, war schon
zuviel Zeit vergangen. Außerdem war es in dem Moment wichtiger, einen anderen
Schlupfwinkel zu finden. Dort wären wir nicht mehr sicher, meinte Vivonnet. Und
was solche Verstecke angeht, das bringt ihn nicht in Verlegenheit. Wir sind
also schnellstens umgezogen. Das Haus, das Sie kennen, war möbliert gemietet
worden, von einem Strohmann oder von dem Strohmann eines Strohmanns. Das ist ja
das Gute bei Vivonnet, wenn alles glatt geht. Aber es geht nicht immer alles
glatt. Vor allem, wenn er Schiß kriegt und den Kopf verliert. Und Sie können
sich rühmen, ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben. Sie hätten sein Gesicht
gesehen und erkannt, jammerte er, und Sie würden ihm auf die Pelle rücken. ,Ich
weiß nicht, was dieser Privatflic sucht’, hat er gesagt, ,aber die Juwelen sind
es jedenfalls nicht.“ Dann hat er mir Vorwürfe gemacht. Wär alles meine Schuld,
wenn ich ihm nicht von dem Schmuck erzählt hätte, dann würde er jetzt nicht in
der Sache drinstecken. Am liebsten würde er alles sausenlassen. Kurz gesagt, er
verlor den Überblick. Inzwischen hat er sich wieder gefangen, glaube ich.
Pierrot war auch ziemlich von der Rolle. Das war einer, der nicht viel sprach,
aber wenn er den Mund auftat, dann nicht, um zu sagen, welche Stunde geschlagen
hatte.“
    „Doch: seine letzte.“
    „Seine letzte? ...Ach so! ...Wissen
Sie, was er gesagt hat?“
    „Ich kann’s mir denken: Er hat
vorgeschlagen, mich um die Ecke zu bringen.“
    „Genau! Er sagte, er würde die Klunker
nicht einfach so abschreiben. Und das mit Ihnen, das wär ganz einfach: Da Sie
offensichtlich nichts über die Beute wüßten, aber trotzdem eine Gefahr
darstellen würden, wär’s am besten, Sie einfach abzuknallen.“
    „Und genau das hat er kurz darauf
versucht.“
    „Ja. Wir haben’s später erfahren.
Sofort, nachdem wir uns in einem anderen Versteck verkrochen hatten, ist er
abgehauen, um Sie zu erledigen.“
    „Er hat also auf eigene Faust gehandelt?“
    „Ja. Als er vorschlug, Sie
umzubringen, hat Vivonnet lauthals protestiert. Vivonnet hielt überhaupt nichts
davon.“
    „Aber alles sausenzulassen, davon
hielt er viel, nicht wahr?“
    „Sah ganz so aus... Jedenfalls hielt
er es nicht für sehr schlau, Sie zu erschießen.“
    „Nein, denn... Erzählen Sie weiter,
Bastou. Wie habt ihr auf die Nachricht reagiert, daß am Sonntag eine unbekannte
Leiche am Teich von Saclay gefunden worden war?“
    „Ach, mich hat das völlig
kaltgelassen. Und daß es um Fredo ging, darauf wär ich nie gekommen. Vivonnet
hat die Nachricht anscheinend auch nicht grade umgehauen. Aber erfreut war er
nun auch wieder nicht. Weil die Flics auf unser ehemaliges Versteck gestoßen
waren, verstehen Sie? Vivonnet hat sich damit beruhigt, daß er schließlich den
Mann nicht umgelegt hätte und daß zwischen ihm und uns kein Zusammenhang
hergestellt werden könnte.“
    „Allerdings nicht. Und Pierrot, was
hat der dazu gesagt?“
    „Nichts. Hat nur Zeitung gelesen,
sonst nichts.“
    „Klar, um zu sehen, ob über mein
tragisches Ende berichtet wurde. Apropos Zeitungen: Der Crépu hat die
Adresse von Madame Pellerin angegeben, das heißt des Hauses, in dem wir uns zur
Zeit befinden.“
    „Ich weiß.“
    „Vivonnet hat die Adresse bestimmt
auch gelesen. Hat er keine Bemerkung darüber gemacht?“
    „Nicht daß ich wüßte. Alles, was ihn
an die Juwelen erinnerte, hat er von sich ferngehalten. Er war entschlossen,
nicht mehr daran zu denken. Am Montagabend dann hat Vivonnet ein
Telefongespräch zwischen Pierrot und Ihnen belauscht. Dadurch erfuhr er von
Pierrots Alleingang. Und da hat er durchgedreht. Mit dem Ergebnis, daß es jetzt
keinen Pierrot mehr gibt. Die gefährliche Stimmung hat mich nervös gemacht, und
ich hab mir überlegt, wie ich mich aus dem Staub machen könnte. Gestern dann
haben die Zeitungen berichtet, daß der Tote von

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